8. Mai: Gedenktag und Verpflichtung
16. Mai 2020
Ja, den 8. Mai 2020, den 75. Jahrestag der Befreiung Deutschlands von Faschismus und Krieg, hatten wir Antifaschistinnen und Antifaschisten uns eigentlich anders vorgestellt. In feierlichem und würdigem Rahmen wollten wir der Befreiung, der Befreier und der Opfer des Naziregimes und des von ihm begonnenen Krieges gedenken – des Krieges, der von Deutschland aus seinen Anfang nahm, der am 8. Mai 1945 in Deutschland endete und der Abermillionen Menschenleben kostete.
Aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung und doch wurde gedacht. Am Mahnmal am Hansaring, am Westfriedhof, am Mahnmal Bartholomäus-Schink-Straße, in Brauweiler, am Deutzer Rheinufer und an vielen anderen Stätten des mörderischen Terrors wurden Blumen niedergelegt, gab es kleine Kundgebungen, hieß es: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Der Krieg, den die Nazis mit dem Überfall auf Polen begannen, war ein Raubkrieg, kein Verhängnis, das vom Himmel gefallen wäre. Er folgte einer rationalen, langfristigen Planung, bei der es um Rohstoffe, Agrarland, Sklavenarbeiter(innen), kurz: um Maximalprofit ging. Der Faschismus war brutalst auf die Spitze getriebener Imperialismus, von dem vor allem die großen Konzerne profitierten (wobei auch für viele Angehörige des deutschen „Herrenvolkes“ etwas abfiel).
Begründet wurden Mord und Terror aber anders: Antikommunismus, Antisemitismus (beides zusammengefasst im Bild des „jüdischen Bolschewismus“), Hass gegen Slawen waren die ideologischen Versatzstücke, die den Mord an 6 Millionen jüdischer Deutscher, 5,6 Millionen polnischer Menschen, etwa 25 Millionen sowjetischer Bürgerinen und Bürger und unzähligen Menschen anderer Nationalitäten ermöglichten. Ich schreibe bewusst „Mord“, denn auch diejenigen, die im Krieg „gefallen“ sind, wurden Mordopfer des Hiterfaschismus. Einige Tausend dieser Opfer starben in Köln (meist als Zwangsarbeiterinnen Zwangsarbeiter) und wurden beispielsweise auf dem Westfriedhof beerdigt.
75 Jahre nachdem die Truppen der Alliierten sowie Partisaninnen und Partisanen in vielen von den Faschisten besetzten Ländern Europa befreit haben, wofür auch und gerade wir Deutschen ewig dankbar sein müssen, kommt allerdings der Eindruck auf, das es mit der Dankbarkeit so weit nicht her sein kann. Nicht nur, das vor gut 20 Jahren Deutschland als NATO-Mitglied wieder einmal Belgrad bombardierte, es geht, ideologisch, politisch und militärisch auch heute wieder gegen Russland. Moskau wurde durch die NATO militärisch eingekreist, NATO-Truppen stehen direkt an seinen Grenzen.
Diese Politik der Aufrüstung auf allen Feldern gegenüber Russland ist nicht nur aus historischen Gründen eine Schande für unser Land, sie ist auch brandgefährlich und kostet bereits heute Menschenleben. Jeder Euro und jeder Cent, die in die Rüstung gesteckt werden, stehen für Bildung, für bezahlbare Wohnungen, für Krankenhäuser und Pflegeheime nicht mehr zur Verfügung. Sie fehlen selbst einem so reichen Land wie der Bundesrepublik Deutschland, gerade in Zeiten einer weltweiten gesundheitlichen Krise.
Der 8. Mai 2020 verpflichtet uns deshalb, für eine andere, eine Friedenspolitik gegenüber Russland einzutreten – in unser aller Interesse. Ein Ausstieg aus der nuklearen Teilhabe und damit der Abzug der US-Atomraketen könnte ein Anfang sein.
Wir danken allen Personen, die sich am Gedenken zum 8.Mai beteiligt haben. Vielen Dank auch für die zahlreichen Bilder, die uns von verschiedenen Personen und Organisationen zu geschickt worden sind. Eine kleine Auswahl ist im Artikel bereits zu sehen, weitere können in unserer Galerie angeschaut werden
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