Gedenken an die hingerichteten Ehrenfelder Edelweißpiraten, Zwangsarbeiter und andere Widerstandskämpfer

5. November 2014

Gedenkveranstaltung am Montag, 10. November in Ehrenfeld

Am 10. November jährt sich zum 70. Mal der Tag, an dem an der Bartholomäus-Schink-Straße, der ehemaligen Hüttenstraße, 13 Menschen, darunter einige Ehrenfelder Edelweißpiraten, ohne Gerichtsurteil und öffentlich vor über 400 Zuschauern von Helfern des NS-Regimes exekutiert wurden.
Zugleich soll der Pogromnacht am 9. November 1938 und der Ermordung von 11 Zwangsarbeitern am 25. Oktober 1944 gedacht werden.

Treffpunkt Körnerstraße in Ehrenfeld (an der ehemaligen Synagoge), 18 Uhr, ab 19 Uhr Beginn der Gedenkveranstaltung an der Bartholomäus-Schink-Str./Ecke Schönsteinstr. vor der Gedenktafel

„Krieg im 21. Jahrhundert verhindern“

5. November 2014

Demonstration in Kalkar am 3. Oktober

kalkar
Die Demonstration „Den Roboter-Krieg im 21. Jahrhundert verhindern!“ gegen den NATO-Stützpunkt in Kalkar am 3. Oktober konnte mit 750 Demonstranten eine Verdreifachung der Teilnehmerzahl zum Vorjahr verzeichnen. Viele Bündnispartner hatten mit aufgerufen. Darunter auch viele, die vorher nicht als Unterstützer aufgelistet wurden, so die regionalen Friedensforen des Ruhrgebiets. Konstantin Wecker rief auf seiner Startseite nach Kalkar auf, auch weitere Künstler wiesen darauf hin. (Auch aus Köln fuhr ein Bus über Düsseldorf nach Kalkar, d. Red.)
Die Rednerin der VVN-BdA und Gewerkschafterin Andrea Randerath, berichtete, wie man die Öffentlichkeit nur sehr zurückhaltend darüber informiert, was in Kalkar läuft.
Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN/BdA verwies auf Flugunfälle im militärischen Zuständigkeitsbereich von Kalkar und fragte: „Wie leicht kann da der Funke überspringen und es kommt zum großen Krieg?“
Andrej Hunko kritisierte, dass die Rüstungsindustrie auf Kosten der sozialen und Bildungsaufgaben des Staates ihren privaten Gewinn davonträgt, wenn wie hier Unsummen in die Infrastruktur der Armee aufgewandt werden.
Bernhard Trautvetter vom Essener Friedensforum warnte davor, dass man konkret auf den Tagungen des Joint Air Power Competence Center – die nächste ist im November, in 6 Wochen – die Orientierung ausgibt, dass ein großer Krieg (major war) erwartet wird, den man dann vorzubereiten habe, um mit „offensiven Instrumenten für Schläge“ den Erfolg davon tragen zu können. Eine Tagung, die derart flagrant gegen das Grundgesetz verstößt, gehöre verboten, die Einrichtung müsste entsprechend geschlossen werden und Konversion der NATO-Infrastruktur in Kalkar sei die Lösung. Es besteht ein großer Bedarf an solchen Einrichtungen der Konversion, auch für den Austausch der vielen jungen FriedensfreundInnen mit den erfahrenen Kräften, die seit den ersten Ostermärschen vor über 50 Jahren dabei sind. Alle beteiligten Seiten zeigten sich daran interessiert, solche Möglichkeiten zu schaffen.
Künstler trugen auf der Abschlusskundgebung den Text von Bertolt Brecht vor, den er 1952 für die Wiener Friedenskonferenz für Völkerverständigung geschrieben hat, demzufolge das Gedächtnis der Menschheit so kurz ist: „Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.“
Die Friedensdemonstranten vereinbarten, solange mit immer mehr Menschen zusammen wiederzukommen, bis die Einrichtung für die „Kriegsführung im 21. Jahrhundert“ (NATO-Konferenztitel 2012 in Kalkar) Geschichte ist.
Einige der Reden sind im Wortlaut auf der Internetseite der VVN-BdA NRW dokumentiert.

Bernhard Trautvetter, www.nrw.vvn-bda.de

Neues vom Rechten Rand

5. November 2014

Am 13. Oktober gab der Kölner Ableger der rassistischen „German Defence League“ (GDL) seine Auflösung bekannt. Kritisiert wurde u.a. die „schwache Führung“ der GDL. Künftig wollen die ehemaligen GDL-Akteure unter dem Label der nationalistischen „Identitären Bewegung Deutschlands“ (IBD) auftreten. Als erste Amtshandlung der nun vergrößerten Kölner IBD-Gruppe begrüßt diese den für den 26. Oktober am Kölner Hauptbahnhof angekündigten Aufmarsch des rechten Hooligan-Netzwerks „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa). Dieser war von dem Mönchengladbacher Stadtrat der extrem rechten „Bürgerbewegung pro NRW“, Dominik Roeseler, angemeldet worden, der am 12. Oktober zum stellvertretenden „Regionalleiter West“ der HoGeSa aufgestiegen ist. Offenbar hofft das rechte Hooligan-Netzwerk, dadurch seinen Einfluss auf die Kölner Fußballfan-Szene zu erhöhen.
Hier gibt es seit einiger Zeit freundschaftliche Beziehungen einer Kölner „Ultra“-Gruppierung zu einer Hooligan-Gruppe in Dortmund, die über gute Verbindungen in die Neonazi-Szene verfügt. Schon im März 2014 hatten Akteure der IBD gemeinsam mit rechten Hooligans gegen eine Kundgebung von Salafisten in Hannover demonstriert.
dittmer
Eine wichtige Rolle bei der IBD im Köln-Bonner Raum spielt derzeit Melanie Dittmer aus Bornheim bei Bonn. In den 1990er Jahren nahm Dittmer in der militanten Neonazi-Szene in NRW eine nicht unbedeutende Position ein. Die damals in Dorsten lebende Dittmer engagierte sich bei den „Deutschen Nationalisten“, einer Ersatzorganisation für bis dahin verbotenen Neonazigruppierungen. Mitte der 1990er Jahre wechselte Dittmer zu den „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) der NPD, engagierte sich für die „Kameradschaft“ Dorsten und schrieb für JN-Zeitungen und extrem rechte Fanzines. Ende der 90er Jahre kehrte Dittmer der JN den Rücken und zog nach Düsseldorf. Hier betrieb sie den „Hagalez-Versand“ und versuchte im Geschäft mit dem Rechtsrock Fuß zu fassen. Dann verlor sich Dittmers Spur.
Nun taucht sie in Bornheim wieder auf und mischt jetzt im Köln-Bonner Raum mit. Ein Foto auf der Internetseite von linksunten.indymedia zeigte Dittmer jüngst mit dem unlängst nach Bonn verzogenen Julian Fritsch (dem rechten Rapper „Makss Damage“) und Matthias Drewer, ehemals „Kameradschaft Hamm“, am Köln-Deutzer Rheinufer.
Auffällig ist eine wieder zunehmende Militanz in der Köln-Bonner Neonazi-Szene. Die gewalttätigen Übergriffe auf eine alternative Kneipe bzw. dessen Inhaber in Köln-Mülheim gehören ebenso dazu wie der Überfall einer Gruppe rechter Hooligans auf eine alternative Kneipe in Bonn Anfang Oktober.

hma

Die Kölner Gruppe des Nationalkomitees Freies Deutschland – Busfahrt nach Brauweiler

5. November 2014

,

Vom Haus Sülzgürtel 8 aus organisierte im Herbst 1944 die Kölner Gruppe des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ den Widerstand gegen das Naziregime. Sie wollte dazu beitragen, den Krieg zu beenden und einen demokratischen Wiederaufbau in Deutschland zu ermöglichen. Zu dieser größten und breitesten Widerstandsgruppe während des Krieges gehörten Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose NS-Gegner und -Gegnerinnen.

Haus Sülzgürtel 8

Haus Sülzgürtel 8

Am 24. November 1944 – vor 70 Jahren – verhaftete die Gestapo in diesem Haus die Leitung des Komitees und nahm später insgesamt 59 Mitglieder fest. Engelbert Brinker, Johannes Kerp, Otto Richter,  Wilhelm Tollmann, Max Neugebauer und Kurt Stahl  wurden von der Gestapo zu Tode gefoltert oder starben an den Folgen der Haft. Am 23. November 2014 erinnern wir an die Frauen und Männer der Widerstandsgruppe und machen eine Busfahrt  nach Brauweiler. Auf dem Gelände neben der Abtei befand sich ab September 1944 die Haftstätte des Gestapo-Kommandos Kütter. Dorthin wurden auch die verhafteten Mitglieder der Widerstandsgruppe gebracht  und bis zur Auflösung der Haftstätte am 10. Februar 1945 brutal misshandelt. Im ehemaligen Frauenhaus, dem einzig erhaltenen Trakt des Gefängnisses, befindet sich heute eine Gedenkstätte, durch die uns Josef Wißkirchen vom Pulheimer Verein für Geschichte führen wird.

Abfahrt Sonntag, 23. November 2014, 13.30 Uhr am EL-DE-Haus,  Appellhofplatz 23-25, Rückkunft gegen 17 Uhr, 10 Euro, 5 Euro ermäßigt. (Vereinsmitglieder sind frei.) Verbindliche Anmeldung unter Tel. 42 77 26, Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Begrenzung der Teilnehmerzahl auf 50. Veranstalter sind der Verein EL-DE-Haus und die VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten).

Zur Geschichte der Kölner Widerstandsgruppe:

Die Kölner Gruppe zählte im Herbst 1944 ca. 200 Personen und wurde von den Kommunisten  Engelbert Brinker, Johannes Kerp, Otto Richter, Willi Tollmann und Jakob Zorn geleitet. Das Komitee war zwar kommunistisch geprägt, sprach aber mit seiner Zielsetzung – Sturz des NS-Regimes und Herbeiführung des Kriegsendes – auch Sozialdemokraten, Christliche und Bürgerliche an. Mehr als die Hälfte der Mitglieder waren keine Kommunisten. In größeren Betrieben, in den Humboldtwerken in Deutz, im Carlswerk in Mülheim, bei IG-Farben in Leverkusen und am Güterbahnhof Gremberghoven gab es Betriebszellen. Zu anderen Firmen wie Ford, Kolb, Mercedes und der Kölner Baumwollbleicherei bestanden einzelne Verbindungen. Über die Betriebe entstanden Kontakte zu Zwangsarbeitern. Die Gruppe streute mit einem Kinderdruckkasten hergestellte Flugblätter, in denen man zur Desertion von der Wehrmacht und zur Sabotage der Kriegsproduktion aufrief: „Arbeiter und Soldaten! Keine Stunde für den Krieg! Geht nicht zur Front, kämpft mit uns für den Frieden, für die Freiheit, für die Volksfront, gegen die Nazis“. Am 24. November 1944 verhaftete Gestapo-Kommissar Kütter bei einer Razzia die Führungsspitze in ihrer Zentrale am Sülzgürtel 8. Weitere Festnahmen folgten in den Wochen danach, insgesamt 59.
Grete Humbach erinnert sich:
„Am 24. November 1944 hat es bei uns geschellt… Als ich rausgehen wollte, stand der Kommissar Kütter mit gezogener Pistole vor mir.“ Der damals 16-jährige Sohn Heinz Humbach: „Wir mussten dann alle in der Küche zunächst einmal abwarten. Inzwischen war Willi Tollmann, der auf der zweiten Etage wohnte, aus dem Fenster gesprungen. Er wurde draußen gesucht, aber zunächst nicht gefunden, weil er sich trotz seiner Verletzung in ein ausgebranntes Haus hatte schleppen können und sich dort versteckt hielt.“ Jakob Zorn: „Morgens kurz nach acht befand ich mich mit meinem Rad auf dem Weg zu unserer Zentrale auf dem Sülzgürtel. Wir hatten zu dieser Zeit große Schwierigkeiten mit der Unterbringung der Illegalen, da alle paar Wochen irgendein gutes Quartier durch Bomben vernichtet wurde. So kam es, dass im Hause Sülzgürtel 8 mehrere unserer Freunde wohnten. Als ich nach den üblichen Vorsichtsmaßregeln das Haus betrat, schien alles in Ordnung zu sein. Kaum war ich aber im Flur, da trat hinter mir ein Mann in einem grauen Lodenmantel ein… Er verlangte meine Papiere … und zeigte mir seine Polizeimarke. …Mein einziger Gedanke war, wie ich herauskommen könnte…. In diesem Augenblick betrat ein junges Mädchen das Haus und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Mädchen. Ich zielte genau auf die Kinnspitze und der Mann schlug mit dem Kopf an die Wand. Mit einigen Sätzen war ich aus dem Hause, wandte mich aber neben der Haustür sofort um und zog meine Pistole. In dem Augenblick, als der Kerl aus der Tür stürzte, schoss ich – und fehlte. Der Polizist taumelte erschreckt zurück, aber mein zweiter Schuss löste sich nicht….
Nun lief ich um mein Leben. Ich hörte hinter mir schießen, aber ich wäre ihnen zweifellos entkommen, wenn sich mir nicht auf der Luxemburger Straße ein junger Soldat in den Weg gestellt hätte. Ich geriet mit ihm so lange in ein Handgemenge bis mich die Verfolger erreichten und überwältigten.“ Heinz Humbach: „Dann sind wir abtransportiert worden, mein Vater und ich als erste. Wir wurden aneinandergefesselt ins Polizeirevier Remigiusstraße gebracht. Mein Vater hat versucht, mir heimlich zuzuflüstern, dass ich keine Aussagen machen darf. Draußen war mittlerweile  ein Auto vorgefahren, so eine Art Lieferwagen, in dem waren die übrigen Genossen schon drin… Dann wurden wir rausgefahren nach Brauweiler,  wo die Gestapo im Zellenbau ein Sonderkommando untergebracht hatte.“

Haftanstalt Brauweiler

Haftanstalt Brauweiler


Ferdi Humbach erinnert sich an Brauweiler:
„Ich wurde in eine Zelle gebracht. Es war dunkel, ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Aber ich kannte Brauweiler noch aus meiner Schutzhaftzeit und so fand ich schnell das Bett und legte mich hin. Ich war allein. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Habe ich alles richtig gemacht? Habe ich keinen Namen genannt? Zwischendurch hörte ich die Schreie der Genossen, die von der SS verprügelt wurden. Der andere Tag, Samstag, der 25. November, ist der schlimmste Tag für mich. Immer noch kein klares Bild der Dinge… Ich will mir das Leben nehmen, aber als ich die Pulsadern aufschneiden will, klappt es nicht.“ Heinz Humbach: „Dort gab es dann am laufenden Band Vernehmungen. Wir standen draußen auf dem Flur mit dem Gesicht zur Wand, Hände auf dem Rücken gefesselt und einer nach dem anderen wurde vernommen…. Eingedenk der Ermahnungen meines Vaters habe ich mich dumm gestellt. Das führte aber nur dazu, dass die Misshandlungen einsetzten. Ich wurde über einen Stuhl gelegt, der Kopf unter der Lehne durchgestreckt und dann schlugen drei dieser Gestapo-Leute mit Schemelbeinen auf mich ein. Ich bin dann bewusstlos geworden. Im Laufe der Nacht bin ich in eine Zelle eingesperrt worden, die ersten drei oder vier Tage noch auf dem Rücken gefesselt. Das waren eigentlich die schwersten Tage, weil man sich natürlich nicht bewegen konnte. Alles war sehr kompliziert: wenn man auf diesen schönen Kübel da musste. Mit auf dem Rücken gefesselten Händen kann man schlecht die Hose auf- und zuknöpfen und Essen war mehr Fressen, wie ein Hund aus der Schüssel. Ich war eigentlich relativ ruhig und gefasst, obwohl die Umstände sehr schwierig waren. Wir haben zum Beispiel die ersten drei Wochen keinen Tropfen Wasser bekommen. Man konnte sich also nicht waschen, war furchtbar verdreckt, Infektionen, Geschwüre am ganzen Körper.“

Jakob Zorn: „Der feste Bau in Brauweiler hatte nichts mehr mit den Gefängnissen gemein, die ich aus meinen früheren Jahren kannte. Hier herrschte die Gestapo uneingeschränkt. In den eiskalten Zellen gab es als Inventar eine Pritsche mit einem Strohsack und einem Tisch sonst nichts. Nie habe ich in den Monaten in Brauweiler auch nur ein winziges Stückchen Seife bekommen, keine Wäsche, nichts. In der ersten Zeit wurden wir fast alle täglich misshandelt, einige von uns wurden bei den Vernehmungen ganz einfach totgeschlagen wie Engelbert, Otto Richter und Willi Tollmann.“ Dies bestätigt auch die Aussage von Friedhofswärter G. Busch am 27. 11 1945 gegenüber Captain Ortlick, Chef der French War Crimes Mission: „Am 8. 12. 1944 habe ich Willi Tollmann (37 Jahre alt) aus der Leichenhalle  (der Anstalt) abgeholt. Er hatte Verletzungen am Handgelenk und am Hals einen roten Streifen. Engelbert Brinker habe ich am 16.12.44 abholen müssen. Nach dem Befund der Leiche muss er schrecklich gefoltert worden sein. Die ersten Glieder an sämtlichen Fingern und Zehen waren schwarz und blau… Ich habe daraus entnommen, dass ihm die Glieder durch Folterungen zerquetscht worden sind… Ich konnte sehen, dass ihm die Geschlechtsteile abgerissen worden waren. Da mir die Sache so ungeheuerlich vorkam und ich annahm, man werde mir später nicht glauben, habe ich mir den Peter F. aus Dansweiler als Zeugen herbeigeholt. Am 27.12. 1944 habe ich Otto Richter (46 Jahre alt) beerdigt. Er war ebenfalls am ganzen Körper von Schlägen schwarz und blau.“
Am 10. Februar 1945 wurde Brauweiler wegen der nahenden alliierten Truppen geräumt. Die Häftlinge des Nationalkomitees sollten vor ein in Königswinter tagendes Sondergericht gestellt werden. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Gauleiter Grohé fragte am 21. März bei Reichsleiter Bormann an, wie mit den Häftlingen verfahren werden sollte. Ein von Bormann unterzeichneter „Führerbefehl“ ordnete an „alle inhaftierten politischen Gegner und solche, deren man noch habhaft werden konnte“, zu beseitigen, d.h. zu erschießen. Zur Ausführung kam dieser Befehl nicht mehr. Die Häftlinge wurden in zwei Evakuierungstrecks nach Wipperfürth sowie in das hessische Rockenberg in Bewegung gesetzt. Der Evakuierungsmarsch nach Wipperfürth war von erschreckender Brutalität gekennzeichnet. Die Männer und Frauen mussten gefesselt marschieren. Kranke, die den Strapazen nicht mehr gewachsen waren,  wurden sterbend auf Wagen nach Wipperfürth transportiert, ebenso Tote, die am Wegesrand liegen geblieben waren. In den letzten Märzwochen wurden die Gefangenen zu Fuß nach Hunswinkel geführt, wo sie dicht gedrängt in völlig verwanzten und verlausten Barackenräumen hausten. Viele verhungerten. Erst am 11. April kam mit dem Einmarsch der Amerikaner die Befreiung. Der andere Teil der Verhafteten erlebte seine Befreiung durch die Amerikaner im dem Zuchthaus Rockenberg.

Heinz Humbach: „Eines Nachts ratterten die Panzer durch das Dorf… am anderen Morgen stellte es sich heraus, dass es amerikanische waren. Die Zellentüren wurden aufgeschlossen, wir haben uns die Entlassungspapiere ausstellen lassen und haben dann versucht, zu Fuß nach Köln zu marschieren. Wir sind aber nicht weit gekommen, da der überwiegende Teil der Leute krank war, Flecktyphus hatte, lungenkrank war. Abends sind wir von der Militärpolizei aufgegriffen worden. Der überwiegende Teil ist in stationäre Behandlung gekommen.“ Am 18. Juni 1945 brachte ein LKW der Militärregierung die Überlebenden zurück nach Köln.

Malle Bensch-Humbach
Der Text war Teil einer Textcollage, vorgetragen auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2013

Brüder im Geiste – gemeinsam gegen rassistische Hooligans und djihadistische Gotteskrieger

29. Oktober 2014

Auf der Kundgebung gegen den rassistischen Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafismus, der am 26.10. in schweren Krawallen endete, sprach auch ein Vertreter der Kölner VVN-BdA. Wir dokumentieren nachstehend seinen Beitrag:

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

liebe Freunde,

sind die Nachrichten aus Kobane, der Stadt, deren Bewohnerinnen und Bewohner seit Wochen verzweifelt um Ihre Freiheit ringen, nicht dazu angetan, heute, morgen und in Zukunft nicht nachlassend gegen die djihadistische Mörderbande, die sich „Islamischer Staat“ nennt, aktiv zu werden? Sind die Schlächter von kurdischen, jezidischen, schiitischen und christlichen Menschen, von Tausenden, die sich ihren mittelalterlichen Vorstellungen nicht unterwerfen wollen, nicht diejenigen, gegen die wir, alle religiösen, weltanschaulichen und politischen Unterschiede beiseite schiebend, zusammenstehen müssen? Warum stehen wir dann hier vor dem Bahnhof und protestieren gegen Leute, die für sich in Anspruch nehmen, gegen den Salafismus zu sein? Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein, denn die HOGESA, die „Hooligans gegen Salafismus“, die Neonazis und Rassisten, die wenige hundert Meter von hier entfernt ihre menschenfeindlichen Parolen herausbrüllen, sind genau aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie die selbsternannten Gotteskrieger. Es eint sie der gleiche wahnhafte Hass auf alle diejenigen, die nicht so sind und auch nicht so sein wollen, wie sie selbst.

Liebe Freundinnen und Freunde,

auf dem Breslauer Platz und im Kunibertsviertel geht es nicht um Salafismus, um Scharia oder um Solidarität mit den Menschen in den kurdischen Gebieten. Die meisten, die jetzt dort stehen, werden von Menschenfeindlichkeit, von Rassismus, von Neofaschismus angetrieben. Um das zu beweisen, lasst mich einige Eintragungen von der Facebookseite, auf der die Hooligan-Demonstration beworben wird, zitieren:

  • Über die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne, die die Rassisten so gerne schwenken, heißt es: „Wer sich für diese Drecksfarben hergibt, braucht sich über die heutige Situation gar nicht zu bescheren“. Der Autor dieser Zeilen liefe nämlich lieber unter der schwarz-weiß-roten Reichsflagge.

  • Wir Antifaschisten werden als „links-rot-grün versiffte Gegendemonstranten“ beschimpft.

  • Ein Dritter meint: „Ich kann nicht mehr zusehen, wie mein Land ausgesaugt wird und letztlich daran kaputt geht“.

  • Und es wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, nur leicht verhüllt zu rassistischen Pogromen aufzurufen: „Auf geht’s nach Hoyerswerda, da hatten wir das Spielchen schon mal, vor ca. 23 Jahren.

Das waren nur vier Beispiele aus einer Vielzahl Brechreiz erregender Kommentare. Auf den Facebookseiten der HOGESA und ähnlicher Gruppierungen toben sich der „gesundes deutsches Volksempfinden“ genannte Rassismus genauso aus, wie Neonazismus, menschenverachtende Dummheit und Brutalität. Diejenigen, die so schreiben, die sind nicht gegen Salafisten – die sind gegen die Menschenrechte! Und deshalb gilt es, sie genauso zu bekämpfen, wie ihre Brüder im Geiste, die Propagandisten der djihadistischen Mörderbanden in Syrien und im Irak.

Die einen sprechen von Gott (und das ist nicht der Gott der allermeisten Muslime) und meinen eine feudalistische, religiös verbrämte Diktatur. Die anderen reden von Salafismus und wollen ein in ihren Augen ethnisch reines Deutschland, in dem für andere Menschen, Fremde, Andersgläubige und Andersdenkende kein Platz sein soll. Sie geben sich unterschiedlich, ja feindlich, und meinen doch Gleiches – und darum bekämpfen wir beide.

Wir wollen eine demokratische Welt, in der weder Platz für Rassisten noch für selbstberufene Gotteskrieger ist.

15. Museeumsnacht Köln – im NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus

29. Oktober 2014

, , ,

08. November 2014

NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus

Appellhofplatz 23 – 25 50667 Köln

 

Programm

19.30
KURZUNDKLEIN: Heute Nacht ist viel passiert

findet Worte für das Grauen, aber auch den Alltag des Krieges aus der Sicht eines kleinen Mädchens. Die Autorin Margaret Klare erhielt für ihre Erzählung den Peter-Härtling-Preis. Kinder- und Jugendlesung ab 12 Jahren mit Barbara Kirschbaum und Theaterpädagogin Bettina Frank. (Geschichtslabor, 2. OG)

20.00 und 23.00
Joe Bausch

ist als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth im Kölner »Tatort« bekannt – im echten Leben arbeitet er seit 25 Jahren als Gefängnisarzt in Werl. Bausch liest aus seinem aktuellen Buch »Knast« sowie aus dem Theaterstück »Oui« von Gabriel Arout. In seinem Buch erzählt er zum ersten Mal persönlich und eindringlich von einer Welt mit ihren eigenen Regeln. Das Theaterstück von Arout, in dem Bausch im Laufe seiner Theaterkarriere eine der beiden Hauptrollen spielte, handelt von der Begegnung eines zum Tode verurteilten SS-Mannes und eines jüdischen Schneiders in der Todeszelle.(Sonderausstellungsraum, EG)

20.30 / 21.30 / 22.30 Geschichte des Hauses / Gedenkstätte

21.00
Rukeli

Ein Theaterstück u.a. nach dem Text »Zigeuner-Boxer« von Rike Reiniger. Das Stück erzählt die bewegende Geschichte des Boxstars Johann Trollmann, der 1933 Deutscher Meister im Halbschwergewicht wird, als Sinto den Titel jedoch aberkannt bekommt und im KZ ermordet wird. Das TKO-Theater inszeniert zweisprachig, auf Romanes und Deutsch. Mit Nedjo Osman und Arno Kempf unter der Regie von Nada Kokotović. (Veranstaltungsraum, 2. OG)

22.00 und 0.30 Romano Trajo

bedeutet Romaleben. Die Musik des Ensembles bringt den Charakter der Roma mit unbändiger Lebensfreude und zugleich abgrundtiefem Schmerz auf den Punkt. Romano Trajo bedient sich am Liedgut der Sinti und Roma, wie Tanzliedern und lyrischen Songs, steht aber gleichzeitig für innovative Interpretationen und verpasst so der traditionellen Musik aus Osteuropa und vom Balkan einen Neuanstrich. Dabei experimentieren die Musiker gerne und bieten auch eigene Kompositionen dar. (Sonderausstellungsraum, EG)

Der 9. November – ein deutscher Jahrestag Erinnerung an den Kampf um Freiheit

29. Oktober 2014

4. November 2014, 19 Uhr Karten: 10 Euro, erm 5 Euro NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln EL-DE-Haus Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln

www.nsdok.de

Eine Politische Revue mit Peter Reichel und Erich Schaffner

Erich Schaffner und Peter Reichel erzählen die so komplexe wie widerspruchsvolle Geschichte des „9. November“. Dieser deutsche Jahrestag ist in seinen historischen Bezügen wie kein anderer Sinnbild des langen, blutigen Kampfes um Recht und Freiheit in unserem Land. Er beginnt mit der Erschießung des legendären Märtyrers der Demokratie, Robert Blum, am 9. November 1848 in Wien. Und zieht sich über Revolution und Gegenrevolution im frühen 20. Jahrhundert, Judenmord und Widerstand gegen Hitler bis zum Tag des Mauerfalls. Der dialogische Vortrag wird durch politische Lieder von Erich Schaffner stimmungsvoll ergänzt. Der Text stützt sich auf Peter Reichels letztes Buch „Glanz und Elend deutscher Selbstdarstellung“ (2012). Erich Schaffner ist freier Schauspieler, Sänger und Rezitator (Mörfelden). Peter Reichel ist freier Autor und Politikwissenschaftler (Berlin und Hamburg).

1848 als Robert Blum in Wien erschossen wurde: Märtyrer der parlamentarischen Demonkratie

1918 und 1923 als Weimar von links und rechts bekämpft wurde. Der 9. November als Feiertag der Feinde der Freiheit

1938 und 1939 als die deutsche Katastrophe begann, und die Attentate von Herschel Grynszpan und Johann Georg Elser sie nicht aufhalten konnten

Willy Brandts Kniefall in Warschau – ein Verfolgter bekennt die deutsche Schuld

1989 als die Mauer fiel und der 9. November kein deutscher Freiheitstag wurde

download_Plakat.pdf

Am 26. Oktober gemeinsam gegen Nazipropaganda

20. Oktober 2014

Am Sonntag, dem 26.10. wollen rechte Hooligans in Köln demonstrieren. Unter dem Vorwand, gegen die Mörderbande „Islamischer Staat“, die eine Blutspur durch Syrien und den Irak zieht, protestieren zu wollen, planen sie, ihre braunen Parolen im Schatten des Doms zu verbreiten. Der weit verbreitete und berechtigte Abscheu gegen die Schlächter tausender Menschen dient ihnen als Vorwand, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus zu propagieren. Zu der geplanten Zusammenrottung ruft eine Gruppierung auf, die sich HOGESA nennt – „Hooligans gegen Salafisten“ – und vor allem die sozialen Netzwerke nutzt, um ihre Anhänger zu mobilisieren. Unter dem Slogan „Unsere Fahne, unser Land – maximaler Widerstand“ treffen sich gewaltbereite Hooligans aus dem Umfeld verschiedener Fußballclubs, Rocker sowie einschlägig bekannte Neonazis und Rechtspopulisten. Auch wenn sie abstreiten, Rechte zu sein, sprechen die nationalistischen und gewaltverherrlichenden Kommentare auf der Facebookseite der HOGESA für sich. Versammlungsleiter der geplanten Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz ist nach seinen eignen Angaben ein Mönchengladbacher pro NRW Funktionär. Frühere Aktionen der HOGESA waren deutlich neonazistisch dominiert.

 

Der Protest der Rechten gegen die Salafisten soll an die allgemeine und berechtigte Ablehnung des Terrors der IS durch die allermeisten Menschen anknüpfen und dazu dienen, Rassismus und faschistische Propaganda zu verbreiten.Auf diese Weise sollen neue Anhänger vor allem unter jungen, erlebnisorientierten Menschen gewonnen werden.

 

Viele tausend Kölnerinnen und Kölner haben in den letzten Jahren mehrmals deutlich gemacht, dass die Rechten in Köln nicht willkommen sind – zuletzt verhinderten im Mai Massen von Menschen eine geplante Kundgebung von pro Köln vor zwei Flüchtlingsheimen in Riehl. Am 26. Oktober wollen wir erneut deutlich machen, dass wir rechte menschenfeindliche Hetze ablehnen – egal von wem und unter welchem Deckmäntelchen sie vorgebracht wird. Lasst uns auch am kommenden Sonntag ab 14.00 Uhr auf der Domplatte unsere Stimme erheben, um zu zeigen, dass wir sowohl gegen Nationalismus, Rassismus und seine Propagandisten als auch gegen salafistischen Terror und dessen Anhänger sind. Köln ist bunt – nicht braun!

Der Kanal

11. September 2014

  • Dienstag, 23. September 2014
  • 19.00 Uhr,
  • Alte Feuerwache Melchiorstr. 3,
  • Kinosaal

Der Kanal

Der Kanal

1957, 95 Min., Regie Andrzej Wajda   Der Film spielt im September 1944 in Warschau. Er beschreibt die letzten Tage des Warschauer Aufstandes. Die Hauptpersonen sind die letzten Menschen einer Kompanie der polnischen Heimatarmee. Nur wenige sind richtige Soldaten. In der Kompanie kämpfen zwei Mädchen ebenso wie ein kleiner Junge. Die Situation wird immer aussichtsloser, als die Deut-schen erneut angreifen. Kompanieführer Zadra erhält den Befehl, sich mit seinen Leuten ins Stadtzentrum zurückzuziehen. Der einzige Weg dorthin führt durch das Warschauer Kanalsystem. So zieht die Gruppe unterschiedlichster Menschen ein in das dunkle, stinkende Abwassersystem. Hier entwickelt der Film individuelle Geschichten um die Hauptpersonen. Der Film bleibt ohne Happy End, genauso wie es für den Warschauer Aufstand kein glückliches Ende geben konnte. Der Kanal wurde im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes 1957 gezeigt. Der damals 31-jährige Andrzej Wajda erhielt den Spezialpreis der Jury. Es war der erste internationale Erfolg des polnischen Kinos.

Vor dem Film wird Dr. Friedrich Leidinger von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (DPG) eine kurze Einführung zu den historischen Hintergründen des Films geben. Dr. Leidinger reiste 1975 während seines Studiums zum ersten Mal in die damalige Volksrepublik Polen. Nach seiner Rückkehr trat er in die DPG – gegründet 1950 – ein. Unter der Leitung von Persönlichkeiten wie Prof. Walter Fabian und Prof. Helmut Ridder engagierte er sich für die völkerrechtlich verbindliche Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße, die Entschädi-gung polnischer NS-Opfer, insbesondere der am schwersten getroffenen Überlebenden der Konzentrationslager und der Zwangsarbeit, und für die Normalisie-rung der Beziehungen. Seit 1976 ist Dr. Leidinger Mitglied im Vorstand und seit über 25 Jahren 2. Vorsitzender der DPG. Im Anschluss an den Film besteht Möglichkeit zur Diskussion.

Flyer – Der Kanal

Die Keupstraße im NSU-Prozess – Podiumsdiskussion

7. September 2014

  • Datum: Montag, 15.09.2014
  • Uhrzeit: 20h
  • Ort: Depot 2, Schauspiel Köln, Schanzenstr.6-20, Köln-Mülheim

Podiumsdiskussion mit Betroffenen der Nagelbombe, Nebenklageanwälten und der Initiative „Keupstraße ist überall“

Die Initiative „Keupstraße ist überall“ ist in den letzten Monaten mit mehreren Nebenkläger_innen der Keupstraße zum NSU-Prozess nach München gefahren, um sich vor der Verhandlung des Nagelbombenanschlags ein Bild zu machen. Auf der Veranstaltung werden sie schildern, welche Eindrücke gewonnen werden konnten. Aus juristischer Perspektive wird Nebenklage-Anwalt Stephan Kuhn ein Zwischenfazit ziehen und helfen, die Erwartungen an die Gerichtsverhandlung einzuordnen. Die Taten des NSU wären ohne ein Zusammenspiel von institutionellen und gesellschaftlichen Rassismus nicht möglich gewesen. Mehrere Aktivist_innen werden auf dem Podium daher einen Beitrag zur Analyse von Rassismus entwickeln.

Die Initiative „Keupstraße ist überall“ wird mit den Nebenkläger_innen der Keupstraße gemeinsam nach München fahren und mobilisiert derzeit bundesweit für einen Aktionstag und eine Demonstration im Anschluss an den ersten Verhandlungstag über den Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße. In Ermangelung eines festen Gerichtstermins wird im Moment auf einen „Tag X“ mobilisiert. Die Veranstaltung informiert über den derzeitigen Planungsstand.

Die Kölner Hip-Hop Band Microphone Mafia sorgt für die musikalische Begleitung am Abend.

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten