Redebeitrag Mahnwache Bergisch-Gladbach

25. November 2015

Redebeitrag des VVN-Mitglieds Olaf Seiler zur Mahnwache in Bergisch-Gladbach am 07.10.2015

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„Kameraden, wir sind frei!“

verkündete der Lagerälteste des Konzentrationslagers Buchenwald, Hans Eiden, am 11. April 1945, – und als die Momente der Fassungslosigkeit überwunden waren, richtete sich das Denken der Befreiten in die Zukunft.

Nach jahrelanger Demütigung, Folter, Zwangsarbeit und Hunger im Lager, schworen am 19. April 1945, 21.000 Überlebende, darunter 903 Kinder, den Schwur von Buchenwald.

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.

Die Machtübergabe an Adolf Hitler und die Nationalsozialisten im Januar 1933, führte auch zum wilden Konzentrationslager auf dem Gelände des Stella-Werkes, wo erst politische Gegner gefoltert und dann jüdische Bürger vor der Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager zwangsinterniert wurden.
Der deutsche Faschismus führte zu einem bespiellosen Völkermord an Juden und Sinti und überzog Europa bis zum Mai 1945 mit Terror und Krieg.
Millionen von Männer, Frauen und Kinder wurden verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Viele verloren dabei nicht nur ihr Leben, viele verloren auch ihre Heimat und damit ihr Zuhause!

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

70 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, vor dem Hintergrund von Geschichtsrevisionismus und angesichts von über 200 Todesopfern rassistischer und faschistischer Übergriffe seit 1990, dem beispiellosen Staatsversagen bei den NSU-Morden und einer drastischen Zunahme von rechtsextremen Straf- und Gewalttaten in den letzten eineinhalb Jahren, gehört rassistische Gewalt heute wieder zum Alltag in Deutschland.

Alt- und Neonazis, wie NPD, PRO-NRW, freie Kameradschaften und neuerdings AFD und PEGIDA sind zu einer Bedrohung der Demokratie geworden. Weil sie von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt und von den politische Verantwortlichen, der Polizei und Justiz häufig ignoriert und zum Teil seit über 25 Jahren an einer Faschisierung vieler Regionen, vor allem in Ostdeutschland arbeiten.

So überfielen Neonazis in diesem Jahr die Maikundgebung des DGB in Weimar. In Baden-Württemberg wird ein Kinobesitzer bedroht, weil er einen Film über die Neonaziszene und ihre Gefährlichkeit zeigte. In Köln wird der faschistischen HOGESA zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres der rote Teppich ausgerollt. In Heidenau in Sachsen, kann der rechte Mob tagelang gegen Flüchtlinge hetzen und erst letztes Wochenende wurden Flüchtlinge auf offener Straße in Magdeburg verprügelt.

Im Artikel 1 des Grundgesetz heißt es: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Ja, es sind Szenen wie die in Heidenau und Magdeburg, die nicht nur an die Pogrome und Anschläge der 90er Jahre erinnern, sie werfen auch Fragen auf.

Wer ist verantwortlich für dieses rassistische Klima in Deutschland?

Warum dürfen Woche für Woche Rassisten unter dem Deckmantel der „Versammlungsfreiheit“ ihre ausländerfeindlichen und pseudosozialen Phrasen auf unseren Straßen und Plätzen verbreiten?

Warum haben Justiz und Strafverfolgungsbehörden in den letzten 25 Jahren die Hetze, die Gewalt und den Terror von Rechts relativiert und verharmlost?

Warum und am wem scheiterte das NPD-Verbotsverfahren? Welche Rolle spielten und spielen die V-Leute?

In wie weit waren der Verfassungsschutz und andere staatliche Organe in die Mordserie des NSU involviert und haben sie ggf. begünstigt?

Ein Blick zurück zeigt, dass besonders die NPD eine wichtige Rolle bei der Radikalisierung der rechten Szene einnimmt. Sie propagiert, wie die NSDAP während Weimarer Republik, seit Jahren einen grundlegenden Umsturz in Deutschland und will einen nationalen Sozialismus errichten.
Zu dieser ideologischen Neuentwicklung hat der damalige NPD-Vorsitzende und ehemalige Bundeswehroffizier und -ausbilder Udo Voigt maßgeblich beigetragen. Schon früh hat er das bei der Bundeswehr erlernte mit in die Partei eingebracht. Er hat die Partei für militante Neonazis geöffnet und kontinuierlich die sich seit 1989 in Ostdeutschland entwickelnde Jugendkultur gefördert und für die NPD vereinnahmt.
In vielen Regionen Ostdeutschlands ist die NPD inzwischen fest verankert, hat einen stabilen Wählerstamm und sickert so immer tiefer in die Gesellschaft ein.
Je unsicherer aber die sozialen Rahmenbedingungen werden, desto attraktiver werden NPD, AFD und PEGIDA mit ihren pseudosozialen Phrasen für viele Menschen.

Es ist geradezu unglaublich, wenn Rechtsextremisten versuchen, ihre menschenverachtende Ideologie als Antwort auf soziale Probleme darzustellen. Trotzdem ist die Strategie der Rechtsextremen vielerorts aufgegangen.

So konnten Neonazis seit 1989 in vielen Regionen der Bundesrepublik ungestört agieren. Die Verantwortlichen von Politik, Polizei und Strafverfolgungsbehörden haben dem braunen Treiben größtenteils teilnahmslos zugeschaut, weggesehen und gewalttätige Übergriffe gegen Andersdenkende und Andersaussehende relativiert und verniedlicht. Sie selbst waren ja nicht von neonazistischer Gewalt betroffen! Zumindest damals noch nicht!

Neben der Umgestaltung des Asylrechts Ende der der 90er Jahre nach den Formulierungsmustern der rechtsextremen Republikaner, der Übernahme von T-Shirt Losungen der Neonazis, wie „Ich bin stolz Deutscher zu sein“, der Wortwahl „durchrasste und durchmischte Gesellschaft“ des ehemaligen Kanzlerkandidaten Stoiber, aber auch die Enttabuisierung des Krieges als Mittel der Politik durch Rot-Grün, so haben wir es heute auch mit einer Enttabuisierung des ultrarechten Gedankenguts aus der Mitte der Gesellschaft zu tun. Verniedlicht und fälschlicherweise aktuell auch „Wutbürgertum“ genannt.

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Da ist die Forderung sogenannter Historiker nach Beendigung der Geschichtsdiskussion durch Abschaffung der „Auschwitzkeule“, die angeblich die freie Diskussion behindere.
Da gibt es die ständigen Versuche, die Verbrechen des Nationalsozialismus mit seinen Millionen Opfern durch Terror und Krieg zu relativieren, in dem das Dritte Reich mit der DDR gleichgesetzt wird. – Die beschämenden Extremismus-Debatten durch die CDU/CSU in den letzten Jahren, sind ein weiteres Beispiel für die Ignoranz und Verniedlichung rechtsextremer Strukturen und Gewalttaten.
Und da sind die nie ganz aufgearbeiteten Vorfälle des Rechtsextremismus in der Bundeswehr und die Tatsache, dass die Erörterung des Problems mit der Bundestagswahl 2002 plötzlich abbrach. Die Bundeswehr wurde ja schließlich für den Krieg gebraucht, da durfte sie nicht länger kritisch betrachtet werden.

Das Bundesverfassungsgericht hatte seinerzeit Losungen der Neonazis als zu duldende missliebige Meinung angesehen. Ein Freibrief für Neonazis und ihre Aufmärsche bis heute. Der damalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Professor Hans Jürgen Papier hat mit seinen einstweiligen Verfügungen zugunsten der Neonazis immer wieder deren Aufmärsche ermöglicht und damit antinazistische Gerichtsurteile höchster Landesverwaltungsgerichte missachtet. So hat das OVG NRW Anfang 2000 in einer umfangreichen Rechtssprechung festgestellt, dass sich eine rechtsextremistische Ideologie auch nicht mit Mitteln der Demonstrationsfreiheit legitimieren lässt.

Dr. Ralph Feldmann, ein Bochumer Amtsrichter gab seinerzeit einen mutigen Kommentar zum Verhältnis des Bundesverfassungsgericht zu den Rechten ab.
In einem Leserbrief an die WAZ schilderte er den Weg des BVG-Präsidenten Hans Jürgen Papier vom engen Mitarbeiter des Ex-Nazis und Grundgesetzkommentators Theodor Maunz, der übrigens auch Ratgeber der neofaschistischen DVU war, bis nach Karlsruhe.
“Wer sich offenbar ohne Berührungsangst und ohne staatsrechtlichen Ekel in solch wissenschaftliche Gesellschaft begibt, bietet kaum Gewähr dafür, dass er die Beschränkung neonazistischer Hetze verfassungsrechtlich als ein Grundanliegen im Erbe unseres Grundgesetzes entdeckt.“

Diese Aussage spricht für sich.

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

der Aufstand der Zuständigen, hat in diesem Land bis heute nicht stattgefunden.
Konservative Kräfte setzen ihre Politik der Halbheiten und Beschwichtigungen gegenüber alt – und neonazistischen Herausforderungen fort, die die Geschichte der BRD seit ihrer Gründung begleiten. Auch sie gehören zu den Ursachen heutiger Chancen und Anmaßungen rechtsextremer Parteien und Organisationen und ihrer demagogischen Parolen.

Eine Konsequenz aus der beschriebenen jahrzehntelangen Untätigkeit gegenüber dem braunen und rassistischen Treiben, war der Einzug der AFD in das Europaparlament im Mai 2014, die dann von Wahlerfolg zu Wahlerfolg eilte. Anschließend marschierten wochenlang Flüchtlingsgegner, Islamhasser und Neonazis unter dem Deckmantel „PEGIDA“ durch Dresden. Vielerorts gründeten Rechtsextreme Initiativen gegen Flüchtlinge und Heime und erhielten Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern.

Das weiterhin begünstigende Verhalten von Polizei und Justiz gegenüber rechten Straf- und Gewalttaten ist zutiefst beunruhigend und macht vielen Menschen, die sich gegen rechts oder für das Wohl der Flüchtlinge engagieren Angst. Denn Neonazis agieren heute aus der Mitte der Gesellschaft heraus, viel frecher und gewalttätiger denn je!

Die Ressentiments gegen Flüchtlinge wurden auch durch den unsäglichen Streit in der Bundesregierung, über den Umgang mit Flüchtlingen, weiter manifestiert. Viel zu lange hat die Bundesregierung die Augen vor der Größe der Aufgabe verschlossen und die Herausforderungen, die die Ankunft, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge darstellt, ignoriert.
Vielerorts herrschen chaotische und unmenschliche Zustände vor und in den Erstaufnahmeeinrichtungen.
Unverantwortliche Minister erregen sich über „Wirtschaftsflüchtlinge“, die nur in unsere Sozialsysteme einwandern wollen und schaffen so die Ressentiments, dessen gewaltsamen Ausdruck sie nun beklagen.
Das es auch anders geht, zeigt das ehrenamtliche Engagement tausender Bürgerinnen und Bürger. Nur mit Hilfe der Ehrenamtlichen können Kommunen die Flüchtlinge versorgen und betreuen.

Statt die Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu beseitigen, schafft die Bundesregierung jeden Tag neue Fluchtursachen.
Vizekanzler Gabriel hatte angekündigt, den Export deutscher Waffen zu begrenzen. Fakt ist jedoch: Im ersten Halbjahr 2015 wurden mehr Waffenexporte genehmigt, als im ganzen vergangenen Jahr. Für Kriege und Bürgerkriege, für Armut und Perspektivlosigkeit in den Herkunftsländern der Flüchtlinge tragen die EU und die Bundesregierung eine entsprechende Mitverantwortung. Millionen von Menschen werden in die Flucht getrieben, wenn Staaten wie Libyen zerbombt oder wie Syrien mit einem durch europäische Waffen angeheizten Söldnerkrieg überzogen werden. Wenn europäische Fangflotten afrikanische Küstengewässer leer fischen und eine den Westbalkanstaaten aufgezwungene neoliberale Privatisierungs- und Kürzungspolitik zu Massenarbeitslosigkeit und Armut führt, werden die betroffenen Menschen in die EU flüchten.
Wenn die Bundesregierung wirksam die Fluchtursachen bekämpfen wollte, sollte sie auch deutlich mehr als 0,7 Prozent des Haushaltes für Entwicklungshilfe ausgeben und nicht weiter unter der Richtlinie für reiche Industriestaaten zurückbleiben.

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Fairer Handel statt Freihandelspakte, eine friedliche Außenpolitik, statt Interventionskriege wie in Afghanistan und Somalia, wären erste wichtige Schritte.

Keine Mauer der Welt wird Menschen, die vor Krieg und bitterer Armut fliehen, davon abhalten, ihren Traum von einem angstfreien Leben zu verfolgen. Wer heute noch auf Abschottung setzt, bringt Menschen in Gefahr und wird für noch mehr Tote im Mittelmeer und auf der Balkanroute verantwortlich sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

die Ursachen für Rassismus und Neofaschismus sind also vielfältig. Eine weitere Ursache ist die zunehmende Ungleichheit durch Arbeitslosigkeit und Sozialabbau. Nichts rechtfertigt aber die Diskriminierung, die Verletzung oder gar den Tod von Menschen. Nichts rechtfertigt Toleranz oder Schweigen gegenüber neofaschistischen Verführern und deren Gewalttaten. Niemand darf schweigen oder tatenlos zusehen, wenn rechtsextreme Aktionen oder rassistische Übergriffe versucht werden oder stattfinden.

Daher gilt es weiterhin wachsam zu sein, gegenüber allen nationalistischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Ideologien und Aktionen. Denn sie vergiften das Klima in unserer Gesellschaft, wo Menschen vieler Nationalitäten, Kulturen und Religionen seit jahrzehnten friedlich zusammenleben.

Humanität, Solidarität, und demokratischer Umgang sind Grundwerte unseres Zusammenlebens.
Wir als Bund der Antifaschisten haben eine Gesellschaft zum Ziel, in der alle Menschen gleiche, soziale und demokratische Rechte haben.
Wer aber wie Neonazis, für das Gegenteil steht, hat sein Recht auf Meinungsfreiheit verwirkt.

Nicht die Existenz rechtsextremer Gruppen und Parteien ist das Problem, sondern eine politische Kultur die eine Akzeptanz gegenüber dem Rechtsextremismus entwickelt!
Insofern ist der Schwur von Buchenwald heute aktueller denn je!

Da Erinnern auch handeln heißt, ist es mir eine besonders große Ehre, nach 25 Jahren heute den Staffelstab der Mahnwache von Walborg zu übernehmen, damit auch weiter an diesem Ort an die Verbrechen und die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird und kein Gras des Vergessens darüber wächst.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

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Mahnwache – Gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, für Toleranz und soziale Gerechtigkeit

6. November 2015

am 07.11.2015 findet nun zum 25. Mal die Mahnwache gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, für Toleranz und soziale Gerechtigkeit, in Bergisch-Gladbach statt.

Wir wollen dort an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 und des wilden Konzentrationslagers auf dem Gelände des Stella – Werks erinnern, aber auch eine Brücke für die Zukunft bauen und einen Blick auf das Heute werfen.

VVN-BdA Bergisch Gladbach

Mahnwache Flyer

Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 und der Ehrenfelder Edelweißpiraten

1. November 2015

,

Einladung
zu einem Schweigemarsch mit anschließender Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938, der Ermordung der elf Zwangsarbeiter am 25. Oktober 1944 und der Ehrenfelder Edelweißpiraten und anderer Widerstandskämpfer am 10. November 1944.

edelweisspiraten
Am 10. November 2015 jährt sich zum 71. Mal der Tag, an dem in der ehemaligen Hüttenstraße, jetzt Bartholomäus-Schink-Straße,
13 Menschen, unter ihnen auch Edelweißpiraten, ohne Gerichtsurteil öffentlich vor Hunderten von Zuschauern durch den Strang exekutiert wurden.
Vorher, am 25. Oktober 1944, ermordete die Gestapo am selben Ort 11 Zwangsarbeiter, deren Tod nicht vergessen werden darf.

Wir möchten Sie daher zu einem Schweigemarsch mit anschließender Gedenkveranstaltung für Dienstag, 10. November 2015, 18 Uhr:
Treffpunkt Körnerstraße in Ehrenfeld,
wo früher die Synagoge stand,
die in der Pogromnacht vor 77 Jahren geschändet wurde,
recht herzlich einladen.

Beginn der Gedenkveranstaltung vor dem Mahnmal
Bartholomäus-Schink-Straße / Venloer Straße: ca. 19 Uhr

Josef Wirges
Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Ehrenfeld der Stadt Köln
Rolly Brings & Bänd & Gäste

Nazi-Hools, Verfassungsschutz und der NSU – Antirassistische Perspektiven auf eine unheuílige Allianz

26. Oktober 2015

Mittwoch, 18. 11. 2015, 20 Uhr, Ate Feuerwache, Großes Forum,
Melchiorstraße 3, Köln

In der Probsteigasse geht eine Bombe hoch, in der Keupstraße explodiert
eine Nagelbombe, bei HoGeSa marschieren 4.000 Nazis durch Köln. In
allen drei Szenarios drängt sich die Frage nach dem hintergründigen
Agieren staatlicher Ämter auf. Das Wissen um die Zusammenhänge
zwischen neonazistischen Aktivitäten und insti¬tutionellem Rassismus,
das sowohl Betroffene rassistischer Gewalt als auch antirassistische
Gruppen beständig äußern, wird dabei immer noch an den Rand
gedrängt.

Das Kölner Plenum zur Vorbereitung des Tribunals „NSU¬-Komplex
auflösen“, lädt zu einer Input-Veranstaltung mit anschließender
Diskussion ein. Dabei wollen wir über die
gesellschaftlich-institutionellen Zusammenhänge rassistischer
Übergriffe in Köln und über die Perspektiven gemeinsamer
antirassistischer Interventionen diskutieren.

– Die Hintergründe des VS in Nordrhein¬-Westfalen beleuchtet Heike
Kleffner (Journalistin und Expertin für neonazistische Aktivitäten)
– Über die Erfahrungen von rassistischen Ermittlungen berichtet ein
Betroffener des Nagelbombenanschlags in der Keupstraße (angefragt)
– Das HoGeSa¬Netzwerk, die Rolle von Roland Sokol und
antifaschistische Perspektiven in Köln diskutiert ein*e Vertreter*in
von AKKU (angefragt)

Eine Veranstaltung des Kölner Forums zur Vorbereitung des Tribunals
„NSU¬-Komplex auflösen“, koeln@nsu-tribunal.de

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Elser – Er hätte die Welt verändert

geschrieben von ver.di Bezirk Köln

26. Oktober 2015

»Irgendjemand muss den Wahnsinn doch aufhalten.
Man kann nicht warten bis es zu spät ist. Es muss sein.«

Georg Elser

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Georg Elser platzierte Ende am 8. November 1939 eine selbstgebaute Bombe im Münchener Hofbräuhaus. Sie explodierte, aber Hitler war dreizehn Minuten vorher gegangen und überlebte.

Der Film bemüht sich um größte Authentizität und vermeidet Klischeeaufnahmen über die NS-Zeit, die man schon so oft gesehen hat. In zermürbenden Verhören soll der Schreiner von der Schwäbischen Alb dazu gebracht werden, seine Hintermänner zu nennen. Denn insbesondere für Hitler ist klar, dass es sich keineswegs um die Tat eines Einzeltäters handeln kann. Was würde Georg Elser, der für das Attentat am 9.April 1945 hingerichtet wurde, über das heutige Deutschland sagen? Was würde er tun angesichts grassierender rassistischer Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte und angesichts von über 8.100 rechtsextremer Straftaten in den ersten acht Monaten diesen Jahres, davon mehr als 500 Gewalttaten mit 400 Verletzten.

Diskussion mit:
Fred Breinersdorfer Produzent und Drehbuchautor des Films »Elser – Er hätte die Welt verändert«

Im Anschluss an die Diskussion zeigen wir den Film.
Fred Breinersdorfer ist ver.di-Mitglied und war einige Jahre Vorsitzender des Verbands Deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di.

Montag 9. November um 18 h im Filmhauskino, Maybachstraße 111, 50670 Köln
Eintritt für ver.di Mitglieder kostenlos

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Wir kuschen nicht vor gewalttätigen Hooligans und Neonazis. Das demokratische Köln steht auf und hält dagegen!

23. Oktober 2015

Aufgrund der noch zu erwartenden gerichtlichen Entscheidungen zum Versammlungsort der HOGESA-Hooligans möchten wir folgendes mitteilen:

Am Sonntag, 25. Oktober 2015, dürfen nach Gerichtsbeschlüssen die Hooligans und Neonazis – trotz der drohenden Gewaltexzesse 2014, die sie in diesem Jahr noch „toppen“ wollen – leider ihre Kundgebung abhalten, wenn sie auch nicht durch die Stadt marschieren und Hass, Gewalt und Angst verbreiten können. Aber allein ihre Anwesenheit ist für uns ALLE in Köln eine Provokation.

Wir alle treffen uns am Sonntag, 25.10 um 12 Uhr zur Auftaktkundgebung auf dem Heumarkt und werden dann in einem Demonstrationszug zu unserer Abschlusskundgebung ziehen. Dies wird entweder in Deutz oder am Hansaring/Eigelstein sein.

Der versuchte Mordanschlag auf Frau Reker, wie 461 Anschläge auf Flüchtlings-Unterkünfte zeigen ein bedrohliches Ausmaß an Gewalt und Gewaltbereitschaft, die das Klima in unserem Land vergiften und unsere Gesellschaft vor eine gefährliche Zerreißprobe stellt. „AG Arsch huh“ und „Köln stellt sich quer“ wünschen ihr und den Verletzten aus ihrem Team schnelle und vollständige Genesung und eine nachhaltige Erholung ihres Anschlag-Traumas!

Nicht nur die Politik ist gefordert, die durch die Flüchtlingsströme aus Kriegs- und Krisengebieten vor ungeheuren Herausforderungen steht. Auch die Zivilgesellschaft, WIR, sind gefordert.

Indem wir erneut ein Zeichen setzten:

Gegen Fremdenhass, Ausländerfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt und für Demokratie, Toleranz und Humanität.

Kommt am Sonntag massenhaft zu unseren Kundgebungen, zur Demo und zum Birlikte-Kulturfest.

Sonntag, 25. Oktober 2015, 12 Uhr Kundgebung Heumarkt

Anschließende Demonstration zum Kulturfest „Birlikte“ – je nach Einigung mit Polizei und Bündnis-Absprachen

Alle aktuelle Informationen immer unter:

Facebook – Köln stellt sich quer

(https://www.facebook.com/Köln-stellt-sich-quer-606158276180923/)

Facebook – Arsch huh, Zäng ussenander (https://www.facebook.com/Arschhuh?fref=ts)

Zum Kulturfest:

Facebook – Bilrikte.Zusammen (https://www.facebook.com/Birlikte.Zusammen)

Pressekontakt : Brigitta von Bülow 017622159725

Für das Bündnis Köln stellt sich quer

DGB Köln-Bonn, Andreas Kossiski

Versagen mit System – Der Verfassungsschutz Geschichte – Aufgaben – Praxis

20. Oktober 2015

So wenig wie Zitronenfalter Zitronen falten, so wenig schützt der Verfassungsschutz die Verfassung.

Versagen mit System
Der Verfassungsschutz Geschichte – Aufgaben – Praxis

Schon der Name führt in die Irre: die Behörde ist ein Geheimdienst und keine Schutzorganisation und verfolgt ihre Ziele auch mit extralegalen Mitteln.

Die Veranstaltungen werfen Schlaglichter auf die jahrzehntelange Verzahnung des VS mit Neonazigruppen, seine Unterstützung des institutionellen Rassismus und das „Versagen“ bei der Enttarnung der Neonazistischen Terrorgruppe NSU. Ein „Versagen“, das mit Beförderungen und mehr Kompetenzen belohnt wird, statt die Behörde zu schließen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Im Rahmen der Veranstaltungen wird die Ausstellung „Versagen mit System“ gezeigt, die eindrucksvoll die Skandalgeschichte des Verfassungsschutzes dokumentiert.

Ausstellung
23.10. – 24.10. VHS Mülheim im Bezirksrathaus, Wiener Platz 2a
26.10. – 29.10. von 16 – 20 Uhr täglich in der Lutherkirche Südstadt, Martin-Luther-Platz/ Volksgartenstr

Veranstaltungen
Freitag, 23.Oktober 2015, 19.00 Uhr – Verfassungsschutz – Neonazis – NSU
Veranstaltung mit Andreas Förster, Journalist und Herausgeben des Buches „Geheimsache NSU“ in der VHS Köln-Mülheim im Bezirksrathaus, Wiener Platz 3a

Mittwoch, 28.Oktober 2015, 19.00 Uhr – Verfassungschutz abschaffen?!
Lutherkirche, Martin-Luther-Platz/Volksgartenstr., Köln Süd
Veranstaltung mit Heiner Busch, Redakteur Cilip/Bürgerrechte & Polizei, Vorstandsmitglied Komitee für Grundrechte und Demokratie

Die Film – Dokumentation „V-Mann-Land“ – Spitzel im Staatsauftrag – von K. und C. Riha mit anschließender Diskussion wird am 4. November 2015 um 19.00 Uhr, Jugendzentrum Northside, Netzstr. 4, Köln-Chorweiler gezeigt

Kein Comeback von HoGeSa!

18. Oktober 2015

Gemeinsam am 25.Oktober gegen HOGESA!

Das Verwaltungsgericht Köln die Verbotsverfügung der Polizei gegen die für den 25. Oktober geplante Neuauflage der Hogesa-Gewaltexzesse nur teilweise bestätigt: Die Faschisten dürfen zwar nicht marschieren aber eine Kundgebung abhalten und dort ihre menschenfeindlichen Sprüche klopfen. Dem Gericht gilt die rechte Hetze offenbar als unschöne aber normale Meinungsäußerung, die zu tolerieren ist und nicht als Saat von Gewalt und Terror. Die VVN-BdA Köln empfindet das als Skandal. Wir sind gespannt, ob dieses Urteil vor der höheren Instanz Bestand haben wird.

Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens sind alle diejenigen, die gegen rassistische Hetze und rechten Terror ein Zeichen setzen wollen, aufgefordert, am Sonntag, dem 25. Oktober gemeinsam gegen Rechts auf die Straße zu gehen und laut und bunt ein Zeichen zu setzen. Dazu rufen viele unterschiedliche Gruppen und Personen auf. Ihr findet/Sie finden die Aufrufe unter diesen Links:

www.keinveedelfuerrassismus.de

www.facebook.com/Köln-stellt-sich-quer

Beide Aufufe und Aktionen stehen nicht gegeneinander sondern ergänzen sich – als antifaschistische Organisation unterstützen wir sie natürlich und beteiligen uns aktiv daran. Wir treffen uns am 25.10. um 12.00 Uhr an der Kirche St. Kunibert, die sowohl vom Ebertplatz als auch vom Breslauer Platz aus gut zu erreichen ist. Wir bitten Sie/Euch alle, ebenfalls an den Protesten teilzunehmen – wir dürfen den rechten Menschenfeinden nicht die Straße überlassen (und zwar weder für eine Demonstration noch für eine Kundgebung).

Children of Hayastan – Armenische Filme 1915 – 2015

22. September 2015

10. bis 16. November 2015

Children of Hayastan – Armenische Filme 1915 – 2015

Ein Jahrhundert nach dem Völkermord zeigt die Retrospektive filmische Zeugnisse von armenischem Leben und Überleben. Filme aus: Armenien, Türkei, Kanada, Deutschland, Iran, Libanon, Schweden, UdSSR, Argentinien, Frankreich. Rahmenprogramm mit Lesungen und Konzerten.

Ort: Filmclub 813 / Filmforum NRW / Filmhauskino | Förderer: Bundeszentrale für Politische Bildung | Veranstalter: Allerweltskino e.V. |

Website: www.children-of-hayastan.com

August Sanders unbeugsamer Sohn

22. September 2015

Ab 23. Okt. 2015:
Ausstellung: August Sanders unbeugsamer Sohn. Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im Zuchthaus Siegburg 1935-1944

Fast zehn Jahre saß Erich Sander, der Sohn des berühmten Kölner Fotografen August Sander, als Häftling in der Strafanstalt in Siegburg ein. 1935 war er wegen Vorbereitung zum Hochverrat (Widerstand gegen das NS-Regime) zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt worden. Am 23. März 1944 starb Erich Sander in der Haft. Erich Sander dokumentierte als Gefängnisfotograf die Situation der politischen Gefangenen in der Strafanstalt Siegburg und schmuggelte Briefe sowie Fotografien aus der Haft. Zahlreiche Fotografien von August Sander – aus dem privaten Umfeld – und die fotografischen Arbeiten von Erich Sander werden erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Bis 31. Januar 2016 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Do. 29. Okt. 2015, 15.00 Uhr

Führung durch die Ausstellung „August Sanders unbeugsamer Sohn. Erich Sander als Häftling und Gefängnisfotograf im Zuchthaus Siegburg 1935-1944
Für: Senioren: vom Museumsdienst Köln, mit Barbara Kirschbaum, Treffpunkt: Foyer des NS-Dokumentationszentrums, Teilnahme: kostenlos

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