Finale: Köln im Herbst und Winter 1944

13. Januar 2014

2014 gedenken wir der Menschen, die in Köln Ende 1944 dem zunehmenden Terror der Gestapo ausgesetzt waren. Brutale Haftbedingungen und Folterungen, Hinrichtungen ohne Gerichtsurteil bestimmten die letzten Monate vor der Kapitulation der Nazis.

Aufgrund seiner geografischen Lage, als Verkehrsknotenpunkt und wegen zahlreicher kriegswichtiger Industriebetriebe war Köln im Krieg eine besonders gefährdete Region. Bis zum 31. Juli 1944 hatte es bereits 188 Luftangriffe der Alliierten gegeben. Auch für die Nazis war Köln eine wichtige Stadt, die sie keinesfalls preisgeben wollten.

Köln war Ende 1944 eine Trümmerwüste. Die Infrastruktur, Gas, Wasser, Licht Telefonnetz und Verkehrsverbindungen war über Monate komplett zusammengebrochen, Wohnungen zerstört, ebenso Straßen und Brücken. Lebensmittel waren rationiert, die Bevölkerung weitgehend aus der Frontstadt evakuiert. Doch die in der Stadt verbliebene Bevölkerung rebellierte nicht, die Arbeiterinnen und Arbeiter der Betriebe sabotierten nicht die Kriegsproduktion. Nur einzelne Gruppen und spontane Initiativen organisierten Widerstand und befassten sich mit der Frage, wie es in Köln nach der zu erwartenden Niederlage der NS-Herrschaft weitergehen könnte.

In Reaktion auf den 20. Juli 1944 löste das Reichssicherheits-Hauptamt am 22. August 1944 in ganz Deutschland eine umfassende Verfolgungsaktion „Gewitter“ aus, in deren Verlauf viele ehemalige Mitglieder, Sympathisanten und Funktionäre nahezu aller Parteien der Weimarer Republik verhaftet und auch viele Familienangehörige politischer Gegner als Sippenhäftlinge festgenommen wurden.

Es formierte sich die Kölner Gruppe des „Nationalkomitees Freies Deutschland“, in der 250 Personen unterschiedlicher politischer Herkunft mitarbeiteten. Zuvor bürgerliche Kreise initiierten spontane Aufklärungsaktionen. Jugendliche desertierten vom Westwall, wo sie zum Schanzen eingesetzt waren. Soldaten kehrten nicht mehr aus dem Heimaturlaub an die Front zurück. Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen leisteten Sabotage oder verließen ihre Arbeitsplätze und gingen in den Untergrund der Ruinen und Keller. In Ehrenfeld trafen sie auf jugendliche Edelweißpiraten, die sich keinen Zwängen mehr beugen wollten. Es kam zu Erschießungen einzelner Nazifunktionäre, zu Plünderungen und Diebstählen, um die Untergetauchten mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Gestapo schlug mit Wucht zurück, witterte überall kommunistische Verschwörungen. Zwei öffentliche Hinrichtungen in Ehrenfeld belegen ihre Absicht zur demonstrativen und sofortigen Auslöschung aller, die Widerstand leisteten.

Indem wir die Ereignisse und Persönlichkeiten dieser mörderischen Monate des NS-Terrors 1944 in Köln nachzeichnen, wollen wir an die Menschen erinnern, die sich voller Hoffnung dem Naziterror entgegenstellten, an alle Opfer, aus welchen Gründen sie auch verfolgt, erniedrigt und ermordet wurden.

Der Schwur der Überlebenden des KZ Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“ hat auch heute nichts an Aktualität verloren. Wir sind aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Glauben, ihren Lebensumständen gewaltfrei, anerkannt und ökonomisch abgesichert in Köln leben können. Das gilt auch für die, die zu uns kommen, weil sie in ihrer Heimat Hunger und Krieg ausgesetzt sind.

Erinnern - Eine Brücke in die Zukunft
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