8.Mai: Erinnerung, Mahnung, Verpflichtung
24. April 2020
Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos – in Europa herrschte nach fast 6 Jahren Krieg wieder Friede und weitgehend Freiheit. Seit dem 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, hatte das faschistische Deutschland versucht, Europa zu unterjochen, hatte geraubt und gemordet. Die slawischen Völker sollten wie die jüdischen Menschen ausgerottet werden – durch industriellen Massenmord, durch Hunger, durch Sklavenarbeit. Ziel war der Raub fremder Länder, um „Lebensraum im Osten“ zu erhalten. Ziel waren Rohstoffe, waren landwirtschaftliche Erzeugnisse. Das Mittel, um diese Ziele zu erreichen, war Massenmord.
Die Befreiung der Menschen Europas erfolgte durch die Armeen der Alliierten aber auch durch Partisaninnen und Partisanen in vielen von Deutschen besetzten Ländern. Die Hauptkraft dieser Befreiung, die auch die meisten Opfer zu beklagen hatte, war die Sowjetunion, waren die Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee. Sie, wie auch alle anderen, die mit unterschiedlichen Mitteln gegen die Nazis stritten, kämpften nicht nur für die eigene Freiheit, sondern auch für die Freiheit Deutschlands. Auch noch nach 75 Jahren können wir ihnen nicht genug dafür danken.
Die Niederlage Deutschlands, so schmerzlich sie von vielen Deutschen empfunden und erlebt wurde, war die Voraussetzung der Befreiung von Terror und Krieg. Mit dem Dank an die Befreierinnen und Befreier untrennbar verbunden, sind die Trauer um die Millionen Opfer faschistischen Terrors und die Mahnung, Faschismus und Krieg nie mehr zuzulassen.
Wurde dieses Ziel erreicht? 75 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur sitzen wieder rassistische und faschistische Kräfte im Bundestag und in den Länderparlamenten. Einer ihrer Spitzenfunktionäre nannte den deutschen Faschismus einen „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte, ein anderer sprach vom Berliner Gedenkort für die ermordeten jüdischen Menschen als von einem Mahnmal der Schande, das kein anderes Volk in seiner Hauptstadt errichten würde. Der rechte Ungeist ist weder tot noch vergangen. Auch Rassismus steht blutig wieder auf: In der Menschenjagd von Chemnitz, den Morden in Halle und Hanau, als Antisemitismus und „Islamfeindlichkeit“.
Und der Friede? Nach Jahren der Entspannung und Zusammenarbeit wird Russland wieder als Feind angesehen, hat die NATO sich bis an seine Westgrenze ausgedehnt, gilt wieder der „Fall Rot“. Aber nur im Frieden können die gigantischen Aufgaben, vor der die Menschheit steht, bewältigt werden.
In Zeiten der immer noch grassierenden Corona-Pandemie sind leider keine Kundgebungen anlässlich des Tages der Befreiung von Faschismus und Krieg möglich. Wir bitten deshalb alle, die den 8. Mai als Tag der Erinnerung, der Mahnung und der Freude über die Befreiung begehen wollen, unter Einhaltung der gesundheitlichen Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen, allein oder mit ihren Familien Blumen an den Gedenkstätten für die Opfer niederzulegen. Solche Gedenkstätten sind u.a.:
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das Mahnmal am Hansaring,
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die Gräber der sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und der Gestapo-Opfer auf dem Westfriedhof,
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der Gedenkort für die deportierten jüdischen Menschen in Müngersdorf (Stadtwald)
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die Gräber der Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer auf dem Friedhof in Brauweiler,
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die Gedenkstätte in der Bartholomäus-Schink-Straße in Ehrenfeld,
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die Gedenkstätte im Gremberger Wäldchen
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Denkmal an der Messe Deutz, wo sich ein Außenlager des KZ Buchenwald befand, Standort: kurz vorm Messeturm auf dem Grünstreifen
Wir bitten außerdem, die blumengeschmückten Gedenkorte zu fotografieren und die Bilder an uns zu senden – wir möchten sie im Internet als eine hoffentlich beeindruckende virtuelle Demonstration gegen Faschismus und Krieg veröffentlichen. Die Zusendung der Bilder – wenn nicht ausdrücklich untersagt – gilt als Zustimmung zu ihrer Veröffentlichung auf unserer Homepage und bei Facebook.
Der Vorstand der VVN-BdA – Kreisvereinigung Köln
(Nähere Angaben erhalten Sie unter 0152 58103016)