Sebastian Dani Widerstandskämpfer in der Gruppe „Brotfabrik Germania“
2. Januar 2022
Am 14.10.2021 würdigte die SPD Bonn Menschen, die sich ehrenamtlich für andere sozial engagieren mit der Sebastian-Dani-Medaille. Dieser Tag ist ein ganz besonderer Tag in Bonn denn Sebastian Dani, SPD-Mitglied, Gewerkschaftssekretär Widerstandskämpfer in der Gruppe „Brotfabrik Germania“ und erster Bürgermeister der Stadt Bonn, würde an diesem Tag seinen 122. Geburtstag feiern.
Der aus Hausen in der Eifel stammende gelernte Bäcker wohnte und arbeitete bis 1930 in Bonn. Als er im Februar 1930, zehn Jahre nach seinem Eintritt, Gewerkschaftssekretär im Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter-Verband wird, kommt er nach Duisburg. Dani bleibt von der Verhaftungswelle bei der Zerschlagung der Freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 verschont. Er wird zwar noch in die Deutsche Arbeitsfront übergeleitet, jedoch zum 31. Juli 1933 entlassen.
Da 1933 Arbeitsstellen für die entlassenen Gewerkschaftssekretäre absolut nicht zu bekommen waren, baut er sich eine neue Existenz als freiberuflicher Brotfahrer auf. Von September 1933 bis zum 30. Juni 1934 bezieht er Brot zum selbständigen Verkauf von der Brotfabrik W. Beneck in Mülheim/Ruhr. Ab dem 1. Juli 1934 ist er freiberuflicher Verkaufsfahrer für die Brotfabrik Germania in Duisburg-Hamborn. Die Idee, während des Verkaufs von Brot illegale Kontakte zu ehemaligen Kollegen und Genossen zu pflegen und dabei Informationsmaterial gegen die Nationalsozialisten zu verteilen, und zwar großräumig, stammte offensichtlich von Sebastian Dani. Er kannte das Metier aus seiner Zeit als Gewerkschaftssekretär in der Nahrungsmittelbranche und erkannte, dass sich diese berufliche Tätigkeit völlig unverdächtig optimal für eine illegale Organisationsarbeit eignen würde.
Mit 35 Jahren wird er zu 5 Jahren Haft verurteilt, da er als Teil der Widerstandsgruppe „Brotfabrik Germania“ Flugblätter gegen die Nationalsozialisten verteilt. Unmittelbar nach dem Einmarsch der alliierten Truppen ließen englische Kommandeure nach Sebastian Dani suchen. Nicht weil sie ihn verhaften wollten, sondern sie wussten, dass er ein engagierter Demokrat war. Sie setzten ihn in seiner Wahlheimatstadt Bonn als Oberbürgermeister ein.
Widerstandsgruppe der Brotfabrik Germania
Die Widerstandsgruppe der Brotfabrik Germania war zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus ein sozialdemokratisch orientiertes Widerstandsnetz um die gleichnamige Brotfabrik in Duisburg-Hamborn. Sie entstand 1934 durch den Sozialdemokrat August Kohrdahs und wurde 1935 zerschlagen. Der Sozialdemokrat hatte 1933 die Brotfabrik gekauft und verkaufte unter der Bezeichnung „Kordahs Brot“ Backwaren auch durch Auslieferungsfahrer. Er stellte in dem Betrieb zahlreiche arbeitslose Sozialdemokraten und freie Gewerkschafter an. Die dann als Auslieferfahrer illegale Schriften gegen die Nationalsozialisten verteilten Der Aktionsradius der illegalen Gruppe umfasste den Niederrhein bis Bonn und Aachen. Es reichte bis ins Bergische Land, nach Ostwestfalen und nach Lüdenscheid im Sauerland. Die Organisation flog Anfang 1935 dennoch auf. Dies geschah zufällig nach Verhören nach einer illegalen Maifeier in Essen-Werden. Es wurden 200 Personen von der Gestapo verhaftet. Nach anderen Berichten, etwa dem der SoPaDe (x) aus dem Jahr 1936, waren es sogar 1000 Personen, von denen 600 vor dem Oberlandesgericht Hamm angeklagt wurden. In der Untersuchungshaft starben vier Beteiligte der Widerstandsaktionen, angeblich durch Selbstmord. Tatsächlich starben vier Bergleute aus Moers an den Folgen der Gestapo-Folter. Die achtzehn Hauptbeschuldigten wurden vom Volksgerichtshof im Brotfabrikprozess 1936 zu hohen Haftstrafen verurteilt.
(X) (auch SoPaDe bzw. SOPADE) nannte sich der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) von 1933 bis zum Frühjahr 1938.