Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder brennende Bücher!

16. Mai 2015

Lesung anlässlich des 82. Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Faschisten am Mittwoch, den 20.Mai 2015, 11:00-17:00 Uhr, auf dem Albertus-Magnus-Platz, dem Hauptcampus der Uni Köln.

Jede und jeder ist eingeladen, zuzuhören und aus den Werken der AutorInnen, deren Bücher verbrannt wurden, vorzulesen.

„Ich glaube wie je, daß literarische Bemühungen niemals ohne Wirkung bleiben, wie lange es auch dauern mag, bis die greifbare Welt ihnen zugänglich wird. Künftige Menschen können sich einem gerechten Handeln nur dann gewachsen zeigen, wenn wir verharrt haben in der Sprache der Wahrheit.“ Heinrich Mann: Die erniedrigte Intelligenz, 1933. Aus: Verteidigung der Kultur, Antifaschistische Streitschriften und Essays, Berlin und Weimar: 1971, S. 296.
Anlässlich des 82. Jahrestages der Bücherverbrennungen durch faschistische Studierendenverbände und Burschenschaften initiiert der Arbeitskreis Zivilklausel in diesem Jahr wieder Lesungen aus den Werken der Autorinnen und Autoren, deren Bücher 1933 verbrannt wurden. Jede und jeder ist aufgerufen, sich zu beteiligen.
Verbrannt wurden an deutschen Hochschulen Bücher von jüdischen, pazifistischen, bürgerlich­humanistischen, sozialistischen und kommunistischen Literatinnen und Literaten, die mit ihrem Wirken den menschenverachtenden Zielen der Nazis im Weg standen. Dazu gehören Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Nelly Sachs, Sigmund Freud, Heinrich Mann, Carl von Ossietzky, Bertha von Suttner, Erich Maria Remarque, Heinrich Heine, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Rosa Luxemburg, Anna Seghers und viele andere, deren Werke aus den Bibliotheken verbannt, verbrannt und verboten wurden. Für die „Aufzucht“ eines „Volks“ gehorsamer und spießiger, gegenüber Unrecht und Unmenschlichkeit abgestumpfter Soldaten mussten die Nazis jegliche Ansprüche an Humanität und Egalität zu vernichten suchen. Die Bücher von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner wurden unter dem Ausruf „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!“ verbrannt.

In seiner stumpfen und geistlosen Verherrlichung des Krieges, der sozialdarwinistischen Propagierung der Ungleichheit und des Konkurrenzkampfes war das Regime auf Lügen und Propaganda angewiesen, fürchtete den Geist, musste die Intellektuellen verteufeln und die Wissenschaften gleichschalten.
Dieser Angriff auf die Zivilisation scheiterte. Rationalität, eine Kultur der Solidarität und der Anteilnahme konnten nicht ausgerottet, dem Menschen nicht die Menschlichkeit ausgetrieben werden. Wider alle Gewalt war die Aufklärung gegen die Gräuel des Nazi­Regimes und das Nein zu Krieg und Unmenschlichkeit Ermutigung für die Verteidigung der Zivilisation gegen den Faschismus. Das „1000jährige Reich“ konnte gerade zwölf Jahre Bestand haben. Im humanistischen Kulturerbe leben Hoffnung und Ambition auf eine Gesellschaft des Friedens und der Freiheit, der sozialen Wohlentwicklung, auf freundliche Lebensumstände und die weltweit verwirklichte Würde des Menschen. Daraus ist auch heute zu schöpfen.
Wir rufen alle zur Beteiligung an den antifaschistischen Lesungen anlässlich des Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Nazis auf.
„Hier sind Sie, die den Intellekt gewählt haben für ihr ganzes Leben – dort aber ein Staat, der ihn haßt und sich erst sicher fühlen könnte nach seiner Niederkämpfung. Jeden ihrer anderen Feinde hassen die Herren des Dritten Reichs auch deshalb, weil das wahrhafte Denken für den Feind und gegen das Reich entscheidet. Den Intellekt hassen sie ganz und gar um seiner selbst willen. (…)
Bekennt und Handelt!“ Heinrich Mann: Studenten! 1935, ebd., S. 298.

V.i.S.d.P.: Arbeitskreis Zivilklausel, ℅ Felix v. Massenbach, Marienstr. 3d, 50825 Köln, Kontakt: zivilklausel@uni-koeln.de www.zivilklausel.uni-koeln.de

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