„Der heilige Schein“

geschrieben von ub

21. Juli 2011

Für Mittwoch, den 20. Juli hatte die VVN zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Theologen David Berger in das Naturfreundehaus in Kalk eingeladen. Ende 2010 ist Bergers Buch „Der heilige Schein – Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ erschienen. Bergers Buch ist eine Abrechnung mit dem rechten Rand des Katholizismus. Selbstkritisch reflektiert Berger darin seine eigene Rolle als jahrelanger Herausgeber einer konservativ-katholischen Zeitschrift („Theologisches“) und beschreibt, wie der Gedanke in ihm reifte, aus diesem Milieu auszusteigen.

Als antifaschistische Organisation interessierten uns vor allem die Passagen, die sich mit dem rechten Rand der Kirche und ihrer Vernetzung mit dem rechten politischen Rand auseinander setzen. In Kalk hat die durch den Holocaust leugnenden Bischof Williamson bekannt gewordene „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ in der Steinmetzstraße eine Kirche erworben. Und so waren auch einige Kalker gekommen, um mehr über diese reaktionäre Bruderschaft zu erfahren.

In seinem Vortrag legte Berger deshalb den Schwerpunkt auf diese extrem rechte Gruppierung des Katholizismus. Er berichtete über die Homophobie, die Doppelmoral und den grassierenden Antisemitismus in diesen Kreisen. Berger schilderte bedrückende Begegnungen in Priesterseminaren und Schulen der fundamentalistischen „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ und seine Erfahrungen als Teilnehmer illustrer „Herrenabende“ in Düsseldorf, auf denen auch bekannte Vertreter der extremen Rechten auftreten. In der Diskussion hob er hervor, dass es eine zunehmende Vernetzung erzkonservativer Katholiken mit der extremen Rechten gibt und dass ihr Einfluss in der katholischen Kirche sehr stark ist. Allerdings noch nicht so stark wie In Frankreich, wo die Piusbruderschaft und der Front National eng miteinander verzahnt sind. Sollte sich in Deutschland eine attraktivere rechtspopulistische Partei herausbilden, kann eine solche Entwicklung seiner Einschätzung nach aber auch hier eintreten.

Berger tritt für eine striktere Trennung von Kirche und Staat ein. In vielen sozialen Einrichtungen, die durch Steuergelder – nicht durch Kirchensteuer finanziert werden – werde z.B. das Arbeitsrecht ausgehebelt. So sei erst kürzlich einer Putzfrau in einem Essener Kindergarten gekündigt worden, weil sie ihre Partnerschaft mit einer anderen Frau legalisiert habe. Das Buch von David Berger, „Der heilige Schein“ ist im Ullstein Verlag erschienen und kostet 18 Euro.