Familie Bejarano und Microphone Mafia ausgezeichnet
11. Dezember 2014
„Bis heute um 19.00 Uhr hätten 90 % der heute hier Anwesenden nicht gedacht, in den Räumen der Kreissparkasse Köln einmal ein Rapkonzert zu erleben“ – das bemerkte mit Recht am Ende der Feierstunde zur Verleihung des Giesberts-Lewin-Preises 2014 der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dr. Klaus Tiedeken, als Vorstandsmitglied der Bank der Gastgeber des Abends. Hinzuzufügen wäre allerdings noch: Noch außergewöhnlicher als Rap in Sparkassenräumen sind dort allerdings gereckte Fäuste und das gemeinsame Absingen (bei der Art wie es präsentiert wurde, könnte man durchaus auch von Abswingen sprechen) des italienischen Arbeiterliedes Avanti Popolo.
Aber der Reihe nach: Am Abend des 10. Dezember hatten sich etwa 150 Menschen zusammengefunden, um in den überfüllten Räumen des Kölner Käthe-Kollwitz-Museums der Kreissparkasse die Verleihung des angesehenen Preises an Esther Bejarano und ihren Sohn Yoram sowie das Kölner Rapduo Microphone Mafia, bestehend aus Rosario Pennino und Kutlu Yourtseven, die gemeinsam das Musikprojekt „Bejarano & Microphone Mafia“ bilden. Frühere Preisträger waren u. a. Antifaschist(inn)en wie Beate Klarsfeld, Ralph Giordano und der Kölner Autor und Liedermacher Rolly Brings. Das wahrscheinlich einmalige Projekt umfasst drei Generationen von Menschen: Esther, die als Mitglied des Mädchenorchesters von Auschwitz das Vernichtungslager überlebte und den Nazimördern beim Todesmarsch der Gefangenen von Ravensbrück entkommen konnte, ihren Sohn Yoram und die beiden Kölner Rapper, die von sich sagen. „Wir sind keine Bürgerkinder, wir sind Proletenkinder“.
Trotz Esthers hohem Alter (sie wird am 15. Dezember 90 Jahre alt) werden sie nicht müde, mit ihren Liedern in deutscher, italienischer, türkischer und jiddischer Sprache in Veranstaltungen und Schulen oder bei antifaschistischen Demonstrationen und Aktionen aufzutreten, um, wie Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in seiner Laudatio aufzeigte, „vor Ewiggestrigen und neuen Rechten“ zu warnen. Der Preis sollte eine Anerkennung sein, für ihr Eintreten für Toleranz und Demokratie – angesichts des Auftretens von Neofaschisten, Rassist(inn)en und Bürger(inn)en, die die „Islamisierung des Abendlandes“ herbeihalluzinieren und sich an Montagabenden in immer mehr Städten zusammenrotten, ist dies aktuell wie selten.
Der Dank der Geehrten bestand zum einen aus einer eindrucksvollen Lesung Esther Bejaranos aus ihren Erinnerungen, während der die Zuhörer(innen) die Luft anzuhalten schienen und einem gemeinsamen Auftritt der Gruppe. Während einem bei der Adaption von Hirsch Gliks Widerstandslied „Sog nischt kejnmol“ ein Schauer den Rücken hinunter lief verbreitete die Version von „Avanti Popolo“, bei der Mitglieder der Familie Rosario Penninos Schwestern und Nichten mitsangen, Optimismus und Fröhlichkeit – beides kann die antifaschistische Bewegung in der Bundesrepublik gut gebrauchen.
Als Kölner VVN-BdA gratulieren wir den Geehrten und sind stolz darauf, sie an unserer Seite zu wissen.