Bundeskongress der VVN-BdA tagte

geschrieben von dc

27. April 2011

Am 2. und 3. April tagte der 4. Bundeskongress der VVN-BdA in Berlin. Die rund 140 Delegierten stellten die Weichen für die politische Arbeit des Verbandes in den kommenden drei Jahren und wählten die Gremien der Organisation neu.

Auch auf die beiden Kölner Delegierten wartete ein arbeitsreiches Wochenende. Die Tagung fand in der Berliner Humboldt-Universität statt. Bereits am Vorabend referierte Prof. Dr. Moshe Zuckermann aus Tel Aviv im gefüllten Senatssaal der Universität zum Thema „Zwischen Israel-Kritik und Antisemitismus“.

Die Fédération Internationale des Résistants (FIR), der Dachverband der antifaschistischen Widerstandsorganisationen Europas und Israels, stellte der Öffentlichkeit gemeinsam mit dem belgischen Institut der Veteranen eine Landkarte der Lager und Haftstätten des deutschen Faschismus in Mitteleuropa vor. Für 12 Euro ist sie bei der VVN-BdA erhältlich.

Erwin Schulz (98) begrüßte als ältester Kongressteilnehmer die Delegierten. Das Bild der Tagung wurde aber von Antifaschisten der zweiten und dritten Generation geprägt. In den vergangenen drei Jahren sind 1100 Kameradinnen und Kameraden, viele aus der Generation der Widerstandskämpfer und Verfolgten, verstorben. Zugleich stießen viele jüngere Antifaschisten zur Organisation. Dieser Generationswechsel schlug sich auch in dem für VVN-Verhältnisse überraschend niedrigen Durchschnittsalter von 55 Jahren der Delegierten nieder.

Der Samstag stand ganz im Zeichen der inhaltlichen De- batte. Impulsreferate hielten u.a. Prof. Dr. Kurt Pätzold, Dr.Ulrich Schneider und Dr. Axel Holz. Grußworte wurden etwa von Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma, der DKP-Vorsitzenden Bettina Jürgensen und von Katina Schubert (Parteivorstand DIE LINKE) überbracht.

Einstimmig verabschiedet wurde der in Köln formulierte Antrag „Kein Werben fürs Sterben“ beschlossen. Weiterhin die Anträge „Schutz für Grabstätten der Sinti und Roma“ und „Rettet das Leben von Mumia Abu Jamal“, mit großer Mehrheit die Anträge „die Hinter- bliebenen der Opfer fordern ihr Recht“, „Spurensuche Ver- brechen der Wirtschaft 1933-1945“, „Antifaschistische Positionen statt Nazis in die Parlamente“. Für kontroverse, teils polemische Diskussionen sorgten Anträge zum Thema Israelkritik und Antisemitismus. Zwei Drittel der Delegierten verabschiedeten den Antrag „Gegen Israel-bezogenen Antisemitismus“.

Die Delegierten beschlossen auch die Verschmelzung mit dem Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e.V. (DRAFD). Die ehemaligen Mitglieder der DRAFD werden künftig ihre Arbeit unter dem Dach der VVN-BdA weiterführen und so diese Erbe des antifaschistischen Kampfes gegen das Hitlerregime bewahren.

Mit großer Mehrheit wurden Prof. Dr. Heinrich Fink (Berlin) und Cornelia Kerth (Hamburg) als Bundesvorsitzende wiedergewählt. Dem neuen Bundessprecherkreis gehört aus NRW der Dortmunder Ulrich Sander an. Der Kongress bestätigte auch die Zusammensetzung des Bundesausschusses der VVN-BdA, dem aus NRW die Landessprecher Ulrike Düwel und Jochen Vogler sowie Gerd Deumlich (Essen) vom Freundeskreis Emslandlager angehören. Stellvertreter sind Alice Czyborra (Essen) und Peter Trinogga (Köln).

Aus Zeitgründen konnte der Kongress nicht alle Anträge behandeln. Der Bundesausschuss hat nun die Aufgabe, sich mit den Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Zeitschrift „Antifa“, Bildungsarbeit oder der Einrichtung von Diskussionsforen zu befassen.

Die Referate, Grußworte und verabschiedeten Anträge lassen sich auf der Website der VVN- BdA (www.vvn-bda.de) nachlesen.