„pro Köln“ ante portas

geschrieben von Mats Fogeman

11. November 2010

Köln. Regina Wilden ist aufgebracht. Wild gestikulierend brüllt die ehemalige „pro Köln“-Ratsfrau ihre Gesinnungsgenossen an: „Hört auf damit!“ – sie meint den Lärm, den einige Anhänger der rassistischen, selbsternannten „Bürgerbewegung“ gegenüber dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz mit ihren Trillerpfeifen fabrizieren. Wutentbrannt macht sie kehrt, überlegt es sich doch noch einmal und wird nun von einem Bereitschaftspolizisten an der Rückkehr gehindert. Markus Wiener, Geschäftsführer der „pro Köln“-Fraktion im Rat der Domstadt, eilt ihr zu Hilfe. Außerdem ruft er das Fußvolk zur Räson, welches daraufhin das Trillern einstellt. Die Mahnwache kann weiter gehen – mit Frau Wilden.

Die beschriebene Szene war der Auftakt zu einem seltsamen Schauspiel am 4. November. Die Rechtspopulisten provozierten mit einer „Mahnwache“ gegen den angeblichen parteipolitischen „Missbrauch“ des NS-Dokumentationszentrums. Vorwand war eine gemeinsame Veranstaltung der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus und der Volkshochschule, auf deren Einladung die beiden Politologen Dr. Frank Überall und Dr. Christoph Busch die Ergebnisse ihrer Studien über die Arbeit von „pro Köln“ im Stadtrat und in den Bezirksvertretungen vorstellten. Dass die Rassisten von „pro Köln“ ausgerechnet an dem Ort demonstrierten, der als Symbol für die NS-Verbrechen in der Stadt steht, musste zu Gegenprotesten führen. Als gegen 18 Uhr die ersten „pro“-Anhänger am Appellhofplatz eintrafen, standen ihre Gegner bereits dicht an dicht und blockieren den Eingang zum EL-DE-Haus. Die Zahl der Antifaschisten stieg im Laufe der Zeit bis auf rund 200. Die Rechten mobilisierten knapp über 30 Anhänger, einige der Teilnehmer sind von außerhalb – etwa aus Aachen – angereist. Eine Gruppe junger „pro“-Aktivisten gruppierte sich um ein Transparent der „Jugend pro NRW“ aus dem Bergischen Land. Einer trägt Kleidung der bei Neonazis beliebten Marke „Thor Steinar“.

Kurz nach Beginn der „Mahnwache“ wurde es kurzzeitig brenzlig für die „pro“-Aktivisten. Immer mehr Gegendemonstranten strömten über die Straße, die Polizei griff ein und trennte die Gruppen. Als gegen 19 Uhr „Mahnwachen“-Teilnehmer angeführt von Markus Wiener in das EL-DE-Haus eindringen wollten, gab es kein Durchkommen. Da half auch der Hinweis nicht, dass vier Ratsmitglieder von „pro Köln“ Einlass begehren. Während vor der Tür noch immer rund hundert Menschen die Rechten blockierten, war der Veranstaltungsraum mit rund 150 Besuchern bereits hoffnungslos überfüllt. Da konnte auch der Einsatzleiter der Polizei nichts mehr für Wiener ausrichten: „Sorry, wegen Überfüllung geschlossen“. Unverrichteter Dinge zog der „pro Köln“-Tross ab. Die Provokation ging nach hinten los: Auch viele „pro“-Gegner konnten sich die Vorträge nicht mehr anhören. Ohne die angekündigte Aktion der Rechtspopulisten hätte die Veranstaltung wohl kaum ein solch großes Interesse gefunden.