Warum Herr Albers seinen Hut nehmen sollte
23. November 2014
Je mehr Wolfgang Albers, Kölner Polizeipräsident, die Taktik der Polizei beim Rassistenaufmarsch am 26. Oktober verteidigt, umso mehr fällt auch unvoreingenommenen Beobachter(inn)en auf, dass in seiner Argumentation etwas nicht stimmen kann. Zwar räumt er mittlerweile ein, dass der Polizeieinsatz, bei dem 47 Beamt(inn)en leicht verletzt wurden, misslungen und durchaus kein Erfolg war – am Tag danach hatte sich das bei Albers Chef, SPD-Innenminister Jäger noch ganz anders angehört. Aber, so der oberste Kölner Polizist, er hätte gar nicht anders handeln können, denn die Polizei hätte in den Tagen vor dem 26.10. nicht gewusst, was sie heute wisse.
Das man hinterher immer klüger ist, ist eine Binsenweisheit und eignet sich zu allem möglichen, nur nicht als Entschuldigung in einer solchen Situation. Nicht nur, dass die Polizei auf die zu erwartende Zahl, die extrem rassistische und teil neonazistische Ausrichtung der Randalierer und die Ähnlichkeit ihrer Symbole mit denen der Waffen-SS ausdrücklich hingewiesen wurde; die Gewaltbereitschaft musste jedem Menschen klar sein, der auch nur einen flüchtigen Blick auf die HOGESA-Homepage geworfen hätte. Die Polizei scheint das nicht getan zu haben.
Albers gibt mittlerweile öffentlich zu, sich über die Zahl keine Illusionen gemacht zu haben. Dennoch verteidigt er seine Entscheidung, nur 1300 Polizist(inn)en eingesetzt zu haben, die den Hooligans natürlich hoffnungslos unterlegen waren. Warum er diese Entscheidung getroffen hat, die er nach eigenen Angaben heute so nicht mehr treffen würde, erklärt der Polizeipräsident mit keinem Wort. Wollte die Polizei den Rassist(inn)en die Kölner Straßen überlassen und war dann überrascht, als die Sache aus dem Ruder lief? Ist es eine Unterstellung zu vermuten, dass die Kölner Polizeiführung Nazidemonstrationen nur dann auflösen lässt, wenn der Mob gewalttätig wird? Das der Feind doch eher links verortet wird? Das rechte Hooligans massenweise gegen Demonstrationsauflagen und Gesetze verstoßen dürfen, ehe ihre Zusammenrottung aufgelöst wird?
Wie auch immer – Wolfgang Albers ist nicht in der Lage, die Entscheidungen der Kölner Polizeiführung nachvollziehbar zu erklären – oder er will es nicht. Wie auch immer, er sollte schleunigst seinen Hut nehmen – genügend davon besitzt er ja.