Für ein Europa der Menschenrechte
26. Mai 2019
Vor der Wahl zum Europaparlament sorgen sich viele Menschen darum, dass rassistische, nationalistische und sogar offen faschistische Parteien größeren Einfluss gewinnen könnten. Um diese Kräfte zu bekämpfen, genügt es nicht, zu sagen wogegen wir sind. Demokratinnen und Demokraten sollten vor allem die Ziele aufzeigen, die sie mit einem geeinten Europa verbinden: Menschenrechte für alle Menschen, Frieden, soziale Gerechtigkeit und nicht Ausgrenzung, Ausbeutung und ein Leben auf Kosten der Menschen im Süden.
Der Kölner Schriftsteller, Liedermacher und Sänger, seit vielen Jahrzehnten politisch aktiv für Menschenrechte und gegen Rechts hat uns ein Lied geschickt, in dem er diese Ziele für und Träume von Europa beschreibt. Wir danken Rolly Brings für die Erlaubnis, den Text zu veröffentlichen.
Europa
Europa ohne Jrenze, Europa ohne Kreech.
Europa ohne Chauvi-Stuss: Dat wor ne lange Wääch.
Minge Pap un minge Opa marscheete zweimol durch Europa
met Hass em Hätz – fies opjehetz,
mem Stahlhelm om Kopp: tödlich beklopp.
Die Naach, als ich jebore woodt, do hät uns Stadt jebrannt.
En Europa flosse Trone un Blot; en Trümmer loch mänch ei Land.
Met Fahne han ich nix am Hot, die sin nit mi Ding.
Doch die eine, för die ich sing,
dat es die blaue met dem Stääne-Ring.
Ov Jüdde, Roma, Sinti, ov söns en Minderheit:
Nie widder soll Europa üch aandun Ping un Leid.
Wä biestisch schreit, dat singe Jott dä einzich wohre es,
läät e Düüvelsei en unser Ness,
weil ohne Toleranz för uns kein Zukunff es.
Europa, Bulle-Reuterin: Du häs ne Janus-Kopp.
Pass jot op ding Fraue, ding Pänz und Ahle op!
Hät sich och mänch ne Autokrat en di weich Bett jelaat:
Mer welle nit mih di dunkel Jeseech,
nor noch dat helle met dem Freiheitsleech.
Europa demokratisch, Europa ohne Hass.
Europa bunt-sympathisch: Dat es jet, wat meer pass.
Met Fahne han ich nix am Hot, die sin nit mi Ding.
Doch die eine, för die ich sing,
dat es die blaue met dem Stääne-Ring.
Europa, dat et Klima schötz, dat wör för uns nit schlääch.
Europa, sozial, jerääch: Dat weed ne lange Wääch.
Hück wünsch ich meer als Opa, dat en unserem Huus Europa
uns Kinder wonne unger einem Daach,
friedlich un frei: Dat wör en jroße Saach.
Europa
Europa ohne Grenzen, Europa ohne Krieg.
Europa ohne Chauvinismus: Das war ein langer Weg.
Mein Vater und mein Opa marschierten zweimal durch Europa
mit Hass im Herzen – fies aufgehetzt,
mit dem Stahlhelm auf dem Kopf: im tödlichen Wahn.
In der Nacht, als ich geboren wurde, hat unsere Stadt (Köln) gebrannt.
In Europa flossen Tränen und Blut; in Trümmern lag manches Land.
Mit Fahnen habe ich (seitdem) nichts am Hut, die sind nicht mein Ding.
Doch die eine, für die ich sing,
das ist die blaue mit dem Sternen-Ring.
Ob Juden, Roma, Sinti, ob sonst eine Minderheit:
Nie wieder soll Europa euch antun Schmerz und Leid.
Wer fanatisch schreit, dass sein Gott der einzig wahre ist,
legt ein Teufelsei in unser Nest,
weil ohne Toleranz für uns keine Zukunft ist.
Europa, Bullen-(Stier-) Reiterin: Du hast einen Janus-Kopf.
Pass gut auf deine Frauen, deine Kinder und Alten auf!
Hat sich auch mancher Autokrat in dein weiches Bett gelegt,
wir wollen nicht mehr dein dunkles Gesicht,
nur noch das helle mit dem Freiheitslicht.
Europa demokratisch, Europa ohne Hass.
Europa bunt-sympathisch: Das ist etwas, was mir passt.
Mit Fahnen habe ich nichts am Hut, die sind nicht mein Ding.
Doch die eine, für die ich sing,
das ist die blaue mit dem Sternen-Ring.
Europa, das das Klima schützt, das wäre für uns nicht schlecht.
Europa, sozial, gerecht: Das wird ein langer Weg.
Heute wünsch ich mir als Opa, dass in unserem Haus Europa
unsere Kinder wohnen unter einem Dach,
friedlich und frei: Das wäre eine große Sache.
© Text + Übersetzung: Rolly Brings
© Musik + Arr.: Rolly & Benjamin Brings