Dringender neuer Spendenaufruf für Mumia Abu-Jamal: »Der Schlüssel, um Mumias Zellentür zu öffnen…«

geschrieben von mib

19. Oktober 2010

Die Lage Mumia Abu-Jamals ist nach Aussage seines Hauptverteidigers Robert R. Bryan so ernst wie nie zuvor seit dem Todesurteil von 1982. Es wird in den kommenden Monaten darum gehen, die Gefahr, dass der afroamerikanische Journalist und Menschenrechtsaktivist 2011 hingerichtet wird, abzuwenden! In einer für den 9. November 2010 anberaumten gerichtlichen Anhörung und durch den Einsatz neuer Ermittlungs- und Forensikspezialisten will die Verteidigung Zeichen setzen. Zeichen für Gerechtigkeit nach fast 30 Jahren Unrecht. Zeichen gegen einen kaltblütigen Justizmord. Zur Finanzierung dieser Schritte (die Anwälte arbeiten ehrenamtlich) werden nach Auskunft von Robert R. Bryan in den nächsten Monaten bis zu 100.000 US-Dollar gebraucht. Wie in den vergangenen 18 Jahren wird dieses Geld nur durch Spendensammlungen in den USA und Europa bereitgestellt werden können. Wir streben deshalb als Spendenziel für die BRD an: 20.000 Euro in den nächsten sechs Monaten. 20.000 Euro als Signal gegen die Vollstrecker eines barbarischen Strafsystems! Das ist zu schaffen – es sind 2.000 mal 10 Euro oder 400 mal 50 Euro oder… Bitte nehmt euch/nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, diesen Aufruf zu lesen, um zu erfahren, wofür genau dieser Betrag so dringend gebraucht wird!

MUMIA ABU-JAMAL NICHT DER SIEGERJUSTIZ AUSLIEFERN.

Seit über 22 Jahren engagieren wir uns in der Kampagne für Leben und Freiheit Mumia Abu-Jamals. Er ist unschuldig im Sinne der Anklage, die ihn 1982 wegen Mordes an dem Polizisten Daniel Faulkner nach einem rassistischen und unfairen Prozess in die Todeszelle brachte. Seine Unschuld wird durch zahlreiche Beweise belegt, die seine Vertrauenanwälte ermittelt haben. Bislang wollte jedoch kein US-Gericht diese Beweise zur Kenntnis nehmen. Die US-Justiz verhält sich in diesem Fall wie eine Siegerjustiz, die mit der Person des ehemaligen Black Panthers Mumia Abu-Jamal auch die aufbegehrende Bewegung der 1960/70 Jahre und vor allem die Erinnerung der afroamerikanischen Bevölkerung an die Entschlossenheit und die politischen Erfolge der Black Panther Party auslöschen will. Die Freiheitskampagne für Mumia Abu-Jamal ist Teil unserer Politik zur generellen Abschaffung der Todesstrafe. Wir sind jedoch gezwungen, uns seit einiger Zeit ganz und gar auf diesen Fall zu konzentrieren, um Mumia Abu-Jamal nicht jenen Kräften auszuliefern, die seine Hinrichtung in einen Sieg über alle Gegner der Todesstrafe verwandeln wollen.

FÜR ARME GIBT ES KEINE GERECHTIGKEIT.

Wer in den USA zu seinem Recht kommen will, braucht dafür sehr viel Geld. Deshalb sind die über 3.400 Gefangenen in den US-Todestrakten nicht zufällig alle mittellos. In den USA ist noch kein reicher Delinquent hingerichtet worden. Armut und Tod durch die Giftspritze oder den elektrischen Stuhl sind zwei Seiten der selben Medaille! Deshalb war es von Anfang an eine wesentliche Aufgabe der Kampagne für Mumia Abu-Jamal, Spenden für seine Verteidigung zu sammeln: Im Frühjahr 1992 haben wir – Unterstützer aus der BRD und den USA – in nur zwei Monaten 50.000 US-Dollar gesammelt, um einen Grundstock zu schaffen, mit dem es möglich wurde, dass 1992 das erste Vertrauensanwälteteam seine Arbeit aufnahm und 1995 den ersten Wiederaufnahmeantrag bei Gericht stellen konnte. Seitdem haben wir weitere 80.000 Euro für die Verteidigung gesammelt, davon allein in den letzten beiden Jahren rund 21.000 Euro. Nur so war es möglich, Mumia Verteidiger an seine Seite zu stellen, die zwei Hinrichtungsbefehle erfolgreich anfochten und gemeinsam mit der Solidaritätsbewegung zu Fall brachten.

DIE AKUTE JURISTISCHE SITUATION.

Am 9. November 2010 wird das 3. US-Bundesberufungsgericht in Philadelphia eine mündliche Anhörung durchführen, die wahrscheinlich der letzte öffentliche Gerichtstermin in diesem Fall sein wird. Es geht in diesem Termin, über dessen Ausgang das Bundesgericht erst in den Folgemonaten entscheiden wird, um die Frage, ob das Todesurteil von 1982 bestätigt oder ein neuer Juryprozess angeordnet wird, in dem die Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt werden könnte. Damit wäre zwar immer noch keine Gerechtigkeit hergestellt, aber Mumia würde leben und wir könnten weiter um seine Freiheit kämpfen. Robert R. Bryan sagte allerdings in seinem jüngsten Interview am 2. Oktober 2010 in junge Welt, das Bundesgericht stehe unter großem Druck, gegen Mumia zu entscheiden. Würde das Todesurteil festgeschrieben, dann bliebe nur, zum letzten Mal vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen.

DURCHBRUCH MIT HILFE NEUER SPEZIALISTEN.

Parallel dazu verfolgt die Verteidigung weitere juristische Schritte auf einer zweiten Ebene. Anwalt Bryan: »Es gibt Aspekte des Falles, die von weitreichender rechtlicher Bedeutung sind, aber von früheren Verteidigern vor den Bundesgerichten nicht angefochten wurden. Unsere Ermittlungen und rechtlichen Untersuchungen dazu laufen, und wir arbeiten mit hervorragenden Spezialisten zusammen, aber es fehlt uns einfach das Geld dazu, alles Notwendige zu tun«. Die bisherigen Spendenmittel reichten nicht aus, denn die Spezialisten arbeiteten zwar für geringere Honorare, müssten aber bezahlt werden. »Mein Mandant hat es mit schlagkräftigen Gegnern wie der Fraternal Order of Police (FOP) zu tun, die ihre 350.000 Mitglieder und Millionen von US-Dollars mobilisiert, um seine Hinrichtung durchzusetzen. Wir stehen also unter einem viel größeren Druck und brauchen deshalb auch eine viel stärkere Solidarität. Mumia ist in allergrößter Gefahr!« Mit Hilfe der genannten Spezialisten könnten aber Ergebnisse erzielt werden, sagt Bryan, »die Mumia retten könnten. Sie könnten der Schlüssel sein, um seine Zellentür zu öffnen«.

SPENDEN GEGEN EINEN DROHENDEN JUSTIZMORD.

In den fast 30 Jahren seiner Haft im Todestrakt hat Mumia Abu-Jamal nicht nur einen mutigen Kampf für ein neues Verfahren, sondern generell gegen die Todesstrafe geführt. Mit seinen Schriften und Radiobeiträgen gegen die Todesstrafe, gegen Unrecht, Rassismus, Folter und Krieg ist Mumia Abu-Jamal zu einem anerkannten Sprecher all jener geworden, die sich diesen Geißeln der Gegenwart widersetzen. Er wurde dafür ausgezeichnet mit Ehrenmitgliedschaften wie in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen (VVN/BdA), Menschenrechtspreisen wie von der Erich-Mühsam-Gesellschaft Lübeck und des Berliner Bündnis für Soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde (BüSGM) und mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Paris und zahlreicher anderer Städte Frankreichs und Italiens. Das P.E.N.-Zentrum der USA hat den Schriftsteller Abu-Jamal als Vollmitglied aufgenommen. Durch seine Bücher und Reportagen aus dem Inneren der Todestrakte hat Mumia Abu-Jamal dem Kampf gegen die Barbarei der Todesstrafe ein Gesicht gegeben. Er ist zu einem wichtigen Symbol dieses Kampfes geworden. Wir müssen deshalb fest an seiner Seite stehen und auch durch unsere Spenden dafür sorgen, dass er nicht hingerichtet wird. In unserer Kampagnenarbeit werden wir der Finanzierung der Arbeit der Verteidigung Vorrang einräumen, da nur die Verteidigung noch die entscheidenden Hebel ansetzen kann, um Mumias Hinrichtung zu verhindern. Ohne diese Hebel werden unsere Initiativen und Proteste ins Leere laufen. Robert R. Bryan verweist im junge-Welt-Interview aus gutem Grund auf Teresa Lewis, die erst kürzlich trotz starker Proteste in Virginia hingerichtet wurde.

»Im Namen der Gerechtigkeit bitten wir Sie um Ihre Unterstützung und eine großzügige Spende im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.« (Angela Davis, Sprecherin der US-Kampagne gegen die Todesstrafe)

Spendenkonto für BR Deutschland und EU:

Sonderkonto Jamal / Archiv 92 S.E.B. Bank Bremen

Konto-Nr. 100 8738 701

BLZ 290 101 11

Stichwort »Verteidigung«

Überweisungen aus EU-Ländern:

IBAN DE78 2901 0111 1008 7387 01

BIC: ESSEDE5F290

Jede Spende von Einzelnen, Gruppen und Organisationen ist willkommen und wird ohne Abzüge an das Verteidigungsteam weitergeleitet. Darüber besteht zwischen Rechtsanwalt Bryan und dem IVK Bremen eine rechtsverbindliche Vereinbarung, die von Mumia Abu-Jamal autorisiert ist.

Mit solidarischen Grüßen, Internationales Verteidigungskomitee (IVK)