Verleihung des Giesberts-Lewin-Preises

15. November 2014

Mittwoch, 10. Dezember
Verleihung des Giesberts-Lewin-Preises, 19.00 Uhr,

Käthe-Kollwitz-Museum Köln, Neumarkt 18-24.

Der diesjährige Preis wird an eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters Auschwitz, Esther Bejarano, mit ihrem Sohn Joram und der Gruppe Microphone Mafia verliehen, die seit vielen Jahren mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen für Toleranz und Solidarität arbeiten.
Ihre Waffe gegen Rechtsextremismus in jedweder Ausformung ist die Musik.

Anmeldung bis zum 2.12.2014 in der Geschäftsstelle der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit,
www.koelnische-gesellschaft.de

Todesfabrik Auschwitz – Ausstellung

15. November 2014

Donnerstag, 20. November
Ausstellungseröffnung: Todesfabrik Auschwitz

Topographie und Alltag in einem Konzentrations- und Vernichtungslager

19 Uhr, NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25

Kölner jüdische Bevölkerung im Krieg – Stadtrundfahrt

15. November 2014

Sonntag, 16. November

Kölner jüdische Bevölkerung im Krieg:
Ghettoisierung, Deportation und Völkermord. Stadtrundfahrt mit Dr. Barbara Becker-Jákli und Dr. Karola Fings.
Die etwa dreistündige Bustour führt an Orte der Verfolgungsjahre 1939 bis 1945 und beinhaltet einen Besuch auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd.

Teilnahmegebühr: 10 Euro, erm. 5 Euro, Anmeldung unter nsdok@stadt-koeln.de oder 0221-221-26332. Treffpunkt: 14 Uhr, NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25

Wahnsinn oder Methode?

geschrieben von tri

15. November 2014

Der 26. Oktober 2014 war in vielfacher Hinsicht ein brauner Tag in der jüngeren Kölner Geschichte. War es den Antifaschist(inn)en bisher noch fast immer gelungen, rechte Aufmärsche bestenfalls zu ver-, möglicherweise aber auch nur zu behindern, wurde die Zusammenrottung tausender randalierender rassistischer Marodeure aus gutem Grund in Ruhe gelassen, der Protest gegen Rechts musste sich aufs Symbolische beschränken. Musste deshalb, weil auf je vier braune Hooligans nur etwa ein(e) Gegendemonstrantin kam. Das zeugt entweder von mangelhafter Mobilisierungsfähigkeit oder von mangelnder Aufmerkamkeit oder von beidem – auf jeden Fall aber fehlt eine arbeitsfähige und schlagkräftige antifaschistische Struktur, die in der Lage ist, rechtzeitig die Menschen vor Naziaktionen zu warnen und die Gegenwehr Demokrat(inn)en über die politischen Lager hinweg zu organisieren. Da ist eine selbstkritische Diskussion aller Beteiligten nötig und dazu viel Arbeit.

Bei der Kölner Polizei und ihrem Dienstherrn, NRW-Innenminister Jäger fehlt diese Bereitschaft zur Selbstkritik völlig – im Gegenteil, die unglaubliche Blamage der Polizei (fast 50 verletzte Beamt(inn)en, ein umgeworfenes Einsatzfahrzeug, nur 17 Festnahmen marodierender rassistischer Gewalttäter, so gut wie keine erkennungsdienstliche Behandlungen) wurde der verblüfften Öffentlichkeit als Erfolg guter polizeilicher Strategie und Taktik verkauft. Die Lacher waren den Verantwortlichen gewiss – auf ihrer Seite hatten sie sie nicht.
Und noch eine Aussage von Polizei und Verfassungsschutz musste verblüffen: Die Demonstration der HOGESA sei keine ursächlich rechte Aktion gewesen, die Neonazis, die zu Hauf in Köln waren, hätten sich dem Protest der eigentlich unpolitischen Hooligans, die außer ihrem Hang zu Schlägereien keine anderen Interessen hätten, nur angeschlossen – unter „ferner liefen“ sozusagen. Wer sich Filmaufnahmen des Mobs angesehen hat, kann den Polizeiführern und den angeblichen Experten vom Geheimdienst entweder nur völlige Unkenntnis unterstellen oder böse Absicht. Nach all den Enthüllungen zum Thema „NSU“ neigt man eher zur zweiten Möglichkeit.
Auch in einer zweiten Frage müssen wir entweder von völliger Unkenntnis oder von absichtlicher Irreführung der bzw. durch die Polizeiführung ausgehen: Der öffentlichen Facebook-Seite, die für jeden zugänglich war, konnte unschwer entnommen werden, dass sich mehrere tausend Rassist(inn)en inKöln versammeln würden, aus teilweise blutigen Erfahrungen rund um Fußballspiele, musste bekannt sein, was das bedeuten würde. Die Anmelderin der Gegendemonstration machte bei einem Gespräch einige Tage vor dem 26. die Polizei noch einmal auf die zu erwartende Menge aufmerksam – ohne jeden Erfolg. „Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode“, lässt Shakespeare Polonius im „Hamlet“ sagen – und der kannte die Kölner Polizeiführung noch nicht einmal.
Die Frage nach Absicht oder Kalkül der Polizeiführung (incl. des Innenministers) muss derzeit wohl noch ungeklärt bleiben, klar ist allerdings eines: Innenminister Jäger und Polizeipräsident Albers müssen zurücktreten – und zwar schleunigst. Ob wegen völliger Unwissenheit oder einer völlig verfehlten Strategie und Taktik ist dabei gleichgültig. Stattdessen brauchen wir an der Spitze der Polizei Menschen, die wirklich gewillt und in der Lage sind, gegen Nazis konsequent vorzugehen

Redebeitrag anläßlich des Jahretages der Reichspogromnacht

15. November 2014

Bergisch Gladbach 002

Am 8. September fand in Bergisch-Gladbach die traditionelle Mahnwache anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht statt. Diese Gedenkveranstaltung wird seit Jahrzehnten von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis organisiert und getragen.Als Vertreter der VVN-BdA Köln sprach Olaf Seiler. Hier seine Rede:

„Am 16. Oktober 1939 haben wir uns auf dem Bahnhof der Stadt Weimar befunden. Ich kann mich genau erinnern, weil ich in der Jugend ein Buch über Weimar und seine berühmten und angesehenen Gelehrten gelesen hatte. Zunächst dachte ich, hier in Weimar kann dir nichts Böses widerfahren, aber bald merkte ich, dass ich mich getäuscht hatte… Wir mussten vom Bahnhof nach rechts abbiegend marschieren… An beiden Seiten der Strasse standen Massen von Menschen, Männer, Frauen, Kinder, die uns als polnische Schweine und Banditen beschimpften. Mein Herz wurde immer verzagter, als ich die bösartigen Menschenmassen sah, die uns Überfallene, Gequälte und Geschlagene bedrohten. Ich glaube, die Menschen waren einfach so böse, weil wir Polen waren… So kamen wir halbtot auf dem Appellplatz an.“

Krystiam Chwistek, Häftling im Konzentrationslager Buchenwald 1939 – 1942, Brief vom 15.04.1976, BwA 52-6-22

Die Eindrücke und das Schicksal von Krystian Chwistek, einem nach Deutschland verschleppten Polen, meine sehr geehrten Damen und Herren, steht stellvertretend für Millionen Menschen in Europa, die durch den nationalsozialistischen Terror erniedrigt, gequält, verschleppt, zur Zwangsarbeit gezwungen oder ermordet wurden.

Aber wie konnte es im Land der Humanisten, Dichter und Denker überhaupt dazu kommen?

Mangelndes Demokratieverständnis und die große Not nach einem verlorenen Krieg machten viele Menschen empfänglich für die nationalistischen und rassistischen Parolen der Nazis. Finanziell unterstützt durch große Teile der Industrie, konnten die Nazis so weit vor 1933, den politischen Gegner bekämpfen und ihre Ideologie des völkischen Rassismus mit pseudosozialen Phrasen unter alle Schichten der Bevölkerung streuen. Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise, einer hohen Arbeitslosigkeit und Ängsten vor dem sozialen Abstieg, gerade bei Beamten und in der so genannten Mittelschicht, fielen die Parolen der Nazis weiter auf fruchtbaren Boden.

Auch der Richtungsstreit zwischen SPD, KPD und Gewerkschaften trug schließlich mit dazu bei, dass bürgerlich, konservative Kräfte den Nazis am 30. Januar 1933 die Macht in Deutschland übergeben haben und sich der Terror gegen den politischen Gegner weiter verstärken konnte.

Einschüchterung, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Sippenhaft, brutale Folter und Morde gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Homosexuelle und viele andere Nazigegner oder Menschen, die nicht in das völkisch rassistische Bild der Nazis passten, waren die Folge.

Das verbrecherische und antisemitische Pogrom, am 9. November 1938, was die Nazis zynisch „Reichskristallnacht“ nannten, war dann ein weiterer Höhepunkt der jahrelangen Verfolgung und Entrechtung jüdischer Menschen, die ab 1941 in einem industriell und staatlich organisierten Massenmord endete.

Mit dem Überfall auf Polen, am 1. September 1939, begann Hitlerdeutschland den zweiten Weltkrieg, Deutsche Militärstiefel zertraten halb Europa. Neben Zerstörung, Hunger, Terror und Mord in den okkupierten Ländern, wurden Millionen Männer, Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt.

Am 8. Mai 1945 erlebten die Menschen in Europa dann die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus. Der Kampf der Alliierten zur Befreiung der Welt von faschistischer Unterdrückung, Barbarei und Völkermord fand damit ein erfolgreiches Ende.

Es waren die Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, vor allem die Angehörigen der Sowjetarmee, die die Hauptlast des Krieges trugen, um die faschistische Bedrohung militärisch zu zerschlagen.
Es waren Partisanen und Widerstandskämpfer in allen besetzten Gebieten, aber auch viele deutsche Antifaschisten, die ihr Leben einsetzten, um ihre Heimat von der Nazibarbarei zu befreien.

Nichts und niemand darf jemals in Vergessenheit geraten!

Auch nicht die Qualen und Demütigungen, die grauenvollen Umstände und Lebensbedingungen, nicht den massenhaften Tod und auch nicht die Augen der Kinder in den Lagern, die keine Tränen mehr hatten.

Vergessen dürfen wir aber auch nicht die Täter und die Profiteure von Zwangsarbeit und Arisierung.
Nicht die Blutrichter des Volksgerichtshofs, die Staatsanwälte, die Mörder bei der Gestapo, in Polizeibatallionen und Wehrmacht, so wie viele andere, die durch eine rassistische Ideologie und einem übersteigerten Nationalismus zu Mördern und Mittätern wurden und nach 1945 von allem nichts gewusst haben wollen.

Sie haben schlichtweg nicht nur Befehle ausgeführt. Nein – sie haben und dafür sprechen allein schon vielfach die hohen Dienstränge – willig, gern und freudig einem verbrecherischen System gedient und sich mit ihm identifiziert.

Viele dieser Mörder konnten nach 1945 in Westdeutschland erneut die Karriereleiter in Polizei, Justiz, Verfassungsschutz, Politik, Bundeswehr und Wirtschaft ersteigen. Auch wenn sie größtenteils nie für ihre Untaten bestraft wurden, ihre Schuld lastet auch heute noch auf dem Staat Bundesrepublik.
Die Spuren, die diese Täter beim Aufbau der Bundesrepublik hinterlassen haben, wurden nicht nur am jahrzehntelangen einseitigen Geschichtsbild und dem Umgang mit dem NS-System sichtbar, sondern sind heute noch beim pfleglichen Umgang von Exekutive und Jurisdiktion mit dem aufstrebenden Rechtsextremismus spürbar.

Denn es vergeht kaum ein Wochenende, an dem nicht faschistische Gruppierungen oder Parteien auf unseren Straßen und Plätzen aufmarschieren. Andersdenkenden und Andersaussehende von Rechten bedroht, angegriffen oder umgebracht werden.

Die Polizei sieht, wie in Köln vor drei Wochen, entweder dem Treiben der Nazis zu, verharmlost und /oder verweist auf die skandalösen Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zu Gunsten der Naziumtriebe.

Diese Urteile werden dann bei vielen rechten Aufmärschen zum Anlass genommen, die Straßen gewaltsam und mit unverhältnismäßigen Mitteln für die pseudosozialen und rassistischen Agitationen der Nazis frei zu räumen und massiv gegen die Gegendemonstranten vorzugehen.
Eine unheilvolle Entwicklung, die erschreckende Parallelen zur Weimarer Republik aufweist und an der auch die Verfassungsschutzämter einen nicht unerheblichen Anteil haben.

Die V-Leute Praxis der Verfassungsschutzämter hat nicht nur den Neonazismus in der BRD über jahrzehnte finanziert, nein sie hat ihn auch gestärkt und offensichtlich aufgebaut, damit zu einer faktischen Bestandsgarantie der NPD geführt und auch die rassistische Mordserie des so genanten „NSU“ ermöglicht.

Ein beispielloses Staatsversagen – und ich zitiere hier aus den Abschlussberichten der NSU-Untersuchungsausschüsse des Deutschen Bundestages und des Landes Thüringen – ein beispielloses Staatsversagen, durch einen latent vorhandenen institutionellen Rassismus bei den Sicherheitsbehörden und Vertuschung bei den Ermittlungsbehörden, hat über Jahre die Opfer und ihre Angehörigen zu Tätern gemacht.
Zwei Jahre nach dem Versprechen der Bundeskanzlerin zur umfassenden Aufklärung und den Handlungsempfehlungen des NSU-Untersuchungsausschusses, blockieren Polizei und Verfassungsschutz immer noch die weitere Aufklärung.

Was und wie viel wussten die Geheimdienste in den Jahren 1998 bis zum 4. 11. 2011?
Haben V-Männer oder ihre V-Mannführer die Taten gefördert, ermöglicht, gedeckt?
Warum wurden am 11. November 2011, also eine Woche nach Bekanntwerden der Mordserie, die Akten von sieben V-Leuten mit engen Bezügen zur Neonaziszene in Thüringen beim Verfassungsschutz in Köln geschreddert?

Fragen, die auch die Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstr. gerne beantwortet hätten. Aber selbst der Generalbundesanwalt umgeht beim Prozess in München die berechtigten Interessen und Rechte der NSU-Opfer, in dem er sie zu scheinbar unnötigen Verfahrensballast degradiert und versucht wichtige Fragen z.B. zum braunen Unterstützernetzwerk, aus dem Prozess herauszuhalten.

Diese skandalösen Vorgänge zeigen uns, dass rotz aller politischen Willensbekundungen der Bundesregierung und den Handlungsempfehlungen des NSU-Untersuchungsausschusses, bis jetzt kaum Konsequenzen aus dieser braunen Mordserie gezogen worden sind und auch der Verfassungsschutz in dieser Form weder kontrollier- noch erneuerbar ist.

Also werden Nazis und Rechtspopulisten auch künftig die Verfassung und parlamentarische Strukturen als Plattform nutzen, um ihre rassistische und menschenverachtende Ideologie zu verbreiten.

Meine Damen und Herren,

wer aber wie Nazis und Rechtspopulisten, Menschen in unserem Land, aus rassistischen und nationalistischen Gründen das Lebensrecht abstreitet, kann und darf sich nicht auf Toleranz und Meinungsfreiheit berufen.

Gefahr droht aber nicht nur durch den anwachsenden Rechtsextremismus, sondern auch durch erhebliche Fehlentwicklungen auf staatlicher Ebene:

Fortschreitender Sozial – und Demokratieabbau und der beharrliche Umbau des Rechtsstaats in einen Staat der Bevormundung und Überwachung.

Denn wer weiterhin Bildungseinrichtungen und Jugendzentren finanziell das Wasser abgräbt, wer Hartz IV sozial gerecht nennt und Menschen zum Auszug aus ihrer bisherigen Wohnung nötigt, wer Asylbewerber mit einem Leistungsgesetz rechtlich diskriminiert, wer NPD und Linkspartei versucht gleichzusetzen und dann zum Aufstand der Anständigen aufruft, macht sich unglaubwürdig im Kampf gegen den Rechtsextremismus.

Meine Damen und Herren,

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.“
so heißt es im Schwur von Buchenwald, den die 20.000 Überlebenden des faschistischen Konzentrationslagers am 19. April 1945 bei ihrem ersten Freiheitsappell schwörten.

Und er gilt heute immer noch, angesichts der über 175 Toten durch rassistische und rechtsextremistische Übergriffe seit 1990 in der Bundesrepublik und einem offensichtlich vorhandenen institutionellen Rassismus, der auch für eine repressive Flüchtlingspolitik verantwortlich ist.

Es ist also eine große Herausforderung und eine tägliche Aufgabe für jeden demokratisch denkenden und handelnden Menschen, egal ob Sozialdemokrat, Sozialist, Christ, Muslim, Jude oder Atheist, gemeinsam in Gruppen und Organisationen, neofaschistische Aktivitäten und Rassismus zu unterbinden und weiteren Sozialabbau zu verhindern.

Insofern bedanke ich mich für die Einladung zur heutigen Veranstaltung und für ihre Aufmerksamkeit.

Bergisch Gladbach 001

Gedenktafel am Oscar-Romero-Haus Bonn

15. November 2014

Am 04.11.2014 hat die Bezirksvertretung Bonn einstimmig beschlossen das
am Oscar -Romero-Haus in Bonn eine Gedenktafel angebracht wird, die an
die Geschichte des Hauses in der Zeit des Nationalsozialismus und an den
dort zu Tode gefolterten Bonner Antifaschisten und Kommunisten Josef
Messinger erinnert.

Angeregt hatte dies eines unserer Mitglieder in Bonn.

Geschichte zum Oscar Romero Haus:

Geschichte des Hauses

Geraubte Kindheit – Gespräch mit Peter Hartl und Alojzy Twardecki

5. November 2014

Donnerstag, 13. November

Alojzy Twardecki ist in der Nähe von Posen in Polen aufgewachsen,  bis er drei Jahre alt war. Dann entriss die SS ihn seiner Familie und schickte ihn zur Adoption in eine regimetreue Familie nach Koblenz. Auf diese Weise wollten die Rassenideologen ihrem Reich „erbgesunden“ Nachwuchs zuführen. Allein in Polen wurden 200.000 Kinder Opfer dieser Wahnidee. Alojzy Twardecki lebt heute in Warschau.
Er ist der Veranstaltung live zugeschaltet.

Eintritt: 4,50/2 Euro, 19 Uhr, NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25

Erinnerung an die Reichspogromnacht

5. November 2014

Sonntag, 9. November

17.00 bis 19.00 Uhr, Synagoge in der Roonstr. 50

Neonazis und Hooligans randalierten Polizei spielt Gefahr herunter

5. November 2014

HoGeSa Kundgebung am Breslauer Platz

HoGeSa Kundgebung am Breslauer Platz

Geschätzte 4000 „Hooligans gegen Salafisten“(HoGeSa)-SympathisantInnen aus der gesamten BRD versammelten sich am 26.10. am Breslauer Platz. HoGeSa behauptet von sich, mit Politik nichts zu tun zu haben, es ginge lediglich um „die Sache“, den Protest gegen „Salafisten“. Rufe wie „Frei Sozial National“, „Hier marschiert der nationale Widerstand” und „Deutschland, Deutschland“ prägten jedoch ihre Kundgebung und verliehen ihr den Charakter einer nationalistischen und islamfeindlichen Manifestation. Neben extrem rechten Hooligans beteiligten sich Mitglieder „freier Kameradschaften“, der NPD oder der Partei „Die Rechte“ an der Veranstaltung. Das „Freie Netz Hessen“ war ebenso wie die „Identitäre Bewegung“ mit einem eigenen Transparent vertreten.

HoGeSa Kundgebung am Breslauer Platz

HoGeSa Kundgebung am Breslauer Platz

Das Kölner Bündnis „Kein Veedel für Rassismus“ hatte zu einer Gegenkundgebung aufgerufen. Hier ihr Bericht: Die Kundgebung von „Kein Veedel für Rassismus“ begann um 14.00 Uhr, verlief absolut friedlich und wurde mit einer geschlossenen Demonstration um 16.30 Uhr durch die Stadt bis zum Friesenplatz beendet. Auf der Kundgebung selber wiesen verschiedene Redner*innen – u.a. von „kein mensch ist illegal“, „Kein Veedel für Rassismus“, der Initiative „Keupstraße ist überall“, ver.di, VVN-BdA, des Antifa AK u.a. auf den rassistischen und gewaltbereiten Charakter von HoGeSa hin. Außerdem gab es ein Musikprogramm, Peter Brings trat mit einem Wortbeitrag auf. Unsere Kundgebungsleitung machte die Polizei mehrere Male darauf aufmerksam, dass Hool-/Nazigruppen unsere Kundgebung stören und angreifen wollten. Eine Reihe unserer Teilnehmer*innen postierte sich daraufhin mit Transparenten vor den Bahnhofseingängen zum Schutz unserer Kundgebung. HoGeSa_03 Auf weiten Strecken unbegleitet von der Polizei konnten fast 4.000 gewaltbereite Hooligans und Neonazis im Anschluss an eine Kundgebung auf dem Breslauer-Platz demonstrieren. Dabei wurden Fotograf*innen, Journalist*innen und Passanten am Eigelstein, und im Kunibertsviertel angegriffen und verletzt. Gegen Ende der Demonstration eskalierte die Situation am und auf dem Breslauer-Platz. Die Anhänger*innen der HoGeSa zündeten Böller, warfen Flaschen und einen Polizei-Bulli um. Die Lage am Breslauer-Platz war lange außer Kontrolle. Die Randale konnte fast ungehindert von der Polizei stattfinden. Die Randalierer*innen konnten nach einiger Zeit den Breslauer-Platz ungehindert verlassen. Diese Situation war lange vorhersehbar. „Kein Veedel für Rassismus“ hatte schon im Vorbereitungsgespräch mit der Polizei mehrfach darauf hingewiesen, dass Auseinandersetzungen vorprogrammiert wären. Umso unverständlicher ist das Konzept der Polizei gewesen. Wie auch von uns vorhergesagt nahmen zahlreiche organisierte Neonazis an der Kundgebung und Versammlung teil. Dominik Roeseler („Pro NRW“) führte die Demonstration der HoGeSa mit an. Weitere Neonazigruppen aus dem Ruhrgebiet und Rheinland, unter ihnen Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt waren ebenfalls in Köln. NRW-Innenminister Ralf Jäger verteidigte das Konzept der Sicherheitskräfte am Morgen des 27.10. im ZDF, „das Konzept habe funktioniert“. Angesichts stundenlanger gewalttätiger Übergriffe von Neonazis und Hooligans auf Passanten, Journalist/innen und Polizisten mit weit über 50 Verletzten können wir dieser Einschätzung nur entschieden widersprechen. Das einzige Konzept, was die Polizei hatte, war linke und rechtsradikale Demonstrant*innen auseinanderzuhalten. Da hat Herr Jäger Recht, das hat funktioniert, wenn auch nur durch unsere tätige Mithilfe. Was gar nicht funktioniert hat, war der Schutz der Bevölkerung vor rechter Gewalt. Dafür gab es einfach kein Konzept, sondern nur die bekannte Blindheit deutscher Sicherheitsbehörden auf dem rechten Auge, was das rechtsradikale Gewaltpotential betrifft. Der Umgang der Sicherheitsbehörden mit dem NSU und der Keupstraße in Köln lässt grüßen. Auf der Kundgebung sprach Peter Trinogga für die VVN -BdA. Wir dokumentieren seine Rede: Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten, liebe Freunde, sind die Nachrichten aus Kobane, der Stadt, deren Bewohnerinnen und Bewohner seit Wochen verzweifelt um Ihre Freiheit ringen, nicht dazu angetan, heute, morgen und in Zukunft nicht nachlassend gegen die djihadistische Mörderbande, die sich „Islamischer Staat“ nennt, aktiv zu werden? Sind die Schlächter von kurdischen, jezidischen, schiitischen und christlichen Menschen, von Tausenden, die sich ihren mittelalterlichen Vorstellungen nicht unterwerfen wollen, nicht diejenigen, gegen die wir, alle religiösen, weltanschaulichen und politischen Unterschiede beiseite schiebend, zusammenstehen müssen? Warum stehen wir dann hier vor dem Bahnhof und protestieren gegen Leute, die für sich in Anspruch nehmen, gegen den Salafismus zu sein? Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, denn die HoGeSa, die „Hooligans gegen Salafismus“, die Neonazis und Rassisten, die wenige hundert Meter von hier entfernt ihre menschenfeindlichen Parolen herausbrüllen, sind genau aus dem gleichen Holz geschnitzt, wie die selbsternannten Gotteskrieger. Es eint sie der gleiche wahnhafte Hass auf alle diejenigen, die nicht so sind und auch nicht so sein wollen, wie sie selbst. Liebe Freundinnen und Freunde, auf dem Breslauer Platz und im Kunibertsviertel geht es nicht um Salafismus, um Scharia oder um Solidarität mit den Menschen in den kurdischen Gebieten. Die meisten, die jetzt dort stehen, werden von Menschenfeindlichkeit, von Rassismus, von Neofaschismus angetrieben. Um das zu beweisen, lasst mich einige Eintragungen von der Facebookseite, auf der die Hooligan-Demonstration beworben wird, zitieren: w Über die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne, die die Rassisten so gerne schwenken, heißt es: „Wer sich für diese Drecksfarben hergibt, braucht sich über die heutige Situation gar nicht zu bescheren“. Der Autor dieser Zeilen liefe nämlich lieber unter der schwarz-weiß-roten Reichsflagge.

  • Wir Antifaschisten werden als „links-rot-grün versiffte Gegendemonstranten“ beschimpft.
  • Ein Dritter meint: „Ich kann nicht mehr zusehen, wie mein Land ausgesaugt wird und letztlich daran kaputt geht“.
  • Und es wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, nur leicht verhüllt zu rassistischen Pogromen aufzurufen: „Auf geht’s nach Hoyerswerda, da hatten wir das Spielchen schon mal, vor ca. 23 Jahren.

Das waren nur vier Beispiele aus einer Vielzahl Brechreiz erregender Kommentare. Auf den Facebookseiten der HOGESA und ähnlicher Gruppierungen toben sich der „gesundes deutsches Volksempfinden“ genannte Rassismus genauso aus, wie Neonazismus, menschenverachtende Dummheit und Brutalität. Diejenigen, die so schreiben, die sind nicht gegen Salafisten – die sind gegen die Menschenrechte! Und deshalb gilt es, sie genauso zu bekämpfen, wie ihre Brüder im Geiste, die Propagandisten der djihadistischen Mörderbanden in Syrien und im Irak. Die einen sprechen von Gott (und das ist nicht der Gott der allermeisten Muslime) und meinen eine feudalistische, religiös verbrämte Diktatur. Die anderen reden von Salafismus und wollen ein in ihren Augen ethnisch reines Deutschland, in dem für andere Menschen, Fremde, Andersgläubige und Andersdenkende kein Platz sein soll. Sie geben sich unterschiedlich, ja feindlich, und meinen doch Gleiches – und darum bekämpfen wir beide. Wir wollen eine demokratische Welt, in der weder Platz für Rassisten noch für selbstberufene Gotteskrieger ist.

Foto: Kein Veedel für Rassismuss

Foto: Kein Veedel für Rassismuss

Die Opfer des rassistischen NSU-Terrors bleiben unvergessen!

5. November 2014

Am 4. November 2011 enttarnte sich der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) selbst. Von diesem Tag an ließ sich nicht mehr vertuschen, dass ein Neonazi-Netzwerk unbehelligt neun rassistisch motivierte Morde begehen und mindestens zwei Bombenanschläge verüben konnte. Die Betroffenen und Angehörigen wurden über Jahre hinweg kriminalisiert und öffentlich beschuldigt. Nach Tätern aus der Neonaziszene wurde nie ernsthaft gesucht. Am Jahrestag der Selbstenttarnung wird sich die öffentliche Wahrnehmung wieder kurzzeitig auf den NSU und somit auf die Täterseite richten.
Die Initiative Keupstraße wird deshalb am 4. November 2014 an die Opfer der NSU-Morde und der Bombenanschläge in der Kölner Probsteigasse und Keupstraße erinnern. Sie wird die Schanzenstraße an der Ecke zur Keupstraße symbolisch in Halitstraße umbenannt. Halit Yozgat war das neunte Opfer der NSU-Mordserie. Er wurde am 6. April 2006 in dem von ihm betriebenen Internetcafé an der Holländischen Straße in Kassel erschossen. Halit Yozgat wurde 21 Jahre alt.
Zeitgleich werden um 17.30 Uhr an diesem Tag auch in anderen Städten Straßen nach den Opfern dieser rassistischen Mordserie und den Orten der Bombenanschläge benannt. In Kassel wird beispielsweise eine Straße den Namen „Keupstraße“ erhalten. Mit dieser Aktion werden bundesweit antirassistische Initiativen und Einzelpersonen Solidarität mit den mehr als 30 Nebenkläger_innen im NSU-Prozess und den Angehörigen der Opfer zeigen.

Der Tag X in München

Die Initiative ›Keupstraße ist überall‹ hat sich gegründet, um in Vorbereitung auf die Verhandlungstage im NSU-Prozess in München aktiv zu werden. Wann das genau sein wird, steht immer noch nicht fest. Evtl. im Januar. Am Ende des ersten Verhandlungstages zu dem Attentat in der Keupstraße, dem Tag X, wird gemeinsam mit dem Münchner ,Bündnis gegen Naziterror und Rassismus‘ und Initiativen aus anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, in München demonstriert. Vor dem Gerichtsgebäude wird ab 9 Uhr eine Dauerkundgebung stattfinden. Nach der Demonstration ist ein Treffen aller Beteiligten in den Räumen von werkmünchen geplant. Und auch während der folgenden Verhandlungstage, die sich durchaus über mehrere Wochen ziehen können, will die Initiative vor Ort sein.

Wer mitfahren möchte nach München, kann sich über die Webseite der Initiative dafür anmelden. (www.keupstrasse-ist-ueberall.de)
Jeder, der mitfahren möchte, sollte dies unabhängig von seiner finanziellen Situation können. Dazu braucht die Initiative Spenden:

Spendenkonto:
VVN Köln e.V.
Santander Bank
BLZ 500 333 00
Kto. 1130469000
IBAN: DE08500333001130469000
Stichwort: Keupsolidarität

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