Der Untertan

28. April 2015

12. Mai 2015
19 Uhr, Alte Feuerwache


Melchiorstr. 3, Filmraum
Spielfilm, DDR 1951
Veranstalter: VVN-BdA Köln

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Der Film nach Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ zeigt den kleinbürgerlichen Aufsteiger Diederich Heßling im wilhelminischen Deutschland. Heßling hat gelernt, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten. Er knüpft Beziehungen zu einflussreichen Leuten, die ihm nützen können, für seinen geschäftlichen Erfolg, unter solchen Erwägungen wählt er auch seine nicht sonderlich attraktive, aber reiche Ehefrau aus. Und er nutzt seine Beziehungen zum Regierungspräsidenten von Wulkow, um einen unliebsamen Konkurrenten auszuschalten. Sein größtes Erlebnis ist es, den Kaiser aus der Nähe gesehen zu haben. Eifrig sammelt er für ein Kaiserdenkmal in seiner Stadt. Doch die Einweihung geht in einem tosenden Gewitter unter.
Regie: Wolfgang Staudte
Drehbuch: Wolfgang Staudte, Fritz Staudte
Kamera: Robert Baberske, Schnitt: Johanna Rosinski
Musik: Horst Hanns Sieber

Staudte sagte zur Botschaft seines Films: „Ich will die Bereitschaft gewisser Menschen um 1900 zeigen, die über zwei Weltkriege hinweg zum Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 führte. Es soll eine Weiterführung meiner Anklage gegen diese Kreise und eine Warnung vor diesen Menschen sein, wie ich es schon in dem Film ‚Die Mörder sind unter uns‘ ausdrücken wollte.“

Die konservative bundesdeutsche Presse der 50er Jahre warf Staudte vor, er stehe „im Dienste kommunistischer Kulturpolitik“ und betreibe die „Bolschewisierung der Welt“. Man verriss den Film als böse und humorlos, nannte ihn einen „Charaktermord“ (Bandmann/Hembus, S. 167).
Und der Spiegel kritisierte:
„Ein Paradebeispiel ostzonaler Filmpolitik: Man lässt einen politischen Kindskopf wie den verwirrten Pazifisten Staudte einen scheinbar unpolitischen Film drehen, der aber geeignet ist, in der westlichen Welt Stimmung gegen Deutschland und damit gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik zu machen. Der Film lässt vollständig außer acht, dass es in der ganzen preußischen Geschichte keinen Untertan gegeben hat, der so unfrei gewesen wäre wie die volkseigenen Menschen unter Stalins Gesinnungspolizei es samt und sonders sind.“ (Spiegel, 12. Dezember 1951)
In der ganzen Welt erhielt der Film hohe Anerkennung. Lediglich in der Bundesrepublik Deutschland wurde er für sechs Jahre verboten, da man den Film als Angriff auf die Bundesrepublik betrachtete, in der viele Ansätze eines erneuten Untertanenstaates sahen. Der Interministerielle Ausschuss für Ost-West-Filmfragen, die für die Filmeinfuhr hauptverantwortliche Stelle, untersagte die Veröffentlichung aufgrund § 93 des StGB, der Herstellung von verfassungsfeindlichen Publikationen verbot.
1956 kam es dennoch zu einer einmaligen Aufführung in Westberlin. Nach einer erneuten Prüfung wurde der Film in einer um zwölf Minuten gekürzten Version und mit einem die Grundaussage des Films umkehrenden Vorspruch freigegeben. Dennoch wurde er im Januar 1957 erneut durch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) verboten. Die Erstausstrahlung im Fernsehen erfolgte in der DDR im September 1954, in der Bundesrepublik im Dezember 1969 (im Bayerischen Rundfunk). Die ungekürzte Fassung bekam man in der BRD allerdings erst seit 1971 zu sehen.
„Der Untertan“ – ein in Zeiten von Pegida auch heute noch höchst aktueller Film.