Erinnern – eine Brücke in die Zukunft

9. Januar 2019

KZ Auschwitz befreit                                        Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus

27. Januar 1945                                                  27. Januar 2019

 

Sonntag, 27. Januar 2019, 14 Uhr     Antoniterkirche, Schildergasse

Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall des Deutschen Reiches auf Polen der Zweite Weltkrieg – da war der erste große Weltkrieg gerade einmal 21 Jahre vorbei.

Durch die Weltwirtschaftskrise zwischen 1929 und 1932 gewann in Deutschland die Vorstellung an Bedeutung, einem starken „Führer“ an die Macht zu verhelfen. Ein militärisch, wirtschaftlich und politisch starkes Deutschland war das Ziel. Am 4. Januar 1933 vermittelte der Kölner Bankier Kurt von Schröder in seinem Haus am Lindenthalgürtel ein geheimes Treffen zwischen Adolf Hitler und dem ehemaligen Reichskanzler von Papen. Dies war die „Geburtsstunde“ des „Dritten Reiches“: Am 30. Januar 1933 wurde Hitler von Reichspräsident von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.

Bereits am 14. Oktober 1933 erklärte die deutsche Regierung den Austritt aus dem Völkerbund. Im März 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. In Köln marschierten am 7. März 1936 drei Bataillone der Wehrmacht über die Hohenzollernbrücke und rückten in den bis dahin entmilitarisierten Westen des Landes ein – ein klarer Bruch des „Versailler Vertrages“.

Auch in Köln profitierten kleine wie große Betriebe von der Rüstungskonjunktur. Zu nennen sind beispielsweise Felten & Guilleaume in Mülheim, die Humboldt-Deutz-AG in Kalk, die BAMAG (Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG) in Bayenthal, die Pohlig AG für Transport-, Geräte- und Stahlhochbrückenbau in Zollstock, die Vulkan AG für Gusswarenproduktion in Ehrenfeld, die Glanzstoff Courtaulds GmbH oder die Ford-Werke AG in Niehl, die F.W. Brügelmann Söhne oder die Rheinische Gummiwarenfabrik AG Franz Clouth in Nippes.

Der wirtschaftliche Aufschwung und die nationalistische Aufbruchstimmung erzeugten bei vielen Kölnerinnen und Kölnern Wohlwollen für das NS-Regime. Wie konnten sie die Opfer und Verheerungen des letzten Krieges so schnell vergessen? Wie konnte die große Mehrheit auf die erneute Kriegspropaganda hereinfallen? Wer widerstand der Kriegshetze? Wie veränderte sich die Situation in den Betrieben, als immer mehr Männer an die Front geschickt wurden?

Am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, gedenken wir aller Opfer der NS-Diktatur.

Im Jahr 2019 wollen wir den Blick auf diejenigen Kölnerinnen und Kölner lenken, die Opfer des verbrecherischen Vernichtungskrieges wurden, die als KriegsgegnerInnen verfolgt, als Zwangsrekrutierte ausgebeutet und teilweise in den Tod getrieben wurden. Wir widmen uns in diesem Jahr auch der Gruppe der Zeugen Jehovas. Ihre unnachgiebige Weigerung, Dienst an der Waffe zu leisten, war Anlass für ihre Verfolgung. Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Klara und Fritz Stoffels, das aufgrund seiner – religiös bedingt – pazifistischen Verweigerung von Kriegsunterstützung hingerichtet wurde.

Wir wollen auch über diejenigen sprechen, die für diesen Krieg produzierten und von ihm profitierten. Damit schlagen wir eine Brücke in die Zukunft, denn an vielen Orten dieser Welt werden aktuell Kriege geführt. Deutschland ist derzeit der viertgrößte Waffenexporteur der Welt. Die gelieferten Waffen feuern bestehende Konflikte an, vor denen Menschen fliehen und – auch in Deutschland – Schutz suchen. Diese Flüchtlinge und andere MigrantInnen werden aber ungeachtet der deutschen Mitverantwortung für Fluchtursachen von rechten und rechtspopulistischen StimmungsmacherInnen als Sündenböcke für soziale Probleme benutzt, um in der Bevölkerung Hass zu schüren und ein rassistisches Weltbild zu verankern.

Der Schwur der Überlebenden des KZ Buchenwald vom April 1945 ist immer noch aktuell: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

 

Programm:

Grußwort: Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Sprecher*innen: Maria Ammann, Markus Andreas Klauk, Doris Plenert, Stefan Preiss

Musik: Chor bewegt,  Klaus der Geiger

Projektgruppe Gedenktag

Mahngang ca. 15.30 Uhr zum Deserteursdenkmal am Appellhofplatz