„Braune Halunken“ schifften ab

geschrieben von jöd

10. Mai 2011

Über 3.000 Menschen protestierten am Samstag gegen den Aufmarsch von pro Köln. Ein einsamer kurzer Marsch. Ein Bericht über den Ablauf zu geben ist sehr schwer, weil sehr viele Menschen aktiv waren. Hier ein Versuch, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben:

Vor der Demonstration
Bereits mehrere Tage vor dem Pro- Köln-Marsch zeichnete sich ab, dass die Polizei nicht nur einen Marsch über die Deutzer Brücke mit anschließender Kundgebung auf dem Heumarkt gebilligte hatte, sondern auch eine Demonstrationsroute durch das Schwulen-Viertel im Bereich Hohe Pforte und im Griechenmarkt-Viertel. Diese Information über die Presse den Menschen bekannt zu machen, scheiterte. Die Polizeipressestelle leistete harte Arbeit. Mit Ausnahme der Kölnischen Rundschau wurde die Information unterdrückt, obwohl das Bündnis Köln stellt quer dies in einer Pressekonferenz deutlich mitteilte und zu Protesten aufrief. Selbst die Stadt Köln war über die Strategie der Polizei nicht unterrichtet. Sehr ungewöhnlich.

Samstag ganz früh
Bereits am Freitag lag die Information vor, pro Köln sammelt sich außerhalb von Köln. Die Informationen erhärteten sich. Es gab einen Bus am Flughafen und eine Anreise von pro-Köln-Funktionären über Opladen/Leverkusen. Hier stießen auch die belgischen Rassisten hinzu. 200 Antifaschisten blockierten den Zug erfolgreich über zwei Stunden. Das hatte dann gute Auswirkungen auf den Gesamtablauf des rassistischen Aufmarsches. Faktisch entstand eine Zeitverzögerung von zwei Stunden und eine Demoralisierung von pro Köln. Alle Protestler atmeten auf. (siehe Bericht) Die Aktion kann aber auch einen hohen Preis bekommen. Die Daten aller Teilnehmer sind erfasst worden. Solidarität sollte in naher Zukunft organisiert werden! Das Bündnis gegen Pro Köln erzielte am Samstag morgen vor dem Oberver- waltungsgericht Münster das Recht, in Hör- und Sichtweite von pro Köln demonstrieren zu dürfen. Das führte auch dazu, dass Proteste auf dem Heumarkt möglich waren.

Beginn der Proteste
600 Personen beteiligten sich an der Veranstaltung in Kirche St. Heribert. Das war kein normaler Gottesdienst, sondern eher eine Protestveranstaltung, die dazu führte, dass Pro Köln sich nicht in der Deutzer Freiheit aufstellen konnte, sondern auf der Zufahrt zur Deutzer Brücke in der Nähe des Deut- zer Bahnhofs. (siehe dazu auch die Rede von Frau Bartscherer). Kurz vor 12 Uhr zog diese Menschengruppe dann in einer Demonstration durch Deutz über die Hohenzollernbrücke zur Frankenwerft. Auf der Hohenzollerbrü- cke hing ein Plakat von 22 Metern Länge mit der Losung: „Wir stellen uns quer. Kein Rassismus in Köln!“ Im Bereich Heumarkt/Alter Markt sammelten sich ca. 300 Personen. Als die Demonstration von der rech- ten Rheinseite an der Frankenwerft ankam, führte das Bündnis Kölner stellt sich quer mit ca. 1.000 Personen eine Kundgebung durch. Rednerinnen und Redner von den Kirchen, der muslimischen Gemeinde, DITIB, dem DGB-Landesvorsitzende und Vertretern von SPD, Grüne und der LINKEN. sprachen zu den Teilnehmern. Rolly Brings und Söhne unterstützten musikalisch.

Pro Köln marschiert im Sperrbezirk
Pro Köln wollte um 12 Uhr demonstrieren. Erst gegen 14 Uhr trafen die letzten Anhänger in zwei eilig herbei geschafften Sonderbussen aus Opladen ein (er trug die Aufschrift „Büsemeier“). Zwei Stunden mussten sie warten. Einige sind alkoholisiert. Ein Demonstrant mit SS-Zeichen muss seine Tätowierung verstecken. Zusätzliche Verzögerung entstand, als die Stromzufuhr der Verstärkeranlage durch einen Gegendemonstrant durchtrennt wurde. Es war ein ärmlicher Haufen, schreibt die Presse tags drauf. Wohl wahr, aber es waren dann doch 300 bis 400 Personen. Auffällig viele „Republikaner“, mit denen pro Köln jetzt fusionieren will. Als die über die Brücke zogen, zeigten die Kundgebungsteilnehmer von Köln stellt quer den Rechten demonstrativ ihr Hinterteil. Auf dem Heumarkt angekommen, wurde pro Köln heftig ausgepfiffen. Die Polizei hatte mit einem doppelten Ring von Polizeiautos eine Art Wagenburg gebildet, unmittelbar am umstrittenen Reiterdenkmal von Kaiser Wilhelm. Um 15 Uhr begann pro Köln ihre Kundgebung auf dem Heumarkt unter lauten Protesten der Gegendemonstranten jeglicher Couleur. Aber viele Demonstrantinnen und Demonstranten zogen schon weiter und bildeten Menschenblockaden an der Hohen Pforte, an der Cäcilienstraße und an den Bächen. Somit war klar, wenn der Demonstrationszug von pro Köln weiter ziehen würde, wären Konflikte vorprogrammiert. Gleichwohl diskutierte die Polizeiführung bis nach 15 Uhr, ob ein Marsch durch die Stadt durchgesetzt werden könne. Pro Köln aber war platt und leistete der Aufforderung der Polizei zurückzumarschieren, keine Widerrede. Gegen 16 Uhr zog pro Köln wieder ab über die Deutzer Brücke. Die Blockaden wurden beendet.

Fazit
Beide Bündnisse haben gute Arbeit geleistet und haben den Einmarsch von pro Köln in die Innenstadt verhindert. Ein Erfolg, der weiter ausgewertet werden sollte, um Strategie und Taktik noch zu verbessern.