Nachtreten gilt nur im Fußball als unsportlich. Äußerst unsportlich zeigte sich auch Pro Köln anlässlich des Richtfests der neuen DITIB-Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Eine Hand voll Mitglieder und Anhänger der rassistischen, selbsternannten „Bürgerbewegung“ provozierte an der Venloer Straße einen größeren Polizeieinsatz.
Dort entsteht derzeit ein imposanter Komplex, zwei Minarette ragen 55 Meter in die Höhe. Nach den Entwürfen von Paul Böhm baut die Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V.ì (DITIB) ihre neue Zentralmoschee, die Platz für 1200 Gläubige bieten wird. Angeschlossen wird ein islamisches Kulturzentrum. Vor allem Größe und der repräsentative Charakter der Moschee hatte in der Planungsphase für eine kontroverse, teils rassistisch aufgeladene Debatte in Köln gesorgt. Insbesondere die seit 2004 im Rat der Domstadt vertretene extrem rechte Kleinpartei „pro Köln“ nutzte die Diskussion, um ausländerfeindliche Stimmungen zu schüren. Sie organisierte mehrere Demonstrationen in Ehrenfeld und initiierte 2007 ein Bürgerbegehren gegen den Moscheebau. Dieses scheiterte, weil mehr als ein Viertel der gesammelten Unterschriften ungültig waren.
An einer „Mahnwache“ am Rande der Baustelle nahmen rund 35 Rechtspopulisten teil. Jörg Uckermann, der tags zuvor für wenige Sekunden den Ratssaal betrat, um 17,50 Sitzungsgeld zu ergattern, führte das große Wort. Von Teilen einer Polizeihundertschaft wurden sie auf Abstand zur Baustelle gehalten. Da pro Köln keine 50 Personen vorweisen konnten, blieb ihre Lautsprecheranlage, eigens aus den Niederlanden importiert, unbenutzt. Uckermanns hetzerische Ausfälle verflogen im allgemeinen Lärm der Venloer Straße.
Die doppelte Zahl von Antifaschisten versammelte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schützte den Moscheebau symbolisch. Aufgerufen zu der Protestaktion hatte das „Ehrenfelder Bündnis gegen Rechtsextremismus“. Mit dem Entstehen der Moschee ist „pro Köln“ eines ihrer Kernthemen, nämlich die Kampagne gegen den Bau, verloren gegangen. Die Rechten könnten sich der „normativen Kraft des Faktischen nicht entziehen“, sagte Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) am Rande des Richtfests. Und doch darf nicht übersehen werden: In Ehrenfeld konnte „pro Köln“ bei der Kommunalwahl 2009 an Stimmen gewinnen. Mehr als sechs Prozent der Wähler gaben ihre Stimme der rassistischen Partei. Oberbürgermeister Roters sagte: „Wer baut, der bleibt. Wer hier in Deutschland, in Köln baut, hat hier ein neues Zuhause gefunden, in dem er wohnen, arbeiten und seiner Religion nachgehen möchte. „Der Bau ist Ausdruck des Teilwerdens und Teilhabens in dieser Gesellschaft“ erklärte ein Vertreter der DITIB. Noch in diesem Jahr sollen die Innenarbeiten in der Moschee fertig gestellt werden.