Stolpersteinverlegung für Max und Elfriede Bachmann am 19. Oktober 2022

5. Oktober 2022

Max Bachmann erblickte am 15.05.1876 in Gleicherwiese, Kreis Hildburghausen, Thüringen als Sohn des Gerbermeisters Moses Bachmann und seiner Ehefrau Pauline Bachmann geb. Freund das Licht der Welt. Die große jüdische Familie betrieb in Hildburghausen eine Ledergerberei, in der Tierhäute in schwerster Handarbeit zu Leder gegerbt wurden.

Elfriede Bachmann kam am 26.07.1881 in Zülpich, Rheinland als Tochter des Malermeisters Jacob Klaber und seiner Ehefrau Julie, geb. Schwarz zur Welt. Der Vater war 1914 in Zülpich für seine Teilnahme am Frankreichfeldzug 1970/71 in Zülpich vom deutschen Kaiser mit einem Orden ausgezeichnet worden. Die Mutter war eine glühende Napoleon Verehrerin, weil er „den Juden die Freiheit gebracht hatte“. Die jüdische Familie Klaber hatte in Zülpich eine beträchtliche Anzahl von direkten und entfernteren Verwandten.

Als junge Erwachsene verließen Max Bachmann und Elfriede Klaber die Enge ihres familiären Umfelds. Beide trugen sich unabhängig voneinander mit dem Gedanken an eine Auswanderung in die USA.

Sie trafen sich zufällig in einem Kaufhaus in Osnabrück, wurden ein Paar und heirateten am 03.09.1906 in Zülpich. Er war damals 30, Sie 25 Jahre alt.

Seit 1907 leiteten Max und Elfriede Bachmann ein Schuhgeschäft an prominenter Stelle der Dürener Innenstadt, Kaiserplatz Nr.19. Das Schuhgeschäft war eine der 110 Filialen der Firma Tack in Deutschland. Auf der 2. Etage des Hauses hatten die Bachmanns auch ihre Wohnung. Hier wurden ihre beiden Kinder, Kurt Bachmann am 22.06.1909 und Hilde Bachmann am 26.07.1917 geboren.

Max Bachmann war ein zurückhaltender, belesener Mann. In seiner kleinen Bibliothek befanden sich die deutschen Klassiker aber auch Friederich Engels „Anti Dühring“. Er war SPD Wähler und verabscheute das Militär und den Preußischen Militarismus. Einmal pro Woche ging Max Bachmann mit Freunden und Bekannten aus seiner Nachbarschaft zum Kegelabend, ein Bier trinkend. An religiösen Festtagen besuchte er die jüdische Synagoge.

Darüber hinaus spielte Religion in der Familie keine Rolle. Die Familie war weitestgehend assimiliert und ihre Mitglieder fühlten sich als Deutsche jüdischer Herkunft, betrachteten Deutschland als ihre Heimat und waren tief verwurzelt in der deutschen Kultur.

Elfriede Bachmann war eine energische, durchsetzungsfähige und Praxis orientierte Frau mit viel gesundem Menschenverstand. Bei der Führung des Schuhladens war sie die Person mit dem größten Organisationstalent.

Einkommen und Lebensstandard der Familie waren im Vergleich zum Lohn einfacher Arbeiter hoch und entsprachen dem des Mittelstandes. Dennoch lebte die Familie relativ bescheiden, Elfriede Bachmann verstand es, das Geld zusammenzuhalten. Größtes Vergnügen der Eheleute war das gemeinsame Singen von populären Opernarien.

Heute würden wir sagen, Max und Elfriede Bachmann waren Menschen aus der Mitte der Gesellschaft.

Das änderte sich mit dem Aufstieg der NSDAP und der immer mehr zunehmenden antisemitischen Hetze.

Im Jahr 1934 wurde das Arbeitsverhältnis durch Fa. Tack aus rassistischen Gründen gekündigt, Fa. Tack suchte mit einer entsprechenden Zeitungsanzeige, einen arischen Geschäftsführer für seine Dürener Filiale. Nachbarn und Bekannte in Düren grüßten Familie Bachmann nicht mehr. Aus angesehenen Mitbürgern waren Unpersonen geworden. Elfriede und besonders Max Bachmann ertrugen die neue Situation nur sehr schwer. 1935 zogen sie mit Tochter Hilde nach Köln, in die Anonymität der Großstadt, in der auch Sohn Kurt, noch in gut bezahlter Stellung, wohnte. Eine neue Arbeitsstelle blieb den Juden Max und Elfriede Bachmann verwehrt.

Zunächst konnten sie sich noch eine gutbürgerliche 4 Zimmer Wohnung in Köln, Mainzer Straße 32 leisten. Die Rente von Max Bachmann, Ersparnisse und die finanzielle Unterstützung durch den Sohn reichten für ein bescheidenes Leben.

Ab 1936 begann der Sohn, Kurt Bachmann zu überlegen, zusammen mit seiner Ehefrau Alice, nach Frankreich zu emigrieren. Die Eltern lehnten es kategorisch ab, Deutschland zu verlassen. Sie hofften auf ein Ende des Nationalsozialismus und konnten und wollten sich ein Leben in der Fremde nicht vorstellen.

Beginn 1938 emigrierte der Sohn nach Frankreich. Max und Elfriede Bachmann waren inzwischen hinsichtlich einer eigenen Ausreise schwankend geworden, zögerten aber eine Entscheidung immer wieder hinaus. Schließlich hatten sie sich für eine spätere Ausreise entschlossen und begannen zu überlegen, wie sie französisch lernen wollten. Jedoch wurde der Sohn 1939 in Frankreich interniert und eine reale Ausreisechance für seine Eltern wurde immer kleiner.

Das Leben in Köln wurde für Max und Elfriede Bachmann immer schwieriger. Kontakte zu anderen Menschen blieben auf Verwandte, jüdische Bekannte und einige wenige Familien aus Kurt Bachmanns Bekanntenkreis, dessen Widerstandskontakten, beschränkt.

Zum 01.03.1939 wurde das Ehepaar von den NS Behörden gezwungen die 4 Zimmerwohnung in der Mainzer Straße zu verlassen und in ein Zimmer im Ghettohaus Gutenberg Straße Nr. 66 in Köln Ehrenfeld einzuziehen.

Am 22. 10. 1941 wurden sie von den Nazis, so wie Tochter Hilde, Schwiegersohn Hans und dessen Vater Emil Treumann ins Konzentrationslager Lodz deportiert. Hab und Gut waren vom NS Staat konfisziert, heißt gestohlen oder von deutschen Nachbarn geplündert worden

Max Bachmann wurde am 27.05.1943 von den Nazis ermordet, seine Frau Elfriede Bachmann am 09.09.1943