Alternative für Deutschland – ein Sammelbecken für Reaktionäre
27. Oktober 2013
Über die „Alternative für Deutschland“, die rechten Euro-Rebellen, die nur knapp den Einzug in den Bundestag verfehlten, gibt es außer Zeitschriften- und Zeitungsartikeln sowie Beiträgen im Internet, so gut wie keine ernsthaften Untersuchungen. Das Buch „Rechte Euro-Rebellion“ des Münsteraner Wissenschaftlers Andreas Kemper war deshalb der Grund für den „Arbeitskreis Antifaschismus/Antidiskriminierung“ bei ver.di und die Kölner VVN-BdA am 5. September, im Vorfeld der Bundestagswahlen, Kemper zu einem Vortrag ins DGB-Haus einzuladen.
„Keine Alternative für Deutschland! – Zu den politischen Hintergründen der Alternative für Deutschland“ hieß das Thema, das fast 40 Menschen interessierte. Kemper berichtete in seinem Beitrag von den beiden Gründungsströmungen der AfD, den in der Wolle gefärbten Konservativen, die schon seit mehr als 10 Jahren ihre rechte Ideologie unters Volk bringen und den neoliberalen Hardlinern in der Tradition des österreichischen Wirtschaftswissenschaftlers August von Hayek, die den Ökonomenflügel der neuen Partei stellen. Nach Meinung des Referenten wurde diese Partei nicht wie andere Parteineugründungen vor ihr, gegründet und von unten nach oben aufgebaut, sondern umgekehrt von der Spitze um den Vorsitzenden Bernd Lucke installiert. Ein demokratischer Parteiaufbau, bei dem die Mitglieder über Inhalte und Programme entschieden, sähe jedenfalls anders aus.
Die Demokratie scheint für die ideologischen Stichwortgeber und die politischen Köpfe der AfD, denen u.a. die volle Sympathie und Unterstützung der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit gehört, ohnehin nicht die Herrschaftsform ihrer Wahl zu sein. Deshalb propagieren sie Staatsmodelle, die scheinbar mehr direkte Demokratie ermöglichen, in Wirklichkeit aber die Position direkt gewählter Exekutivrepräsentanten gegenüber der der Parlamentarier(innen) stärkt. Kemper bezeichnete das als bonapartistisches Herrschaftsmodell und verwies auf den Slogan der radikalen Neoliberalen „Freiheit statt Demokratie“. Besondere Erwähnung fanden in seinem Beitrag die Vertreter(innen) der nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone enteigneten ostelbischen Adligen und Großgrundbesitzer, die sich ebenfalls in der AfD tummeln.
Alles in allem ein interessanter und informativer Abend, der lediglich unter der einstündigen Verspätung des Referenten litt, die etwa die Hälfte der Zuhörer(innen) veranlasst hatte, die Veranstaltung bereits vor ihrem Beginn zu verlassen. Sie hätten wahrscheinlich mehr Geduld nicht bereut.