Duisburg stellt sich quer

27. März 2010

Aufruf gegen den Sternmarsch von PRO-NRW und NPD.

28.03.2010

Duisburg stellt sich quer

Aufruf gegen den Sternmarsch von PRO-NRW und NPD.

Am Sonntag, den 28. März 2010 will „Pro NRW“ in Duisburg einen Aufmarsch gegen die dortige Moschee durchführen und mit ihren rechtsradikalen Parolen auf Stimmungsfang gehen. In Duisburg hat sich ein breites Bündnis gebildet, das sich quer stellt, um ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzten.

Sonntag, 28. März 2010, 12:00

Duisburg-Marxloh

Informationen zu den Planungen in Duisburg: www.marxloher-buendnis.de, www.duisburg-stellt-sich-quer.de

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Sonntag, 28. März 2010, 12:00 Duisburg-Marxloh Informationen zu den Planungen in Duisburg: www.marxloher-buendnis.de, www.duisburg-stellt-sich-quer.de

Der 1. Mai

19. März 2010

Es mag viele überraschen, aber der 1. Mai als internationaler Tag der ArbeiterInnen begann in den USA.

Seinen Ursprung nahm er in der Haymarket Kundgebung in Chicago, Illinois am 1. Mai 1886, als Tausende und Abertausende von ArbeiterInnen sich mit ihren Familien versammelten, um für den 8-Stundentag zu kämpfen. Ihre weiteren Forderungen? Das Ende der Kinderarbeit und das Organisationsrecht für ArbeiterInnen (damals behandelten Gerichte Gewerkschaften als „kriminellen Syndikalismus“).

Die Kundgebung wurde von der Chicagoer Polizei brutal angegriffen. Kurz darauf wurde eine Bombe geworfen. Es gab Verletzte und mehrere Polizisten starben. Die GewerkschaftsaktivistInnen wurden verhaftet und mit der Durchführung des Bombenattentats angeklagt. Sie wurden in manipulierten Schauprozessen abgeurteilt. Einige wurden hingerichtet, andere wurden inhaftiert. Die Haymarket Prozesse radikalisierten die ArbeiterInnen landes- sowie weltweit. Sie wollten dieses Ereignis im Bewusstsein behalten.

Seit 1889 wird dieses Datum weltweit als Erinnerung und Ausdruck von ArbeiterInnenmacht wahrgenommen, durchgeführt und gefeiert.

Mumia Abu-Jamal, 20.März 2010

Peter Gingold Paris – Boulevard St. Martin No. 11

17. März 2010

Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik

18.03.2010

Peter Gingold Paris – Boulevard St. Martin No. 11

Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik

Lesung mit Alice Czyborra, Tochter von Peter und Etty Gingold

Peter Gingold (1916-2006) war einer der profiliertesten jüdischen Widerstandskämpfer und Kommunisten in der Bundesrepublik. Besonders seit den 70er Jahren trat er als Redner auf politischen Kundgebungen gegen Naziaufmärsche und als Zeitzeuge in Schulen und bei Jugendgruppen auf. Er hatte viel zu berichten.

Seine im Exil geborene Tochter, Alice Czyborra, wird bei der Lesung und im Gespräch Buch und Leben dieses außergewöhnlichen Menschen vorstellen.

Donnerstag, 18. März 2010, 19:00 Uhr

DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, Großer Saal, 50672 Köln

Veranstalter:

VVN-BdA DGB-Jugend Köln Naturfreunde Köln

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Donnerstag, 18. März 2010, 19:00 Uhr DGB-Haus, Hans-Böckler-Platz 1, Großer Saal, 50672 Köln Veranstalter: VVN-BdA DGB-Jugend Köln Naturfreunde Köln

„Sternmarsch“ gegen Duisburger Moschee

14. März 2010

Duisburg. Eine Woche vor Ostern, vom 26. bis 28. März, will die aus der extrem rechten „Bürgerbewegung pro Köln“ hervorgegangene „Bürgerbewegung pro NRW“ in Duisburg und im Ruhrgebiet gegen Minarette und „Islamisierung“ protestieren.

Am Freitag sollen zum Auftakt des „islamkritischen Wochenendes“ Kundgebungen in Oberhausen (DITIB-Moschee OB-Lierich, 10 Uhr), Herten („Zentrum für Bildung und Integration“, Paschenbergstraße, 10 Uhr), Gelsenkirchen (DITIB-Moschee in Horst, 12 Uhr) und Mülheim/Ruhr (Türkisch-Islamische Gemeinde, 12 Uhr) stattfinden. Für den frühen Nachmittag sind „Mahnwachen“ vor der Moschee in Essen-Katernberg und vor der Islamischen Gemeinde in Bochum geplant.

Am Samstag, den 27. März, will „Pro NRW“ im Gelsenkirchener Schloss Horst seinen ordentlichen Parteitag durchführen. In diesem Rahmen soll dann eine „internationale Konferenz für die Einführung eines Minarettverbots“ stattfinden, an der auch Vertreter befreundeter Parteien und Verbände aus dem Ausland teilnehmen sollen.

Am Sonntag, den 28. März, will „Pro NRW“ unter dem Motto „Abendland in Christenhand“ gegen eine Moschee im Duisburger Stadtteil Marxloh demonstrieren. In der Zeit von 11 bis 19 Uhr soll von „verschiedenen Ausgangspunkten“ aus ein „Sternmarsch“ nach Marxloh durchgeführt werden. Der extrem rechte „Vlaams Belang“ aus Belgien habe bereits die Unterstützung von „mehreren hundert Teilnehmern“ zugesagt, die mit Reisebussen aus Antwerpen, Gent und Brüssel nach Duisburg herangeschafft werden sollen, heißt es bei „Pro Köln“.

Die „demonstrationserprobten flämischen Freunde“ sollen dabei gemeinsam mit der „Jugend pro NRW“ den „Ordnungsdienst“ übernehmen.

Die Ankündigung der extrem rechten „Pro“-Bewegung – der Landtagswahlkampf beginnt – ruft auch die Konkurrenz von der NPD auf den Plan. Die NPD NRW kündigte nun ebenfalls „zwei öffentlichkeitswirksame Aktionen“ in Duisburg an. Am Samstag, den 27. März, will die neofaschistische Partei eine Kundgebung vor der Merkez-Moschee durchführen und am Samstag, den 28. März, eine Demonstration. Diese soll unter dem Motto „Der kulturellen, ethnischen und religiösen Überfremdung unserer Heimat entgegentreten – Keine islamische Machtsymbolik in unseren Städten und Gemeinden!“ stattfinden.

Vertreter verschiedener Verbände und Parteien haben bereits Widerstand gegen die Aufmärsche der extremen Rechten angekündigt. Der DGB-Vorsitzende Rainer Bischoff bezeichnete die geplante Demo als „politische Brunnenvergiftung“. „Von außen geholte Truppen“ wollten die „positive Situation“ rund um die Moschee in Marxloh zerstören.

Inzwischen hat sich in Duisburg aber auch vor Ort in Marxloh ein Bündnis gebildet, dass zu Protesten aufruft.

Duisburger Aufruf im Anhang!

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Aufruf: „Köln stellt sich quer“ – auch in Duisburg!

Nachdem die rechtsradikale Pro-Gruppierung durch die erfolgreichen Proteste der Kölnerinnen und Kölner schon zweimal bei der Durchführung von geplanten Großveranstaltungen in unserer Stadt gescheitert ist, verlagert sie nun ihre Aktivitäten in das Ruhrgebiet. Am Sonntag, dem 28. März 2010 will „Pro NRW“ in Duisburg einen Aufmarsch gegen die dortige Moschee durchführen und mit ihren rechtsradikalen Parolen auf Stimmenfang gehen. In Duisburg hat sich ein breites gesellschaftliches Bündnis gebildet, das sich quer stellt, um ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Wir unterstützen das Duisburger Bündnis. Wir rufen alle Kölnerinnen und Kölner dazu auf, sich an den friedlichen Protesten gegen die rechtsradikale Pro-Gruppierung zu beteiligen! Treffpunkt: 28. März 2010, 12.00 Uhr, in Duisburg-Marxloh

Anreise: Wir empfehlen die Anreise mit der Deutschen Bahn AG in Kleingruppen. Das „SchönerTag-Ticket NRW“ kostet 35,- Euro und gilt für die Hin- und Rückreise von maximal fünf Personen. Es können alle Nahverkehrszüge sowie Busse und Straßenbahnen genutzt werden. Das Ticket kann an den Fahrkartenautomaten gekauft werden. Abfahrtszeiten ab Köln, Hauptbahnhof: Regionalexpress RE 11012, 10:31 Uhr, Gleis 2 Regionalexpress RE 10117, 10:49 Uhr, Gleis 4 Vom Duisburger Hauptbahnhof gelangen Sie mit der Straßenbahnlinie 903, Richtung Dinslaken, zum Kundgebungsplatz an der Moschee in der Warbruckstraße. Ausstieg an der Haltestelle „Heckmann“.

Informationen zu den Planungen in Duisburg: www.marxloher-buendnis.de

Aufruf Duisburg (26 KB / 1 S.)

In Prison My Whole Life – Solidarität mit Mumia Abu-Jamal

geschrieben von mib

24. Februar 2010

Im Rahmen der Solidaritätsaktionen für Mumia Abu-Jamal, präsentierten ver.di NRW-Süd, die VVN -BdA Köln/Bonn und Amnesty International am 23.02.2010 im Bonner DGB-Haus den Film „In Prison My Whole Life“.

Darin nimmt der junge William Francome den Zuschauer mit auf seine Spurensuche nach der Geschichte des preisgekrönten Journalisten Mumia Abu-Jamal, der seit nunmehr 28 Jahren in der Todeszelle in Pennsylvania sitzt.

In zahlreichen Gesprächen setzt sich Francome dabei mit Rassismus, Klassenvorurteilen und dem Schrecken der Todesstrafe auseinander und eröffnet dadurch einen erschütternden Blick auf den, bis heute existierenden, staatlichen Rassismus in den U.S.A.

Die rund 40 BesucherInnen nutzten im Anschluss die Gelegenheit zur Diskussion der aktuellen Situation und über mögliche Solidaritätsaktionen für Mumia Abu-Jamal. Aus Sicht aller Mitwirkenden war es eine erfolgreiche Veranstaltung.

Sich weigern zu schießen

31. August 2009

Ohne Punkt und Komma: »Hommage den Soldaten die sich weigerten zu schießen auf die Soldaten die sich weigerten zu schiessen auf die Menschen die sich weigerten zu töten die Menschen …zu foltern … zu denunzieren … zu brutalisieren … diskriminieren … auszulachen die Menschen, die Solidarität und Zivilcourage zeigten als die Mehrheit schwieg und folgte«.

Dieser in ein farbiges Buchstabenspiel getauchte Schriftzug soll das Dach einer Pergola bilden, Sonnenlicht durch sein bedeutsames Buchstabengeflecht auf den Boden spielen und die Passanten veranlassen, den Blick zu heben.

Es ist der von einer prominent besetzten Jury einstimmig favorisierte Wettbewerbsbeitrag für das Denkmal für Deserteure, Denkmal für die Opfer der Nazi-Militärjustiz in Köln. Er stammt von dem Schweizer Ruegi Baur, realisiert mit Denis Coueignoux. Gleichzeitig formulierte die Jury, »die Hoffnung, dass möglichst bald auch die letzten Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz rehabilitiert werden.«

Standort des Denkmals, das an sie erinnert, wird in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Appellationsgerichts und den gegenüberliegenden Arbeits- und Folterräumen der Gestapo, dem heutigen Sitz der Gedenkstätte des Museums NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln sein. Am Mittwoch hatte die Fraktion der Kölner Linkspartei ins Rathaus geladen, um die Ergebnisse des Wettbewerbs, an dem sich 14 Künstler beteiligten, vorzustellen. Zu Gast war auch Ludwig Baumann, einer der letzten noch lebenden Deserteure der Wehrmacht. 2006 hatte die Fraktion gegen die Stimmen von CDU, FDP und Pro Köln die Mittel für die Ausschreibung eines Denkmals für die Deserteure in einer hitzigen Debatte durchgesetzt.

Eine fünfköpfige Projektgruppe machte sich dann ans Quellenstudium. Von zwölftausend Akten im Freiburger Militärarchiv wurden bisher zehntausend Vorgänge gesichtet. In den Akten der Divisionsgerichte, von denen drei für Köln – je nach Frontlage wechselnd zuständig waren, konnten 104 Fälle mit Köln-Bezug ausfindig gemacht werden. Als dritte Quelle diente eine Kartei, die die Todesurteile und die Hinrichtungsorte auflistete. »Wir haben bei dieser Gelegenheit festgestellt, dass in Köln kräftig hingerichtet wurde«, bilanzierte Malle Bensch-Humbach die Ergebnisse der Projektgruppe. Bislang sind 71 Hinrichtungen von Deserteuren in Köln bekannt, die meisten wurden mit der Guillotine im Gefängnis Klingelpütz umgebracht.

Wer als Deserteur das Kriegsende erlebte, erfuhr keinerlei Anerkennung, wie Ludwig Baumann am Mittwoch ausführte: »Wir sind nur als Feiglinge, als Kriminelle, als Verräter beschimpft und bedroht worden, bis wir an diesem Staat verzweifelt sind«. Die Nazirichter hingegen »haben nach dem Krieg Karriere gemacht. Sie sind aufgestiegen bis zu Bundesrichtern. Sie haben die Nachkriegsrechtsprechung entscheidend mitgeprägt. Hätten sie uns rehabilitiert, hätten sie wohl befürchten müssen, selber angeklagt zu werden. Nicht einer ist bestraft worden. Wir waren bis 2002 vorbestraft.«

Die Aufhebung der Urteile gegen Deserteure gelang erst im Jahr 2002 im Bundestag aufgrund einer Initiative der PDS. Wenn am 1. September, dem 70. Jahrestag des Überfalls auf Polen, die Einweihung des Denkmals stattfindet, wird Ludwig Baumann dabei sein – als Ehrengast.

5000 Gründe für NPD-Verbot

21. Januar 2009

Am 27. Januar startet unsere neue Kampagne „nonpd“ Auf diese Situation hat die NPD-Führung gewartet und ihre Agitation ausgerichtet: eine schwer verständliche internationale Finanzkrise erschüttert die Welt und lässt Deutschland als Opfer amerikanischer Machenschaften erscheinen. Nun steht die Partei im Superwahljahr bereit, Nationalismus, Demokratiefeindschaft, Ausländerhass und Verschwörungstheorien als „Lösungen“ unters Volk zu bringen.

Zum Glück ist man bei der NPD im Augenblick stark mit hausgemachten Problemen beschäftigt, Unterschlagungen und Postengerangel binden die Kräfte der Führungsriege, in die angestrebte politische Offensive ist man daher noch nicht so recht gekommen.

Doch wer will darauf bauen, dass dieser Zustand anhält oder sich die NPD, wie bürgerliche Medien orakeln, gar selbst zerlegten wird? Nach aller bisherigen Erfahrung kann man auch nicht darauf setzen, dass die politisch Verantwortlichen in der Bundesrepublik auf einmal von sich aus die Energie entwickeln, die nach wie vor gefährlichste neofaschistische Organisation Deutschlands endlich auszuschalten.

Hier muss nachgeholfen werden! Die Kampagne „nonpd“ der VVN-BdA hat im Jahr 2007 das Ihrige dazu beigetragen, das Thema NPD-Verbot auf die politische Agenda zu setzen. 175.445 Unterzeichner unseres Aufrufes an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages warten bis heute auf eine angemessene Antwort.

Am 27. Januar 2009 beginnt deshalb nach intensiver Vorbereitung die von vielen erwartete Fortsetzung unserer Kampagne, die wir bis zum 8. Mai 2010, dem 65. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg führen werden. Wir bauen darauf, dass uns wieder viele Menschen unterstützen, denen das Logo „nonpd“ und die Losung „NPD-Verbot jetzt!“ etwas bedeuten und die an einer offensiven und zielgerichteten Aktion teilnehmen wollen. Diesmal werden wir die Zielgruppen der Kampagne erweitern, neu gestaltetes Material einsetzen und ein neues Sammelziel vorgeben.

In der Kampagne 2007 zeigte sich, dass viele Bürgerinnen und Bürger mehr zu geben haben, als nur ihre Unterschrift. Sie teilten uns ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Einschätzungen und ihre Wünsche mit. Ein Teil schrieb voller Wut und Empörung, andere mit kühlem Kopf. Manches entstand in Teamwork, einiges hastig, anderes nach tagelangem Nachdenken. Einige schickten Fotos oder Zeichnungen, das Logo „nonpd“ wurde uns in allen möglichen Varianten zugesandt. Mit unserer neuen Kampagne wollen wir solche Leistungen aktiv einwerben, also Menschen ermutigen, ihrem Protest gegen die NPD auf vielfältige Weise Ausdruck zu verleihen und ihrem Anliegen eine gemeinsame Stimme zu geben. Jede dieser Stimmen ist ein „Grund“ für das Verbot der NPD. 5000 solcher Gründe wollen wir mindestens dokumentieren.

Auf unserer neuen Kampagnenhomepage werden wir all dies in einem „kollektiven Lesebuch“ sammeln und die Beiträge entsprechend des Entstehungsortes auf einer Landkarte Deutschlands eintragen. Die Landkreise können angeklickt und die dort abgelegten Beiträge gelesen werden. Es entsteht also eine sich stetig verdichtende „Anti-NPD-Landkarte“.

Wir wollen die berechtigte Stimmung gegen Nazis festigen und sie ermutigen, sich gegen die NPD zu stellen. Wir wollen Neugier wecken, Sichtweisen verändern, Kräfte aktivieren und entscheidende Argumente vermitteln.

Die Kampagne der VVN-BdA richtet sich außerdem an diejenigen, die im ganz konkreten Sinn die Verantwortung dafür tragen, dass ein neues Verbotsverfahren noch nicht auf den Weg gebracht worden ist: die Innenminister der Bundesländer. Es ist an ihnen, das vom Bundesverfassungsgericht benannte Verfahrenshindernis aus dem Weg zu räumen: die V-Leute müssen abgeschaltet werden. Und zwar in jedem Bundesland. Wir wollen darüber aufklären, dass V-Leute nichts anderes sind als bezahlte Neonazis und dass das V-Leute-System de facto zum Schutzschirm der NPD geworden ist.

Eine weitere Zielgruppe unserer Kampagne sind die Abgeordneten; nicht nur des Bundestages, sondern auch der Landtage. Ihnen wollen wir deutlich machen, dass effektiver Kampf gegen Neofaschismus mehr beinhaltet als das Abhalten von Sonntagsreden.

Internationale Solidarität

geschrieben von Ulrich Schneider

31. Januar 2006

Ein wichtiges Element antifaschistischer Arbeit war schon immer die internationale Solidarität. Dieses Prinzip, dass politisches Handeln für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte nicht an den nationalen Grenzen halt machen oder gar zu Lasten von Menschen und Völkern anderer Nationen durchgesetzt werden kann, war eine Grunderkenntnis der Kräfte der Arbeiterbewegung, die historisch die Hauptlast des antifaschistischen Kampfes trugen.

Dabei war es keine Frage der jeweiligen politischen Position, dies galt gleichermaßen für sozialdemokratische, kommunistische und andere Richtungen der Arbeiterorganisationen.

Dieser Internationalismus im antifaschistischen Handeln wurde auch von liberalen und bürgerlichen Kräften anerkannt. Erlebten sie doch, dass Internationalismus eine existenzielle Notwendigkeit des Handelns gegen die nationalistische und chauvinistische Ideologie der jeweiligen faschistischen Herrschaft, ob in Deutschland, Italien, Spanien, Bulgarien oder in anderen Ländern war. Faschistische Ideologie und Politik, die sich zu einer direkten Bedrohung nicht nur für die Nachbarstaaten entwickelte, war in der Regel verbunden mit imperialistischen Expansions- und Herrschaftsplänen. Sie konnten nur im gemeinsamen Kampf aller von diesen Regimes bedrohten Länder und Völker bekämpft werden. Daraus ergab sich ganz originär eine Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg.

Dabei hatte solche Zusammenarbeit im antifaschistischen Handeln wenig zu tun mit dem klassischen Koalitions- und Beistandspaktdenken der herrschenden Eliten der jeweiligen Staaten. Es war vielmehr aus den Erfahrungen der Antifaschisten eine Zusammenarbeit der Völker, die sich auch in praktischer Solidarität mit den Verfolgten und im antifaschistischen Handeln ausdrückte. Dazu gehörte beispielsweise die Hilfe für Verfolgte und Exilanten oder die Unterstützung von Widerstandsgruppen bei der grenzüberschreitenden antifaschistischen Arbeit. Besonders aktiv war in diesem Zusammenhang die Internationale Transportarbeiter Föderation (ITF), die sich bei der Rettung von Verfolgten und beim illegalen Transport von Druckschriften hervorgetan hat. Aber auch in den Ländern des Exils war dieser Internationalismus lebendig. Er schuf die Rahmenbedingungen, dass in Prag der Exilvorstand der SoPaDe arbeiten konnte, in Moskau das ZK der KPD, in London der „Deutsche Kulturbund“ und in mehreren Ländern deutsche Antifaschisten, die im Exil die Komitees „Freies Deutschland“ und andere politische Strukturen des antifaschistischen Handelns aufbauen konnten. Antifaschismus als Internationalismus zeigte sich besonders deutlich im Kampf gegen die Bedrohung der Spanischen Republik durch den faschistischen Putsch von General Franco. Hier formte er sich in den Internationalen Brigaden, die – gegen die „Nichteinmischungshaltung“ der Westmächte – praktische Solidarität mit der bedrohten Republik übten. Die Kraft der internationalen Solidarität vermochte es, den faschistischen Vormarsch mehrere Monate erfolgreich aufzuhalten. Viele Antifaschisten zogen mit dem Bewusstsein nach Spanien, dort nicht nur Franco zu stoppen, sondern damit indirekt auch der faschistischen Bedrohung in ihrem eigenen Land entgegenzutreten.

Und nicht nur in Spanien lebte der Internationalismus. Die Teilnahme deutscher Antifaschisten in den Reihen der Armeen der Anti-Hitler-Koalition, in der französischen Résistance und im bewaffneten Widerstand anderer Länder war ein sichtbares Zeichen für diese Gemeinsamkeit der antifaschistischen Idee über Grenzen, Nationen und Völker hinweg.

Besondere Bedeutung erhielt der internationalistische Charakter des antifaschistischen Widerstandes in den Konzentrationslagern. Hier ging es darum, durch die illegale vertrauensvolle Zusammenarbeit von deutschen und ausländischen Häftlingen ein gemeinsames Überleben zu sichern. Dies war schwerer als in den Zeiten der Illegalität, da in den KZs nicht nur politisch klar denkende Häftlinge eingesperrt waren. Umso wichtiger war es für das Überleben aller Häftlinge, auch unter diesen Bedingungen Solidarität und Internationalismus zu praktizieren. In fast allen größeren Lagern bildeten sich konspirativ internationale Häftlingskomitees. Im KZ Buchenwald gelang es bekanntermaßen, sogar eine illegale Internationale Militärorganisation aufzubauen, die die Basis für die Selbstbefreiung der Häftlinge am 11. April 1945 bildete. Und es war nur konsequent, dass die befreiten Häftlinge des Lagers am 19. April 1945 einen gemeinsamen Schwur ablegten, der bis heute das Vermächtnis aller Überlebenden des KZ Buchenwald ist, aus welchem Land auch immer sie kommen.

Dieser Internationalismus und die hohe Wertschätzung der deutschen antifaschistischen Widerstandskämpfer war die Begründung dafür, dass die VVN 1947 als erste deutsche politische Organisation wieder ein gleichberechtigtes Mitglied der internationalen Gemeinschaft in der FIAPP (Fédération Internationale des Anciens Prisonniers Politiques, Internationale Föderation ehemaliger politischer Gefangener), der Vorläuferorganisation der FIR, werden konnte. Diese internationale Zusammenarbeit erwies sich als eine wirksame politische Kraft im antifaschistisch- demokratischen Neuanfang, sei es in der Verfolgung von Nazi- und Kriegsverbrechern, sei es in der Verteidigung der sozialen und gesellschaftlichen Rechte der Verfolgten des Naziregimes, sei es in der Solidarität mit der vom Verbot bedrohten VVN oder im gemeinsamen Handeln gegen SS-Traditionsverbände und das Wiederaufkommen alt- und neofaschistischer Parteien und Gruppen. Im Umfeld der VVN-BdA entstanden zwei Organisationen, die im besonderen Maße mit dieser internationalistischen Arbeit verbunden sind: die DRAFD (Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V.) und die „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik“. In dem 1992 gegründeten Verband DRAFD fanden diejenigen Frauen und Männer zusammen, die im Ausland in den Truppen der Anti-Hitler-Koalition, in den Reihen der Partisanen und Résistance-Kämpfer oder in den organisatorischen Strukturen der antifaschistischen Komitees ihren Beitrag für die Befreiung Deutschlands von Faschismus und Krieg geleistet hatten.

Sie standen in der Bundesrepublik oftmals vor dem Problem, dass ihr Kampf durch die entsprechenden Entschädigungsgesetze nicht anerkannt war, sie daher um Wiedergutmachung und politische Anerkennung streiten mussten. Während sie in den europäischen Nachbarstaaten hoch geehrt sind, mit Auszeichnungen zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt werden, müssen sie in der BRD um ihre Wertschätzung streiten. Dabei gelingt es der DRAFD immer besser, in der politischen Öffentlichkeit die Leistungen und Verdienste der deutschen Antifaschisten, die an der Seite der Alliierten kämpften, zu verdeutlichen. Die Ausstellung „Deutsche in der Résistance“ wurde seit 2004 mit großem Erfolg in verschiedenen Städten gezeigt. Ein wichtiges Anliegen der DRAFD ist die Weitergabe der Erfahrungen an die nachgeborenen Generationen. Ein erfolgreiches Beispiel war sicherlich die gemeinsame Fahrt von ehemaligen Kämpfern der Résistance und jungen Antifaschisten im Sommer 2004 nach Oradour sur Glane. Dabei standen Erinnerung und Begegnung mit französischen Antifaschisten gleichberechtigt nebeneinander.

Einen wichtigen Beitrag zu antifaschistischer Internationalismus-Arbeit leisten auch die „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik“. Sie halten mit ihren Zeitzeugen und historischen Berichten die Erinnerung an den internationalen antifaschistischen Kampf zur Verteidigung der Republik gegen die faschistische Bedrohung lebendig. Dabei leisten sie diese Arbeit in einem Netzwerk von Organisationen in Europa und den USA und in enger Verbindung mit jungen Generationen. Die alljährlichen internationalen Sommertreffen dienen dem Austausch von Erfahrungen und der Vorbereitung gemeinsamer antifaschistischer Initiativen. So ist auf Vorschlag der britischen Organisation im Frühjahr 2006 geplant, den Weg der Pyrenäen-Überquerung der ersten Mitglieder der Internationalen Brigaden, die illegal nach Spanien einreisten, nachzugehen. Hier werden in besonderem Maße auch jüngere Antifaschisten erwartet.

Ein Sonderfall ist die über vierzigjährige Arbeit des Internationalen Rombergpark-Komitees in Dortmund. Verbunden mit der Erinnerung an ein faschistisches Verbrechen in den letzten Tagen des Krieges wurde der Kontakt zu den überlebenden Angehörigen in zahlreichen Ländern zum Ausgangspunkt der internationalen Arbeit. Dieses Komitee und die Gedenkveranstaltung zum Karfreitag in der Bittermark haben sich in den letzten Jahrzehnten als Fokus der internationalen Verbindungen der antifaschistischen Organisation in Nordrhein-Westfalen erwiesen.

Die internationale Arbeit der VVN-BdA findet aber nicht nur in der FIR oder im Rahmen solcher Organisationen statt. Unser Internationalismus ist mit vielen Handlungsfeldern verbunden und wird als lebendiger Bestandteil der Arbeit der Organisation auf Bundes-, Landes- und Kreisebene verstanden. Wenn im Folgenden einzelne Beispiele angeführt werden, ist klar, dass damit nur ein kleiner Ausschnitt der unterschiedlichen Aktivitäten abgebildet werden kann.

Dieser Internationalismus zeigte sich konkret in der Unterstützung der Entschädigung für Zwangsarbeiter des faschistischen Sklavensystems. Die Sicherung von Dokumenten, die Aufarbeitung von Einzelschicksalen, wie es beispielsweise die Bremer Landesvereinigung mit dem Schicksal niederländischer Zwangsarbeiter gemacht hat, sind konkrete Beiträge zum Internationalismus. Schon seit vielen Jahrzehnten arbeitet die VVN-BdA im Saarland an der Aufarbeitung der Schicksale französischer Verfolgter im KZ Neue Bremm und anderen Haftstätten. Dies erfolgt in enger Verbundenheit mit französischen Partnern, wie der FNDIRP, der ANACR, der ANCAC und anderen. Begegnungen, Konferenzen und Dokumentationen sind die bisherigen praktischen Resultate dieser Arbeit.

Entsprechend der historischen und geographischen Nähe ist in Baden-Württemberg die Geschichtsarbeit eng mit der Arbeit am Gedenkort Natzweiler-Struthof verbunden. Dabei haben sich VVN-BdA-Mitglieder als anerkannte Betreuer von Gruppenbesuchen in der Gedenkstätte etabliert. Mit Gedenkmärschen durch das Elsass auf den Spuren von Heidi Hautval werden alternative Formen der Zugänge zur antifaschistischen Geschichte gesucht und erfolgreich umgesetzt.

Internationalistische Arbeit im Kontext einer Gedenkstätte steht auch für die Thüringische VVN-BdA im Zentrum. Seit vielen Jahren betreuen die Mitglieder die Überlebenden des KZ Buchenwald, wenn sie im Rahmen der Feiern zur Selbstbefreiung nach Thüringen kommen. Besonders im Jahr 2005 konnten zahlreiche Veranstaltungen mit Schulklassen und Jugendgruppen mit den Häftlingen aus allen Teilen Europas und aus Israel durchgeführt werden. Dadurch verbindet sich solche internationale Arbeit mit der Jugendarbeit der VVN-BdA. Ähnliches kann auch aus der Arbeit der sächsischen VVN-BdA berichtet werden. Ob es die erfolgreiche Arbeit der deutsch-tschechischen „Spurensucher“ oder die Begegnung in Auschwitz mit Jugendlichen aus Hoyerswerda ist, die von der VVN-BdA angeregt wurde.

Zu unseren internationalistischen Inhalten gehörten die politische Solidarität gegen die faschistischen Regime in Portugal, Griechenland oder Chile und – ganz aktuell – die Kampagne zur Rettung von Mumia Abu Jamal. Es war ein deutliches Zeichen dafür, dass der internationalistische Antifaschismus in der VVN-BdA lebendig ist, ihn auf dem Vereinigungskongress einstimmig als Ehrenmitglied aufzunehmen. Seine Grußadresse an den Bundeskongress Ende Mai 2005 war ein emotionaler Höhepunkt.

Der Internationalismus antifaschistischer Politik beweist sich aber nicht allein in der Solidarität mit Völkern und Menschen, die in anderen Ländern von Faschismus und Rassismus bedroht werden. Dazu gehört in unserem Land auch die Solidarität mit Menschen ohne deutschen Pass. Hier erweist sich antifaschistischer Internationalismus als „Humanismus in Aktion“, geht es doch darum, das Recht eines jeden Menschen auf Würde und körperliche Unversehrtheit zu verteidigen.

Antifaschismus ist eine internationalistische Kraft: damals, heute und morgen. Denn Internationalismus ist auch ein Gegenentwurf zu Nationalismus, Chauvinismus und Rassismus – nicht allein der extremen Rechten.

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Appell an die Jugend

14. März 1997

Nehmt es wahr, nehmt wenigstens ihr es wahr……was von Eueren Vorfahren meistens verdrängt, auch diskriminiert und verleugnet wurde: Das Bedeutsamste und Kostbarste aus deutscher Geschichte ist und bleibt der antifaschistische Widerstand.

Zumeist waren es einfache Frauen und Männer, vorwiegend aus der Arbeiterbewegung, in der Mehrzahl Jugendliche, die gegen Hitler und den Krieg kämpften. Nicht erst, als offenkundig wurde, daß Hitler den Krieg verliert, sondern von 1933 an! Den Krieg wollten sie verhindern, den jüdischen Menschen, den Völkern Europas und dem eigenen Volk das unermeßliche Leid ersparen, das der Nazifaschismus letztlich über sie brachte. Dafür riskierten sie alles, ihre Existenz, ihre Freiheit und ihr Leben, nahmen Konzentrationslager und Folter in Kauf. Vergeßt deshalb nie! Ihnen ist es zu verdanken, daß der Name unseres Landes nicht ausschließlich mit Schande und Ehrlosigkeit besudelt wurde.

Wir, die Überlebenden, haben vor 50 Jahren die »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes«, die VVN gegründet. Unterschiedlich in unseren politischen und weltanschaulichen Auffassungen, sowie in unserer sozialen Herkunft, waren wir gemeinsam im Widerstand und verfolgt. So haben wir auch gemeinsam die VVN gegründet, Kommunisten, Sozialdemokraten, Liberale, Juden und Christen. Wir haben überlebt mit einem einzigen Gedanken: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Es galt das Vermächtnis der Millionen Toten der faschistischen Massenvernichtung zu bewahren, die die Befreiung am 8.Mai nicht erleben konnten.

Der Nazihölle entronnen, dem sogenannten »Tausendjährigen Reich«, das für uns tatsächlich wie tausend Jahre war, jede Stunde, jeden Tag den Tod vor den Augen. Diese entsetzliche Zeit hinter uns, träumten wir von einem künftigen Leben ohne Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Militarismus.

Wir wollten, daß unsere unmenschlichen Erfahrungen eine Warnung für die Nachwelt sein würden.

Wir träumten von einem Leben in sozialer Gerechtigkeit, in Frieden und Freundschaft mit allen Völkern.

Wir träumten, daß nun für alle Zeiten unsere Kinder und Kindeskinder sich der Sonne, der Blumen, der Liebe erfreuen können, ohne in Angst vor Faschismus und Krieg leben zu müssen. Nach der Befreiung war es für uns, die Überlebenden, unvorstellbar, daß fast nichts von unseren Visionen und Hoffnungen in Erfüllung gehen würde.

Unfaßbar für uns, wie reibungslos sich der Übergang vom Nazireich in die Bundesrepublik vollzog. Daß ehemalige hohe Nazifunktionäre entscheidende Positionen in Regierung, Verwaltung, Wirtschaft, Justiz, Hochschulen, Medizin, im Geheimdienst und Militär einnahmen, und damit jahrzehntelang wesentlich das Klima der Politik und die prägenden Geburtsjahre dieser Republik bestimmten. Kriegsverbrecher, selten belangt und wenn, dann schonend behandelt, erhalten bis heute Opferrenten, während ganze Gruppen von Verfolgten des Naziregimes, u.a. ehemalige Zwangsarbeiter, immer noch ohne Entschädigung bleiben. Ganz zu schweigen von dem diskriminierenden Umgang mit Wehrmachtsdeserteuren die sich verweigerten, einem verbrecherischen Krieg zu dienen.

1945 war es für uns unvorstellbar, daß Ihr, die Nachgeborenen, erneut konfrontiert sein würdet mit Nazismus, Rassismus, einem wieder auflebenden Nationalismus und Militarismus. Und nun noch die ungeheure Massenarbeitslosigkeit, die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich, die katastrophale Zerstörung der Umwelt. Immer mehr junge Menschen leben in Zukunftsängsten.

Wir hoffen auf Euch. Auf eine Jugend, die das alles nicht stillschweigend hinnehmen wird! Wir bauen auf eine Jugend, die sich zu wehren weiß, die nicht kapituliert, die sich nicht dem Zeitgeist anpaßt, die ihm zu trotzen versteht, und deren Gerechtigkeitsempfinden nicht verloren gegangen ist.

Wir setzen auf eine Jugend, höllisch wachsam gegen alles, das wieder zu einer ähnlich braunen Barbarei führen könnte; eine Jugend, die nicht wegsieht, wo Unrecht geschieht, wo Menschenrechte verletzt werden; eine Jugend, die sich in die Tradition des antifaschistischen Widerstandes zu stellen vermag, eine Jugend, die diese Tradition aufnimmt und auf ihre eigene Art und Weise weiterführt. Wir glauben, daß dafür Eure Herzen brennen können, daß Euer Gewissen nicht ruhen wird.

Laßt Euch nicht wegnehmen, was Ihr noch an demokratischen und sozialen Errungenschaften vorfindet. Laßt sie nicht weiter abbauen! Von keinem Regierenden sind sie Euch geschenkt worden:

Es sind vor allem die Errungenschaften des antifaschistischen Widerstandes, der Niederringung des Nazifaschismus. Verteidigt, was Ihr noch habt, verteidigt es mit Klauen und Zähnen!

Es verlangt nur etwas Zivilcourage, nicht einmal besonderen Mut. Ihr riskiert nicht das Leben, nichts was dem antifaschistischen Widerstand vergleichbar wäre. Und vergeßt nicht: Der Internationalismus und die Solidarität mit den Benachteiligten und Ausgegrenzten sind unentbehrlich in diesem Kampf. Knüpft dieses Band immer fester, macht es unzerreißbar!

Reiht Euch auch ein in die Kampfgemeinschaft VVN-Bund der Antifaschisten, der organisierte Ausdruck des kollektiven Gedächtnisses an Widerstand und Verfolgung. Sie braucht Euch! In absehbarer Zeit wird es keine Zeitzeugen des schrecklichsten Abschnitts deutscher Geschichte mehr geben. Laßt das Vermächtnis des Widerstandes nicht in Vergessenheit versinken, den Schwur von Buchenwald:

»Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!«

Übernehmt Ihr nun diesen immer noch zu erfüllenden Auftrag: ein gesichertes menschenwürdiges Leben im friedlichen Nebeneinander mit den Völkern der Welt! Sorgt dafür, daß aus der Bundesrepublik ein dauerhaftes, antifaschistisches, humanes, freiheitliches Gemeinwesen wird, in dem einem Wiederaufflammen des Nazismus, nationalem Größenwahn und rassistischen Vorurteilen keinen Raum mehr gegeben wird.

Wir vertrauen auf die Jugend, wir bauen auf die Jugend, auf Euch!

Esther Bejarano, 1924 geboren in Saarlois/ Saarland. 1940 flüchtet die Familie vor den Nazis nach Breslau, wo Esther 1941 in das Zwangsarbeiterlager Neuendorf gebracht wurde, während ihre Eltern nach Riga (Litauen) deportiert und dort in einem Wald von der SS erschossen wurden. Am 20. April 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und musste zunächst in einem Arbeitskommando Steine schleppen. Später hatte sie die Möglichkeit, wegen ihrer musikalischen Fähigkeiten, im Mädchenorchester von Auschwitz zu spielen. Auf einem Todesmarsch konnte sie fliehen. Sie überlebte, ging nach Israel und kehrte 1960 mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Heute tritt sie als Zeitzeugin auf und gibt Konzerte mit jiddischen Liedern.

Peter Gingold, 1916 in Aschaffenburg geboren, wurde 1933 verhaftet und musste nach mehreren Monaten Gefängnis nach Frankreich emigrieren. Dort war er in der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung aktiv. Er wurde 1943 verhaftet und gefoltert. Durch eine List entkam er den Nazis. Er schloß sich erneut der Résistance an und half bei der Befreiung von Paris. Später in Italien ging er zu den Partisanen, um weiter gegen den Faschismus zu kämpfen. Nach der Befreiung lebte er wieder in Frankfurt und war in der kommunistischen und antifaschistischen Bewegung aktiv. Als Zeitzeuge sprach er vor tausenden Schulklassen und Jugendgruppen, auf Demonstrationen und Kundgebungen, wo er seine Erfahrungen auf sehr lebendige und eindringliche Art vermittelte. Peter Gingold starb am 29. Oktober 2006 in Frankfurt am Main.

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