Mülheim: Trotz widrigen Wetters gemeinsam gegen Rassismus
3. Juni 2013
Der Dauerregen konnte sie nicht schrecken: Gut 150 Menschen versammelten sich am 29. Mai, dem 20. Jahrestag der Morde von Solingen in der Mülheimer Schanzenstraße, um an die Opfer des rassistischen Terrors zu erinnern. Aufgerufen von einem Bündnis, in dem u.a. der Kölner Kreisverband der Grünen, Die Linke, DIDF, die VVN-BdA, das Bürgerzentrum MüTze und der Mülheimer Verein Heimat für Alle mitarbeiteten, gedachten sie der Ermordeten und der beim Nazi-Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße Verletzten.
Das Spektrum der Redner(innen) war breit: Der Vingster Pfarrer Franz Meurer stellte den unverzichtbaren Wert eines gutnachbarlichen Zusammenlebens jenseits ethnischer Zugehörigkeit dar, Özlem Alev Demirel, die Bundesvorsitzende der DIDF berichtete über die Arbeit ihrer Organisation, die die gemeinsamen Interessen der türkischstämmigen und deutschen arbeitenden und erwerbslos gemachten Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ali Demir, Vorsitzender des Vereins Heimat für Alle Köln, erläuterte seine Idee eines Migrationsmuseums in der Keupstraße und Jörg Detjen sprach über den alltäglichen Rassismus und seine Aktivitäten als Ratsherr der Linken dagegen. Detjen erinnerte auch daran, dass den Morden von Solingen der Bundestagsbeschluss zur Einschränkung des Asylrechts vorausgegangen sei. Der Kölner Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck und Peter Trinogga (VVN-BdA) setzten sich mit der undurchsichtigen Rolle des „Verfassungsschutzes“ bei der Nazimordserie des NSU und den Solinger Morden auseinander und diskutierten, ob der Inlandsgeheimdienst reformiert (Beck) oder aufgelöst (Trinogga) werden solle. Musikalische Unterstützung, die bei dem nasskalten Wetter unbedingt nötig war, erhielten die Veranstalter(innen) von Kutlu Yurtseven von „Microphone Mafia“, der Gruppe Ulas Genc, die „anatolischen Rock“ spielte und einer Kabarettistin, die sich über die nationalen und ethnischen Stereotypen und Vorurteile lustig machte. Alle Beteiligten waren sich einig darüber, dass es richtig war, ein Zeichen gegen Rassismus und Naziterror zu setzen. Es wird in den nächsten Monaten, besonders in Vorbereitung der Kommunalwahl 2014, darum gehen, kontinuierlich weiter gemeinsam gegen Rechts zu streiten – Rassismus, der sich bei pro Köln als Islamkritik tarnt, tritt nicht nur in Form mörderischer Gewalt auf sondern ist ein Phänomen, dass auch und gerade im Alltag dauerhaft bekämpft werden muss.