Mai: Würdiges Gedenken und nötige Aktualität

26. Mai 2024

Gut 80 Personen, darunter viele junge Leute, begingen am 8. Mai am Gedenkstein für die Opfer des Faschismus in der Grünanlage am Hansaring den Jahretag der Befreiung. Eingeladen hatten der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd, das Kölner Friedensforum und die VVN-BdA Köln. Im Mittelpunkt der Gedenkfeier stand in diesem Jahr die Belagerung von Leningrad durch deutsche und finnische Truppen, die mehr als eine Million Menschen das Leben kostete – die meisten verhungerten oder erfroren. Am 27. Januar, an dem sich die Befreiung Leningrads und die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz jährten, in Deutschland offizieller Gedenktag an die Opfer des Faschismus, blieb dieses Kriegsverbrechen gegen die Leningrader Bevölkerung meist unerwähnt – Grund genug, es in Köln zum Thema zu machen.

Nach einem Lied von Kay Hofstetter und der Eröffnung und Begrüßung berichtete Eva Aras, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, über die in unserem Land weitgehend unbekannte Belagerung der Newastadt. Eindrucksvoll unterbrochen wurde ihr Beitrag mit einem Auszug aus Dimitri Schostakowitschs „Leningrader Sinfonie“, die inmitten von Hunger und Tod am 9. August 1942 uraufgeführt wurde – ein Zeichen für den Lebenswillen der Menschen in Leningrad.

Es wäre nicht möglich (oder verlogen), eine Kundgebung gegen Krieg und Faschismus zu veranstalten, ohne den Krieg in der Ukraine zum Thema zu machen. Andrij Konovalov, Ukrainer und Jewgenij Arefiev aus Russland, die sich beide weigern, auf die Angehörigen der jeweils anderen Nation zu schießen, sprachen über ihre Gedanken und Gefühle anlässlich des Tages der Befreiung und wandten sich gegen jede Verharmlosung oder Rehabilitierung von Faschismus und Nationalismus.

Entscheidend zum Gelingen der Veranstaltung trugen auch Marina Kalmykowa und Igor Khokhlovkin mit ihrem beeindruckenden Vortrag eines russischsprachigen Erinnerungsliedes an den Krieg und die darin umgekommenen sowjetischen Soldaten sowie der Rezitation eines Gedichtes über die Belagerung Leningrads von Anna Achmatova bei. Allen Rednerinnen und Redners, allen Mitwirkenden und Unterstützer(inne)n sei herzlich gedankt – ohne sie wäre es nicht gegangen.

Hier die Texte der Reden: