Der AfD-Kandidat Beckamp und das Magazin „TUMULT“

2. Mai 2017

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Der 1975 geborene Kölner Stadtrat Roger Beckamp hat sehr gute Chancen, am 14.Mai für die selbsternannte „Alternative für Deutschland“ in den NRW-Landtag einzuziehen. Der Rechtsanwalt, der sich beruflich auf Immobilien-, Miet- und Baurecht spezialisiert hat und eine Anwaltskanzlei am Hohenzollernring betreibt, kandidiert auf dem sicheren Listenplatz 2 der AfD-Wahlliste für die NRW-Landtagswahl. Im Mai 2016 wurde Beckamp für zwei Jahre zum Rechnungsprüfer des gemeinnützigen Fördervereins „Freunde der Vierteljahresschrift TUMULT“ gewählt. Der Verein fungiert als Inhaber und Verleger von „TUMULT. Vierteljahresschrift für Konsensstörung“ und trägt dazu bei, deren finanzielle Basis zu sichern. Vorsitzender des Fördervereins des Debattenmagazins „TUMULT“ ist Dr. Frank Böckelmann aus Dresden, ein ehemaliger Akteur der außerparlamentarischen Linken. 2002 unterzeichnete Böckelmann einen Appell der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), 2014 trat er als Referent für die JF-nahe „Bibliothek des Konservatismus“ in Berlin auf. Der Schatzmeister des Fördervereins, Benjamin Jahn Zschocke, kommt aus dem Umfeld der rechten Zeitschrift „Blaue Narzisse“, die einst von Pennälern gegründet wurde. Ebenfalls Mitglieder des Fördervereins sind Günter Maschke aus Frankfurt/Main und Josef Kraus aus Ergolding. Maschke veröffentlichte in der Vergangenheit in einer Vielzahl von Zeitschriften der extremen Rechten, fungierte als Interviewpartner des NPD-Blattes „Deutsche Stimme“ und gilt als Carl-Schmitt-Exeget und deutscher Theoretiker der „neuen Rechten“. Kraus ist Präsident des „Deutschen Lehrerverbands“ und ein gefragter Autor und Interviewpartner der „Jungen Freiheit“. Das Magazin „TUMULT“, das sich an eine akademische Leserschaft wendet, richtet sich gegen einen angeblich wachsenden „Konsensdruck in der öffentlichen Meinung“. Eine ganze Reihe ihrer Autorinnen und Autoren – längst nicht alle – können der „Neuen Rechten“ oder ihrem Umfeld zugerechnet werden. Mit Blick auf „TUMULT“ schrieb Hans Hütt 2016 in der Wochenzeitung „Die Zeit“ über die Formierung eines „intellektuelles Freikorps“: „Auf offener Bühne schwingen sie schwere rhetorische Säbel. Ihr Ziel ist offenkundig. Sie delegitimieren die Politik und munitionieren die neuen Rechtsradikalen…“ (DIE ZEIT 03.02.2016). Dazu passt Böckelmanns Aussage, dass man sich in einem „geistigen Bürgerkrieg“ befinde. Als rechtes Magazin mit elitärem Anspruch kann man „TUMULT“ in etwa als Nachfolger der in die Mitte gerückten Zeitschrift „MUT“ sehen. Während der Flüchtlingsdebatte erschienen in „TUMULT“ eine ganze Serie kritischer Abrechnungen mit der deutschen Willkommenskultur. In einem Ratsantrag forderte der Kölner AfD-Stadtrat Roger Beckamp, „angesichts der fortgesetzten Unwilligkeit der Bundesregierung den anhaltenden Zustrom einwandernder Menschen zu stoppen“. Die Stadt Köln solle eigenmächtig handeln und einen „sofortigen Aufnahmestopp“ verhängen. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, wenn Herr Beckamp bald für die AfD im Landtag von NRW agiert.