Nie wieder brennende Bücher, nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
20. Juni 2021
Teile der Lesung sind jetzt auf https://r-mediabase.eu/eine-lesung-in-koeln-nazibarbarei-begann-mit-buecherverbrennung veröffentlicht worden.
Aufruf zu antifaschistischen Lesungen anlässlich des 88. Jahrestages der Bücherverbrennung
Die Lesungen werden dieses Jahr am 22.06, von 12 bis 16 Uhr hinter dem Hauptgebäude der Universität, auf dem Grüngürtel stattfinden.
„Denn über der Düsterkeit dessen, was Francisco da gemalt hatte, glänzte seine Lust zu leben, zu sehen, zu malen, seine ungeheure Freude am Leben, wie immer es sein mochte.“ Lion Feuchtwanger: „Goya. Oder der arge Weg der Erkenntnis“, S. 210.
Vor 88 Jahren wurden an den deutschen Universitäten von nationalistisch verhetzten Studierenden die Bücher von jüdischen, bürgerlich-humanistischen, sozialistischen und kommunistischen Autorinnen und Autoren verbrannt, am 17. Mai 1933 auch an der Universität Köln. Verbrannt und verboten wurden die Werke von Autorinnen und Autoren wie Nelly Sachs, Erich Maria Remarque, Rosa Luxemburg, Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, Berta von Suttner, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Sigmund Freud, Irmgard Keun, Heinrich Heine, Karl Marx und vielen anderen. Nie wieder!
Der Hochrüstung, dem Raubkrieg und der Vernichtungspolitik ging der Kampf der Nazis gegen die Vernunft, gegen alle Kräfte, die für einen sozialen und demokratischen Aufbruch nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 eintraten, voraus. Literatur, die von neugieriger Befürwortung des Lebens, von einem realistischen und anteilnehmenden Blick auf die ZeitgenossInnen und die Geschichte geprägt war, stand der Glorifizierung der „Nation“ und dem engstirnigen Untertanengeist der Nazis radikal entgegen. Alleine die Vorstellung eines solidarischen, besseren Zusammenleben der Menschen sollte ausradiert werden.
Trotz der Verbrennung der Bücher haben diese Werke und das politische Wirken antifaschistischer Kulturschaffender auch nach 1933 Grundlagen für die Befreiung vom Faschismus gelegt. Verbotene Schriften, Lieder, Bücher und Radiosendungen waren geistige Nahrung und Hoffnungsquelle für den antifaschistischen Widerstand. Sie haben damit Grundlagen für die Befreiung vom Nazi-Regime gelegt. Die volle Verwirklichung der Ansprüche und politischen Konsequenzen, die weltweit AntifaschistInnen aus den Erfahrungen von Krieg und Faschismus gezogen haben, stehen heute aus: Zivile, an menschlichen Bedürfnissen orientierte Wissenschaft und Produktion, soziale Gerechtigkeit, der Ausbau gesellschaftlicher Partizipation auf allen Ebenen und internationale Zusammenarbeit sind Lehren aus der Geschichte und tun heute Not für die Lösung der drängenden Zukunftsaufgaben der Menschheit.
Die Lesungen finden in diesem Jahr 80 Jahre nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion statt. In diesem bestialischen Raub- und Vernichtungskrieg der faschistischen Wehrmacht im „Osten“ sind über 26 Millionen Menschen aus der Sowjetunion – in ihrer Mehrzahl wehrlose ZivilistInnen – ermordet worden. Auch diesem Datum wollen wir gedenken, damit von deutschem Boden nie wieder eine Aggression gegen andere Bevölkerungen und Staaten ausgehe.
In diesem Sinne rufen wir auch in diesem Jahr wieder zu Lesungen aus den Werken der von den Nazis verbotenen Autorinnen und Autoren auf – zum Lesen gegen Rechts, gegen die auch heute forcierte Hochrüstung, für die Würde aller Menschen.
Nie wieder brennende Bücher, nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
„Man denke sich all diese Kräfte im Dienste des Friedens tätig – […] wie könnte die leere Phrase ,Zivilisation und Menschlichkeit‘ zum Ausdruck beglückender Wahrheit werden!“ Berta von Suttner, 1895.